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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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auf seiner Seite sein, sollte seine Wut auf Amy teilen und sich nicht hinterrücks mit ihr gegen ihn verbünden.
    »Komm schon«, sagte er noch einmal mit Nachdruck und zog Molly mit sich.
    Amy schaute ihnen beiden nach, wie sie nach oben gingen, und er konnte ihren vorwurfsvollen Blick im Rücken spüren. Doch glücklicherweise blieb sie, wo sie war.
    Wenige Minuten später lag Molly auf seinem Bett. Als sie eingetreten waren, hatte er den muffigen Geruch von alten Sportsachen und vergammelten Essensresten wahrgenommen, doch Molly hatte nichts dazu gesagt. Sie hatte sich wie selbstverständlich auf seinem Bett niedergelassen und ihre Bluse aufgeknöpft, während er das Fenster öffnen gegangen war.
    »Willst du, dass ich erfriere?« Sie lachte und zog seine Bettdecke über sich. »Komm mich wärmen.«
    Es klopfte.
    »Verdammt noch mal!« Patrick stampfte zu seiner Zimmertür und riss sie auf. Dann packte er Amy am Arm und zerrte sie den Flur entlang.
    »Du gehst jetzt ins Bett, Amy. Ich will dich weder heute noch morgen früh in meiner oder Mollys Nähe sehen, haben wir uns da verstanden?«
    Amy hatte sichtlich Mühe, mit ihrem großen Bruder Schritt zu halten. Sie trippelte neben ihm her und hatte ihren Stoffbären unter den Arm geklemmt.
    »Er ist an der Tür. Der schwarze Mann. Er hat geklopft.«
    Patrick blieb stehen und Amy prallte gegen seinen Oberschenkel. Sie verzog das Gesicht und begann zu jammern, verstummte aber sofort wieder, als sie seinen wütenden Blick auffing.
    »Es gibt keinen schwarzen Mann, der sich nachts vor unserem Fenster herumtreibt und nur auf den richtigen Moment wartet, um dich fressen zu können! Werd endlich erwachsen.« Patrick setzte sich wieder in Bewegung und Amy folgte ihm.
    »Aber–«
    »Was aber?« Ihm kam eine Idee. »Willst du nachsehen gehen?«
    Amy nickte stumm und ergriff seine Hand.
    »Gut, gehen wir nachsehen. Und dann gibst du Ruhe.« Patrick begleitete Amy die Treppe herunter und warf einen Blick durch die Fenster der Eingangstür. Er konnte kaum etwas erkennen. Der Nebel hing wie ein undurchsichtiger Vorhang vor den Fenstern und verlor sich dahinter in der Dunkelheit.
    »Niemand da, siehst du?«
    Amy machte einen Schritt nach vorne und deutete auf das Erkerfenster direkt neben der Tür. »Er hat mich dadurch angeguckt. Und dann hat er geklopft.«
    Patrick stöhnte genervt und riss die Tür auf. »Hier ist keiner.« Er trat ganz nach draußen und drehte sich um seine eigene Achse. »Weit und breit niemand zu sehen. Was glaubst du denn? Dass sich jemand die Mühe macht, an einem so vernebelten Abend hier raus zu kommen?«
    Amy stand zitternd an der Tür. Ihr Blick war ernst. Zu ernst für eine Sechsjährige. Ihre braunen Augen starrten in die Dunkelheit und sie runzelte die Stirn.
    Patrick kam wieder ins Haus. Er fröstelte. Die Feuchtigkeit hatte sein Shirt innerhalb weniger Sekunden klamm werden lassen. »Geh’ jetzt schlafen.«
    »Patrick?« Molly stand am Treppenabsatz. Sie hatte sich wieder angezogen und die Arme um den Oberkörper geschlungen. »Ist alles okay?«
    »Ja.« Er warf Amy einen mahnenden Blick zu. »Geh ins Bett.«
    »Aber–«
    »Kein „Aber“ mehr.«
    »Der Mann–«
    Patrick unterbrach sie, indem er scharf die Luft einsog. »Ich habe doch gerade eben nachgesehen!«
    »Aber–«
    »Was??« Patrick reichte es jetzt. Er packte Amy erneut am Arm und stürmte mit ihr zur Tür. »Glaubst du mir nicht?« Mit der einen Hand riss er ihr den Teddybären aus dem Arm, mit der anderen drückte er die Klinke herunter.
    »Paddy!«
    »Geh und sieh selber nach.« Er holt aus und warf den Stoffbären in den Nebel. Sofort setzte Amy ihm nach und Patrick knallte die Tür hinter ihr zu. Erleichtert ließ er sich gegen die Wand des Erkers sinken. Endlich hatte er sich durchgesetzt. Amy würde sie ganz sicher nicht noch einmal nerven. Weder bei diesem noch bei einem anderen Besuch von Molly.
    »Du wärst ein ganz schön strenger Vater, weißt du das?« Molly schaltete das Licht aus und kam auf ihn zu. Im Schein des Kaminfeuers hatte ihre Haut einen gleichmäßigen, gebräunten Teint, der seine Augen automatisch in ihren Ausschnitt wandern ließ.
    »Sie braucht das manchmal.« Er grinste schief und fragte sich insgeheim, wie lange er seine Schwester in der Dunkelheit stehen lassen musste, damit sie eine Lehre aus der Sache zog.
    »Ja, sie scheint wirklich eine Nervensäge zu sein.« Molly begann zaghaft, seinen Hals zu küssen. Patrick merkte, wie ihm heiß wurde. Er

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