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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Schneidezähne entwich. »Noch nicht viel. Männlich, zwischen fünfundvierzig und fünfzig, weiß. Zudem eine auffällige Deformation am linken Fuß. Pes equinovarus, auch Klumpfuß genannt .
    »Wie wurde er getötet?«
    »Allem Anschein nach wurde er erschlagen. Davor wurde er vermutlich gefoltert. Wir haben verschiedene oberflächliche Schnittwunden an Gesicht und Körper gefunden, die wohl in erster Linie dazu dienten, Schmerz zuzufügen. Außerdem eine ganze Anzahl von Knochenbrüchen, vor allem im Bereich der Füße.«
    »Knochenbrüche als Foltermittel?«
    »War im Mittelalter üblich.« Finn zuckte die Achseln.
    »Und was ist in der Plastiktüte?«
    »Etwas sehr Interessantes, das die Jungs von der Spurensicherung entdeckt haben.« Finn hielt den Beweismittelbeutel hoch und Brady erkannte, dass sich darin eine blutverschmierte Visitenkarte befand.
    »Haben wir den Namen des Opfers?«
    »Nein, viel besser.«
    Brady versuchte die Schrift auf der Karte zu entziffern. Dr. Patrick Namara – Facharzt für Allgemeinmedizin . Darunter befand sich die Adresse einer Praxis in Malahide, einem schicken Küstenstädtchen nahe Dublin.
    »Namara? Tatsächlich?« Brady fiel aus allen Wolken.
    In Seans Augen stahl sich ein triumphierendes Glitzern. »Sieht ganz danach aus.«
    »Wo wurde die Karte gefunden?«
    »Unter dem Opfer«, sagte Finn. Dann blickte er an Brady herunter und ließ sein Pferdegrinsen sehen. »Schlammcatchen?«
    »Ich musste jemanden verfolgen«, gab Brady zu und kam sich ein bisschen dämlich vor. »Statten wir Doktor Namara jetzt einen Besuch ab?«
    »Erstmal sichten wir das Haus. Die Kollegen waren schon drinnen und haben alle Räume bis auf den Keller freigegeben. Unten sind sie noch zugange, aber oben können wir uns in Ruhe umsehen.«

-10-
    Entgegen seiner Vermutungen roch es im Haus weder staubig noch vermodert. Ein süßlicher Duft erfüllte den Korridor, der von einem selbst gebastelten Lufterfrischer auf einer Kommode herrührte. Es dauerte nicht lange, bis sich Bradys Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten und er die Einrichtung erkennen konnte. Sie war altmodisch, das Holz der Möbel abgenutzt oder gesplittert. Doch alles in Allem machte das Interieur einen ordentlichen Eindruck.
    Sean war im unteren Stockwerk, sodass sich Brady erstmal mit dem Obergeschoss beschäftigte. Unter dem Dach lagen vier Schlafzimmer, allesamt einfach und spartanisch eingerichtet. Das erste auf der linken Seite war klein und schlicht, mit einem schmalen Einzelbett unter dem Fenster und einem massiven Bücherregal, das fast eine ganze Wand einnahm. Ansonsten war es leer: Keine Bilder zierten die Wände, keine Dekoration lockerte den kargen Raum auf.
    Brady warf einen flüchtigen Blick auf die Bücher. Es waren hauptsächlich Lexika und Bildbände über Pflanzen, Tiere, aber auch Mechanik und fremde Länder. Der Bewohner, vermutlich ein Junge oder Mann, schien wissbegierig zu sein.
    Das angrenzende Zimmer gehörte augenscheinlich ebenfalls einem männlichen Bewohner. Altertümliche, aus Holz zusammengeschusterte Modellflugzeuge hingen von der Decke und warfen Schatten auf die ebenfalls spärliche Einrichtung. Außer dem Bett gab es einen Schreibtisch, in dessen oberer linker Ecke ein Kerzenstumpf aus einem Berg aus getrocknetem Wachs stand. Daneben befanden sich, ordentlich aufgereiht, Kleber, Farben, Holzreste und verschiedene kleine Sägen und Pinzetten.
    Brady wollte sich gerade die letzten beiden Schlafzimmer am Ende des Flures genauer ansehen, als aus dem Keller aufgeregte Stimmen drangen.
    »Großer Gott, seht euch das an!«
    Er dachte nicht lange nach, sondern rannte nach unten. Dort herrschte bereits ein heilloses Durcheinander. Der Keller war voll gestellt, in den Ecken lagerten allerhand Arbeitsgeräte. Vor einer metallenen Tür tummelten sich Polizisten und versuchten einen Blick in den dahinter liegenden Raum zu werfen.
    »Das ist ja ein richtiges Verlies!«, rief einer der Männer.
    »Ein Folterkeller«, fügte ein zweiter an.
    Brady drängte sich nach vorne.
    »Lasst mal den Detective durch«, forderte jemand und Brady wurde in den zweiten Kellerraum gelassen.
    Was er sah, ließ ihm den Atem stocken: Ungefähr zwei Meter hinter der Tür verlief ein Gitter quer durch den Raum. In das Gitter war eine Tür eingelassen, die mit einem dicken Vorhängeschloss versehen war. Dahinter hingen zwei eiserne Ketten von der Decke, die in metallenen Handfesseln endeten. An der Wand waren die verschiedensten

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