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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Hand wie eine Einkaufstasche.
    »Schatz.« Grace legte einen Arm um Patricks Hüfte und bedeutete ihm mit einem Blick, wieder nach vorn zu sehen, sich auf die Beisetzung zu konzentrieren.
    »Und ich bin mir sicher, dass Amy dankbar für diese Zeit ist, für die Liebe und Geborgenheit, die ihr durch Sie zuteil wurde. Durch ihre Mutter, die stets für sie sorgte, ihren Vater, der immer ein wohlwollendes Auge auf sie hatte, und ihren Bruder, zu dem sie aufschauen konnte.«
    Bei den Worten des Priesters wurde Patrick kotzübel. Was wusste dieser Mann schon über Amy, über das, was sie gedacht oder gefühlt hatte? Was wusste er über ihr Verhältnis zu Jack oder Evelyn oder Patrick selbst?
    »Wenn Amy heute auf uns herabblickt, dann wünscht sie sich, dass ihre Familie auch in Zukunft an sie denkt, sie liebt und ein Auge auf sie hat. Denn solange Sie sich an sie erinnern, wird Amy nicht allein sein.« Der Priester bückte sich und ließ die kleine Kiste langsam herab in die Grube sinken.
    »Meine arme Kleine«, schluchzte Evelyn hinter vorgehaltener Hand und Patrick sah, dass sich Grace verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    Er schüttelte den Kopf und wandte sich dem Pfarrer zu. »Soll das alles sein?« Seine Stimme klang heiser und fremd.
    Der Geistliche erhob sich, langsam und arthritisch, faltete die Hände und blickte ihn ruhig an. »Selbstverständlich werden wir noch ein Gebet für Ihre Schwester sprechen, Mister Namara. Ich verstehe–«
    »Sie verstehen?« Er machte einen Schritt auf den Pfarrer zu und riss sich von Grace los, die ihn zurückzuhalten versuchte. »Wagen Sie nicht zu behaupten, dass Sie irgendetwas verstehen! Sie verstehen gar nichts!«
    Evelyns Schluchzen wurde noch eine Nuance verzweifelter und Patrick glaubte, eine stille Zustimmung darin zu erkennen.
    Sein Vater richtete sich auf und warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Beherrsch dich bitte.«
    Patrick trat einen Schritt zurück und musterte seine Familie, als sähe er sie zum ersten Mal. Ihre blassen Gesichter. Ihre schwarzen Mäntel. Die betretenen Blicke, die sie ihm zuwarfen. »Sie wurde ermordet und ihr lasst euch was von Liebe und Geborgenheit und ewigem Leben erzählen! Was ist los mit euch?«
    Entschlossen trat Grace auf ihn zu und packte seine Schultern. »Du wirst dich jetzt beruhigen, Pat. Denk doch bitte an deine Eltern.«
    »Leck mich, Grace.« Er löste ihre Hände von sich und stieß sie zurück. »Lügt euch von mir aus weiter in die Tasche, redet euch die Dinge schön, aber ohne mich!« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Gräberfeld. Noch am Tor hörte er das Klagen seiner Mutter.

-30-
    Der Morgen zog sich nur so in die Länge. Sean und Brady hatten sich bereit erklärt, heute Vormittag das Zeugentelefon zu übernehmen und eventuellen Hinweisen auf den Mann mit der Narbe nachzugehen. Doch nachdem der erste Anruferansturm verebbt war, kamen nur noch vereinzelte Hinweise rein. Sie hatten Kilian dafür abgestellt, die Datenbank durchzusehen, nur dass sie diesmal den Suchradius erweitert hatten. Zuerst war Brady froh darüber, dass er sich nicht mehr mit den Geschichten irgendwelcher Vermissten herumquälen musste, doch jetzt erschien ihm alles verlockender, als still neben Sean zu sitzen und das Telefon anzustarren.
    »Kann man Grisham nicht irgendwie dazu bringen, den Namen rauszurücken?«, brach Brady endlich das Schweigen.
    »Vergebliche Liebesmüh«, sagte Sean. »Der Kerl bezieht die Lebensmittel wahrscheinlich unter der Hand und führt gar kein genaues Verzeichnis. Bis wir mit dem fertig sind, liegt auf dem Fall längst eine meterhohe Staubschicht.«
    »Wie aufbauend.« Brady ging sich einen Kaffee einschenken. »Auch?«
    »Nee.«
    »Heute ist die Namara-Beerdigung, oder?«
    Sean warf einen Blick auf die Uhr. »War schon.«
    »Du bist nicht hingegangen.«
    »Ich gehöre auch nicht zur Familie, McCarthy.« Sean widmete sich einem Aktenstapel und begann, ihn neu aufzuschichten.
    »Du warst der leitende Ermittler.«
    »Weiß ich.«
    Brady zuckte die Achseln und nahm einen Schluck Kaffee. »Was sagst du eigentlich zu dieser Zeitungssache?«
    »Hm?« Sein Partner hatte die Stirn in Falten gelegt und starrte herab auf die Akten.
    »Der Bericht über den Fall.«
    »Der vom letzten Jahr? Mann, hast du ’ne lange Leitung.«
    »Das ist nicht mal eine Woche her, jetzt tu doch nicht so.« Brady ging zum Fenster und lehnte sich mit dem Rücken an das kühle Glas. Draußen stürmte es und dicke Regentropfen

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