Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
Vom Netzwerk:
nur nicht … Bitte komm her. Ich erkläre dir dann alles. Versprochen.«
    Zu seiner Überraschung willigte sie ein. Er nannte ihr eine Bushaltestelle als Treffpunkt, die am Waldrand lag und die sie mit dem Navigationsgerät finden würde. Dann stand er auf und machte sich auf den Weg durch den winterlichen Wald, um endlich die Wahrheit zu finden. Es musste eine logische Erklärung für alles und insbesondere für die Mordwaffen in seinem Wagen geben. Unmöglich, dass er ein Mörder war. Andererseits war er das in gewisser Weise seit seinem fünfzehnten Lebensjahr.

-85-
    Das Klingeln an der Haustür zerriss die nächtliche Stille und ließ Patrick zusammenfahren. Warum in Gottes Namen hatte er Molly vorher ein dutzend Mal gesagt, dass sie anklopfen sollte? Er schaute zur Treppe und lauschte. Oben blieb alles still; Amy schien nach wie vor zu schlafen.
    Erleichtert erhob er sich vom Sofa und öffnete. Molly warf sich lachend in seine Arme. »Kaum zu glauben, dass meine Eltern das erlaubt haben!« Sie drückte ihn an sich, dann trat sie die Tür hinter sich zu.
    »Ssh!« Patrick legte ihr einen Finger auf die Lippen. Sie fühlten sich kalt und feucht an, was nicht verwunderlich war. Draußen war dichter Nebel aus den Wiesen vor dem Landhaus aufgestiegen und hatte das Haus nahezu komplett eingehüllt.
    »Ach ja, deine Schwester.« Molly ließ ihre Reisetasche achtlos vor der Eingangstür stehen und ging zum Sofa herüber, wobei ihr Blick auf den ausgeschalteten Fernseher fiel. »Was machst du?«
    »Lesen.« Patrick setzte sich neben Molly und betrachtete sie genauer. Feine Wassertröpfchen hingen in ihrem dunkelbraunen Haar, ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen glänzten vor Aufregung, als sie sich im Wohnzimmer seiner Eltern umsah.
    »Nett habt ihr’s hier. Ein wenig altmodisch, aber nett.« Sie wandte sich ihm zu und lächelte genau das Lächeln, mit dem sie ihm vor vier Wochen in der Schule das erste Mal aufgefallen war. Es war ein warmes und gleichzeitig verschmitztes Lächeln, das ihn neugierig machte.
    »Also, meine Eltern denken, dass noch mehr Leute aus unserer Klasse hier sind. Deidre, Nelly, Josh und – ach was soll’s? Sie werden dich kaum ausfragen. Was hast du deinen erzählt?«
    Patrick zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Gar nichts. Sie sind bei meinem Onkel in England und vor morgen Abend nicht zurück.«
    »Und deine Schwester?«
    »Die hält dicht.«
    »Dann haben wir sozusagen sturmfrei …« Molly beugte sich zu ihm herüber und er konnte nicht anders, als sie zu küssen. Sie schmeckte nach Himbeersirup und Vanille. Patrick schloss die Augen und vermochte sich keinen anderen Fünfzehnjährigen vorzustellen, der auch nur annähernd so viel Glück hatte wie er gerade.
    Molly lehnte sich zurück und zog ihn mit sich. Er begann, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Seine Finger zitterten und er brauchte eine halbe Ewigkeit, bis er es geschafft hatte, den ersten Knopf durch die kleine Öffnung zu zwängen.
    »… Paddy?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis er die Stimme richtig eingeordnet hatte. Dann sprang er auf und wandte gleichzeitig den Kopf in Richtung Treppe. Für einen Moment wurde ihm so schwindelig, dass er gegen den Tisch schwankte und eine Limonadenflasche samt Gläsern herunterfegte. Molly lachte spöttisch und Patrick spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er hasste Amy. Dauernd musste sie zur falschen Zeit aufkreuzen. Schlimm genug, dass er ständig als ihr Babysitter abgestellt wurde. Jetzt musste sie ihm auch noch den besten Moment seines Lebens kaputtmachen.
    »Was willst du?«, fuhr er sie an, wobei er sich Mühe gab, autoritär zu klingen. Molly sollte ihn nicht für einen Verlierer halten.
    »Da ist wieder dieser Mann. Draußen. Auf der Wiese.« Amy drückte ihren Lieblingsteddy fest an ihre Brust und machte einen Schritt die Treppe herunter.
    Mollys Lachen verstummte hinter ihm und er hörte, wie sie sich aufrichtete.
    »So ein Blödsinn! Da ist kein Mann und jetzt ab ins Bett.«
    »Nein.« Amy kam jetzt vollends die Treppe herunter und drückte sich in der Nähe des Kamins herum. In ihrem dünnen Nachthemd musste sie frieren, schoss es Patrick durch den Kopf und eine kindische Schadenfreude machte sich in ihm breit.
    »Dann bleib eben da stehen.« Patrick hielt Molly die Hand hin. »Komm, wir gehen in mein Zimmer.«
    Molly nahm seine Hand und er registrierte verärgert, wie sie Amy über seine Schulter hinweg anlächelte. Er fühlte sich verraten. Molly sollte

Weitere Kostenlose Bücher