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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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antwortete nicht, weil sich sein Telefon meldete.
Dann drehte er sich zu Christoph um.
    »Das hast du von deinem Klagelied.« Er hob seine Hand und streckte
Christoph drei gespreizte Finger entgegen. »Jetzt haben wir den nächsten Fall.
Man hat eine weitere Leiche entdeckt.«
    Christoph seufzte. »Und abends erklärt mir Anna stets, wie
aufreibend ihr Job in der Arztpraxis ist.«
    Dort, wo der Erichsenweg endet und in die Adolf-Brütt-Straße
mündet, weist ein großes Schild auf den Weg zum Krankenhaus und zur Krokusblüte
hin, zu der zahlreiche Besucher von weit her kommen, um sich am lilafarbenen
Blütenmeer der etwa fünf Millionen Krokusse im Schlosspark zu erfreuen. Es ist
den Veranstaltungsplanern geschuldet, dass im Frühjahr das »Krokusblütenfest«
die Gäste zum Auftakt zahlreicher Veranstaltungen in die gar nicht so graue
Stadt am Meer locken soll, auch wenn die Natur ihren eigenen Fahrplan schreibt
und oftmals zu einem anderen Zeitpunkt als dem vorbestimmten die bunte Pracht
erblühen lässt.
    Quer zur Straße standen mehrere Wohnblocks in der typischen Bauweise
mit roten Ziegeln. Zwischen den Blocks gab es eine asphaltierte Fläche, die
zahlreiche Löcher aufwies, und gepflasterte Parkplätze, während vor den
Gebäuden ein schmaler Grünstreifen vergeblich einen Hauch Natur vorspiegeln
sollte. Nur notdürftig von einer Hecke verborgen warteten überquellende
Müllbehälter auf die Abfuhr.
    Vor dem hinteren Eingang stand der Streifenwagen der Schutzpolizei,
umlagert von neugierigen Kindern. Bei zahlreichen von ihnen verrieten die
Hautfarbe, das dunkle Haar und die ausdrucksvollen braunen Augen die Herkunft
aus fernen Ländern. Auch eine Handvoll Erwachsener hatte sich dort versammelt.
    Christoph hielt hinter dem blau-silbernen Streifenwagen, verschloss
seinen Volvo und trat, gefolgt von Große Jäger, in das offene Treppenhaus ein.
    »Dort unten«, sagte eine Frau mit deutlich hörbarem Akzent und
zeigte auf die Kellertreppe. Ihre Stimme klang belegt, während ein kleines Kind
ihren Oberschenkel umklammerte und sich hinter ihr zu verstecken versuchte.
    Aus dem Keller drang Stimmengemurmel herauf. Am Fuß der Halbtreppe
bogen sie nach links ab, durchquerten die offene Stahltür und erreichten einen
typischen Kellerraum mit unverputzten Wänden. Auf die Betondecke, an der
deutlich die Schalungsbretter zu erkennen waren, waren Stromleitungen genagelt,
die zu Schildkrötenlampen führten, die alles in ein fahles Licht tauchten.
    Die gemauerten Räume, die den Zimmern der darüberliegenden Wohnungen
entsprachen, waren durch Drahtverhaue in einzelne Kellerverschläge unterteilt.
Für jeden erkennbar wurden dort Kartons, Koffer, alte Möbel, Fahrräder,
Schlitten, leere Flaschen und Einweckgläser gelagert.
    »Hier sind wir«, machte ein uniformierter Beamter die beiden
Polizisten auf sich aufmerksam.
    Der Lagerraum unterschied sich in nichts von seinen Nachbarn. Im
Unterschied zu den anderen Kellerverschlägen führten unter der Decke jedoch
Rohre entlang. Christoph vermutete, dass ein dickeres Rohr die Abwässer
aufnahm, ein ummanteltes sorgte möglicherweise für die Warmwasserzufuhr.
    Um die Rohre war ein Seil geschlungen, dessen Enden mehrfach
miteinander verknotet waren, wobei zusätzlich eine Schlaufe gebildet wurde. In
der steckte ein Kopf.
    Christoph ließ seinen Blick abwärtsgleiten. Die Beine baumelten nur
etwa zwei Handbreit über dem nackten Betonboden. Seitlich versetzt lag ein
umgestürzter schlichter Holzstuhl.
    »Das sieht nach einem Suizid aus«, sagte Große Jäger und näherte
sich dem Leichnam. »Oft hat er das noch nicht gemacht.« Er zeigte nach oben.
»Und auch noch Glück gehabt.« Dabei wies er auf die verbogenen Rohre hin. »Wenn
er Pech gehabt hätte, wären die gebrochen, und er würde jetzt mit dummem
Gesicht inmitten der Abwässer schwimmen. Wie hätte er das seinem Hausmeister
oder den Mitbewohnern erklären sollen? ›Sorry, ihr könnt vorübergehend nicht
die Toilette benutzen, weil ich mich aufknüpfen wollte.‹ Und wenn das
Warmwasserrohr gebrochen wäre, hätte er sich ordentlich verbrüht. Der Ärmste
hätte womöglich mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gemusst. Also, das
hätte ins Auge gehen können.«
    »Du bist heute aber sehr makaber«, stellte Christoph fest.
    Er besah sich das eingefallene Gesicht mit der fast normalen, leicht
ins Aschfahle weisenden Hautfarbe. Die Augen waren geschlossen. Christoph
machte Große Jäger darauf aufmerksam. »Die

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