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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Instrumente aufgereiht, darunter eine altertümliche Peitsche, ein Rasiermesser und – als seien die Vorstellungen, die dies auslöste, nicht genug – eine rostige Zange. Auf dem Boden unter den Fesseln hatte sich ein dunkler Fleck gebildet, im schummrigen Licht schwarz, in Wahrheit vermutlich rostrot. Brady wollte nicht wissen, was hier unten geschehen war, aber er wusste, dass es seine Pflicht war, es herauszufinden. Allein schon um Amy Namaras willen.

-11-
    Jedes Mal, wenn Patrick nach einer längeren Zeit nach Hause kam, fühlte er sich wie in einem Hotel. Das Haus, das sie kurz nach Tammies Geburt bezogen hatten, war zu groß und opulent für das Geld, das es gekostet hatte. Der Garten war riesig und der Ausblick von der Coast Road aus eigentlich noch mal das Doppelte wert. Während der Krise waren viele mittelständische Familien in feine Gegenden wie Malahide gezogen, sodass langsam aber sicher in vielen der anonymen Villenviertel eine Vorstadtidylle entstand, die in erster Linie von Lästereien und Tratsch und gemeinsamen Barbecues im Garten lebte. Als Grace nach Tammies Geburt zu Hause geblieben war, hatten die Nachbarn sie sich gleich geschnappt und in ihr Kaffeeklatsch- und Leseclub-Netz eingewoben wie eine Motte, die sich in ein Spinnennetz verirrt hatte. Mittlerweile arbeitete sie wieder im Kindergarten, doch für diese unsäglichen Treffen hatte sie immer noch Zeit. Vor allem an ihren freien Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr verbrachte sie fast jede freie Minute mit ihren Freundinnen aus der Nachbarschaft.
    »Ach ja, und bei den Hendersons hat es Heiligabend gebrannt.« Grace goss ihnen beiden Wein ein und setzte sich dann zu ihm aufs Sofa.
    »Wirklich.« Patrick griff nach seinem Glas und trank einen winzigen Schluck, damit Grace ihn nicht wieder mit diesem besorgten Blick musterte, der ihn sich jedes Mal aufs Neue unwohl fühlen ließ und stets unliebsame Erinnerungen ins Rollen brachte. Erinnerungen, denen nun eine weitere hinzugefügt worden war. Amys Teddy, schmutzig und in Auflösung begriffen.
    »Ja, der Weihnachtsbaum, stell dir vor«, fuhr Grace etwas zu schrill fort. »Die Männer haben ihn in den Garten geschafft und in den Swimmingpool geworfen.« Sie lachte, aber es klang unecht.
    Patrick lehnte sich zurück, trank erneut, versuchte sich zu entspannen und ihr Gebrabbel bestmöglich zu ignorieren. Unauffällig warf er einen Blick in den Garten, wo sich außer den Bäumen, die sich leicht im Seewind wiegten, nichts rührte. Im Gartenhaus brannte Licht, also war Sophie noch wach. Patrick fragte sich unwillkürlich, ob ihr Kindermädchen die Tür abschloss, wenn sie allein dort draußen war.
    »Du bist ganz schön müde, oder?«
    Er hob den Kopf. »Ja, ich bin fertig. Ich werd gleich ins Bett gehen.«
    Grace atmete laut durch und stellte ihr Glas auf dem Tisch ab. »Patrick, wenn du reden willst–«
    Die Klingel unterbrach sie, als es gerade unangenehm wurde.
    »Erwartest du noch jemanden?« Er stand auf und trat in die Diele, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Grace folgte ihm. »Ist sicher nur Laurie Mackenzie, sie hat ihren Schal hier vergessen.«
    Patrick öffnete die Tür und blickte in die ernsten Gesichter von Callahan und McCarthy. »Detectives?«
    »Guten Abend, Mister Namara.« Callahan war noch ein bisschen ernster und mürrischer als zuletzt. Er sah aus, als wäre ihm etwas unangenehm auf den Magen geschlagen.
    »Ich nehme an, Sie sind nicht wegen des Autos hier?«
    »Was für ein Auto?«
    »Mein Wagen wurde gestohlen. In der Nacht, nachdem Sie bei meinen Eltern aufgetaucht sind.«
    »Wie sagt man so schön? Ein Unglück kommt selten allein.«
    »In der Tat«, stimmte McCarthy seinem Kollegen zu. Er wirkte unruhig und in seinen Augen spiegelte sich unverhohlene Angriffslust wider.
    »Jetzt reden Sie schon. Gibt es Neuigkeiten von Amy?«
    »Wir müssen Sie bitten, uns aufs Revier zu begleiten«, antwortete Callahan lapidar.
    Patrick war völlig perplex. »Sie begleiten? Wieso?« Erst jetzt merkte er, dass er immer noch sein Glas in der Hand hatte. Er stellte es auf dem Garderobentisch ab und verschränkte die Arme.
    »Das werden wir Ihnen vor Ort erklären.«
    »Geht es um meine Schwester?«
    »Auch.« McCarthy musterte ihn von oben bis unten, als ob er ihn auf Waffen durchsuchen wollte.
    »Was ist denn los?« Grace trat neben Patrick und fröstelte sichtbar im Durchzug.
    »Misses Namara.« Callahan tippte an einen imaginären Hut. »Wir würden das gern zunächst mit Ihrem

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