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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Gesicht.
    »Und deine Eltern lieben dich auch und wir alle haben Angst um dich. Ich will jetzt, dass du mir sagst, was mit dir los ist.« Sie machte eine Pause und er konnte hören, wie ihr Atem zitterte. »Sonst widerrufe ich meine Aussage.«
    »Sonst tust du was?« Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Krächzen.
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Du willst also allen Ernstes, dass ich im Knast lande?«
    »Nein, ich will, dass du ehrlich zu mir bist. Ich bin deine Frau, verdammt noch mal!«
    »Meine Frau, die einen Fickfreund im Kindergarten–«
    Grace trat hart auf die Bremse und Patrick musste sich am Armaturenbrett festhalten, um nicht mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe zu knallen.
    »Du weißt doch genau, dass das nicht wahr ist! Warum tust du das? Warum richtest du dich selbst so zugrunde?« Graces Stimme war schrill, sie schien ihm förmlich das Trommelfell zu zerreißen.
    Er starrte nur geradeaus, die Hand immer noch am Armaturenbrett.
    »Ich rede mit dir!«
    Patrick antwortete nicht. Schließlich schnallte sich Grace ab und stieg aus dem Wagen. Er schaute auf und sah sie am Straßenrand ein paar Schritte gehen. Ihre Schultern bebten. Irgendwann, als sie sich halbwegs beruhigt zu haben schien, lehnte sie sich gegen die Motorhaube und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Auch Patrick stieg aus. Er stellte sich neben sie, in dem kläglichen Versuch, auf irgendeine Art und Weise für sie da zu sein, ohne wirklich da sein zu wollen oder zu können.
    »Es tut mir leid.« Seine Worte hörten sich leer an und er spürte, dass Grace das bemerkte.
    »Das hilft mir nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Ich bin nicht blöd, Pat. Es fiel dir schon immer schwer, offen zu sein. Denk nicht, dass ich das nicht gemerkt habe. Du hattest schon immer mit dir selbst zu kämpfen und du hast das auch immer irgendwie alles mit dir selbst ausgemacht, aber … Aber jetzt schaffst du das nicht mehr alleine, merkst du das denn nicht?«
    »Ich bin okay.«
    »Du bist ein Wrack.«
    »Ich bin auf dem richtigen Weg.«
    »In dein Verderben, ja.«
    Er sagte nichts.
    »Patrick! Sprich endlich mit mir!« Grace trat vor ihn und blickte ihm in die Augen. Sie schien, bei dem was sie darin entdeckte, zu erschaudern. »Hast du es getan? Hast du diese Menschen umgebracht?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Du glaubst nicht?«
    »Aber ich wünsche es mir.« Patrick spürte, wie sein Zugeständnis eine neue Wand zwischen ihnen errichtete. Als sie ihre Köpfe erreicht hatte, wurden Graces Augen hart. Sie wandte sich ab und ging zurück zur Fahrertür.
    »In was auch immer du dich da verstrickt hast – zieh jemand anderen mit rein!«
    »Bitte?«
    »Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, aber wir haben ein Kind!« Sie öffnete die Tür und sah Patrick ein letztes Mal an. »Ich will für Tammie da sein. Ich lass mich nicht mit in deine Abgründe zerren.« Damit stieg sie ein und er konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite gehen, bevor sie davon brauste.

-87-
    Erst, wenn man jemanden brauchte, wurde einem klar, auf wie wenig Leute man sich tatsächlich verlassen konnte. Jedoch hatte Patrick zumindest jemanden, den er guten Gewissens mit in den Abgrund reißen konnte.
    Er war dem Polen auf der Landstraße entgegengelaufen und als er Jerzy entdeckte, hatte er gerade Rockbrook zu Fuß erreicht. Der Dealer hatte ihm am Telefon lang und breit erklärt, dass er weder ein Auto noch einen Führerschein besaß, doch als Patrick ihm eine geradezu unanständige Summe für sein Kommen versprochen hatte, war ihm eingefallen, dass die Freundin seines Cousins einen alten Golf hatte, den sie ihm sicher leihen würde und dass er in der Betoneinöde von Dolphin’s Barn während seiner langen, trostlosen Jugend die ein oder andere Runde gefahren war.
    Jetzt brachte er den Golf ruckelnd zum Stehen und sprang aus dem Auto, als würde er befürchten, dass es jede Sekunde explodieren könnte. »Ich schwöre dir, wenn ich mein Geld nicht sehe …!!«
    »Du siehst dein Geld, Jerzy. Steig ein.« Patrick nahm auf dem Fahrersitz Platz. Im Auto stank es nach einer üblen Mischung aus Rauch und Duftbaum, aber alles, was ihn nach Dublin brachte, war in Ordnung.
    »Steig endlich ein, wir müssen los!«
    »Mir ist kotzübel, ich sag es dir!« Der Pole ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und knallte die Tür so heftig zu, dass der ganze Wagen wackelte. Sobald er saß, trat Patrick aufs Gas.
    »So eine Scheiße hab’ ich noch nie gemacht! Stell dir mal vor, die

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