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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Revier holte er sein Handy heraus und tippte eine Nachricht. Er atmete durch und dachte über die möglichen Konsequenzen nach. Dann schickte er die SMS ab.

-28-
    Der Pub-Besitzer empfing Brady vor dem Hintereingang der Kneipe und begrüßte ihn mit tiefer, angenehmer Stimme. Er war viel jünger, als Brady gedacht hatte, vielleicht Mitte bis Ende dreißig.
    »Am besten gehen wir in mein Büro.« Grisham lächelte und ging vor.
    Brady folgte ihm und sah sich um. Das Gardenia war auch nicht viel schöner, wenn man es von hinten betrat.
    »Leiten Sie den Laden schon lange?«
    »Ich habe ihn geerbt.« Grisham hielt Brady die Tür zu seinem Büro auf und deutete auf einen Stuhl. Er nahm Platz.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    Brady schüttelte den Kopf. Ungeduldig musste er mit ansehen, wie Grisham in Seelenruhe zu einer Minibar ging und sich einen Brandy eingoss.
    »Sie haben doch nichts dagegen?«
    »Nein.«
    Grisham nahm einen tiefen Schluck und setzte sich Brady gegenüber. Seine Nase war gerötet und unter seinen Augen befanden sich dicke Tränensäcke.
    »Also, Mister Grisham. Sie kennen diesen Mann hier.« Brady zog das Phantombild aus der Tasche und hielt es Grisham unter die Nase. »… ist das richtig?«
    Grisham nickte. »Ganz genau. Er liefert uns regelmäßig Lamm.«
    »Seit wann?«
    »Seit Ewigkeiten. Mehrere Jahre auf jeden Fall.«
    »Wie heißt er?«
    »Da fragen Sie mich zu viel.« Grisham nahm einen weiteren Schluck.
    »Sie müssen doch den Namen Ihres Lieferanten kennen, denken Sie nicht?«
    Grisham lachte. »So wie Sie es sagen, klingt es logisch. Aber ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass sich diese Geschäftsbeziehung einfach so ergeben hat. Eines Tages stand der Junge vor der Tür.«
    »Er stand vor der Tür?«
    »Ja, ganz genau. Mit einem toten Lamm über der Schulter. Einem ganzen Lamm, das müssen Sie sich mal vorstellen! Er fragte, ob ich es ihm abkaufen will.«
    »Und Sie haben Ja gesagt?«
    »Natürlich nicht. Wir haben Gesundheitsbestimmungen; ich kann nicht einfach irgendwelches Fleisch annehmen.«
    »Und wieso haben Sie dann doch?« Brady beäugte Grisham. Der Pub-Besitzer saß vollkommen ruhig in seinem Stuhl und hielt seinem Blick stand.
    »Er zerlegte das Fleisch und kam wieder. Ich sagte Nein, er kam trotzdem wieder. Irgendwann brachte er sogar Papiere mit. Herkunftsnachweise, Sie verstehen?«
    »Waren die echt?«
    »Ich gehe davon aus. Hören Sie«, sagte Grisham beschwörend, »der Junge brauchte dringend Geld, das hat man ihm angesehen. Er hat die Lämmer zu einem Spottpreis verkauft, ich wäre dämlich gewesen, hätte ich genauer hingesehen.«
    »Sie geben also zu, in Ihrem Pub Fleisch anzubieten, von dem Sie nicht wissen, woher es stammt.«
    »Ich habe, wie gesagt, Papiere.« Grisham grinste selbstsicher.
    Brady lehnte sich resignierend zurück. Im Moment würde er Grisham nichts anhaben können. Sollte sich doch die Lebensmittelbehörde mit ihm rumärgern. »Also gut. Fahren wir fort. Dieser Namenlose bringt Ihnen also Lämmer. Wie oft?«
    »Einmal im Monat. Er war zuletzt am vergangenen Sonntag hier, hat zehn Kilo Lammfleisch abgeliefert.«
    »Nicht sehr viel für einen Monat.«
    »Die Leute kommen nicht zum Essen her.« Grisham hob demonstrativ sein Glas und leerte es.
    »Wo wohnt Ihr Lieferant?«
    »Raten Sie doch mal.«
    »Sie wissen es nicht.« Brady fragte sich ernsthaft, ob Grisham wirklich so dickfellig war oder ob er ihn nur auf den Arm nehmen wollte.
    »Ich kann Ihnen die grobe Richtung sagen. Den Weg aufzeichnen.«
    »Wirklich zu freundlich.«
    »Nicht wahr?« Grisham kramte einen Bierdeckel aus einer Schublade hervor und zeichnete ein Kreuz ein. »Das ist das Blue Gardenia.«
    Brady nickte.
    »Und hier hinten führt eine kleine Straße den Hügel hoch. Der folgen Sie.« Grisham malte einen langen, geraden Strich auf und schob Brady den Bierdeckel herüber.
    »Das ist alles?«
    Grisham lachte. »Das ist alles, mein Freund.«
    »Und dort wohnt er?«
    »Nein, von dort kommt er immer. Wo er wohnt, weiß ich wie gesagt nicht.«
    Brady atmete durch. Er wusste nicht, wie er den Barbesitzer handhaben sollte, er wand sich wie ein Aal und entglitt ihm immer wieder.
    »Hat er ein Auto?«
    »Einen alten, grauen Pick-up.«
    »Kennzeichen?«
    Grisham hob ratlos die Schultern.
    »Wie ist er so?«
    »Der Wagen?«
    »Verflucht noch mal, der Mann mit der Narbe!«
    Grisham hob beschwichtigend die Hände. »Ganz umgänglich. Er liefert, kassiert sein Geld und zieht dann sofort wieder

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