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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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formuliert«, sagte Christoph und
protestierte, als Große Jäger sich an der Glut der ersten Zigarette die nächste
anzünden wollte. »Wir wissen auch, dass die Szymaniks einen Ford Mondeo Kombi
fahren. Wer kein Experte ist, könnte das Fahrzeug möglicherweise mit einem Opel
Kombi verwechseln. Und dann wäre da noch etwas …«
    »Du meinst seine Ehefrau.«
    Christoph nickte.
    »Die ist blond, so wie uns die Zeugen die unbekannte Besucherin bei
Adolph Schierling und vor dem Selbstmord von Wolfgang Hohenhausen beschrieben
haben.« Große Jäger nahm einen letzten tiefen Lungenzug und schnippte dann die
Kippe weg. »Zumindest haben wir einen weiteren Namen gehört. Josefa
Wendelstein. Sofern er stimmt.«
    Der Name war richtig, erfuhren die beiden Beamten noch auf der
Rückfahrt nach Husum. Hilke Hauck hatte die Adresse herausgesucht und angefügt:
»Onkel! Ich bin eine Frau. Ich bin blond. Ich bin bei der Polizei. Aber eines
bin ich nicht. Blöd!«
    »Tante Hilke. Wer hat dir etwas getan?«
    »Ihr! Glaubst du, ich bin die Außenstelle des Einwohnermeldeamts?«
    »Aber Hilkemaus.«
    »Ich bin nicht deine Hilkemaus.«
    »Was wären wir ohne dich? Du musst doch gar nicht den Computer
befragen. Du kennst doch mehr Einwohner als die Meldebehörde.«
    »Wie kommst du darauf? Welcher krumme Gedanke steckt dahinter?«
    »Tante Hilke. Nun lobe ich dich und sage dir, dass wir uns glücklich
schätzen, eine Frau wie dich bei uns zu haben.« Leise fügte er an und deckte
dabei das Mikrofon ab: »Eine richtige Frau. Niemand kocht so gut Kaffee wie
du.« Laut sprach er weiter: »Habe Mitleid mit mir. Mich erwartet eine Anzeige
vom Tierschutzverein.«
    »Hast du deinen Hund gequält?«, fragte Hilke erstaunt.
    »Nein. Mein Sparschwein ist verhungert.« Dann ließ er sich die
Adresse von Josefa Wendelstein durchgeben.
    »Zu welchem Seniorenheim müssen wir jetzt?«, fragte Christoph, der
in das Osterende einbog und sich in der Einbahnstraße links hielt, um an der
nächsten Möglichkeit wieder links abzubiegen, am meist menschenleeren ZOB vorbeizufahren und am Kreisverkehr den Weg Richtung
Bahnhof und Polizeidirektion einzuschlagen.
    »Du musst rechts ab«, sagte Große Jäger harsch und fuchtelte mit der
Hand vor Christophs Gesicht herum. »Rechts!«
    Bevor Christoph fragen konnte, erklärte er: »Die schöne Josefa wohnt
in der Beethovenstraße.«
    »Das ist nur einen Steinwurf von Wolfgang Hohenhausen entfernt«,
stellte Christoph fest. »Die haben alle in unmittelbarer Nähe gewohnt:
Hohenhausen, Schierling und die Wendelstein. Man könnte fast meinen, dieser
Husumer Stadtteil würde ›Alt Tönning‹ heißen, weil sich hier die ehemaligen
Tönninger niedergelassen haben.«
    Die Beethovenstraße lag im Musikerviertel. Am Ende standen quer zur
Straße Reihenhäuser. Davor lag ein Garagenplatz. Selbst in dieser ruhigen Ecke
der Stadt hatte sich ein Schmierfink mit seinem Tag auf
einem der Garagentore verewigt.
    »Die Wohnmobile, die hier die Straße versperren, gehören sicher
nicht Josefa Wendelstein«, stellte Große Jäger fest, bevor sie über den mit
zahlreichen Flicken ausgebesserten Teerweg zu dem Reihenhaus gingen, in dem die
alte Frau wohnen sollte.
    »Ob die ganz allein dort haust?«, überlegte der Oberkommissar laut,
während Christoph einen Blick auf den üppigen Rhododendronbusch warf, der den
Zugang zu den Häusern markierte.
    »Sie ist nicht blond«, wisperte Große Jäger, als Josefa Wendelstein
die Tür öffnete.
    Es hatte lange gedauert, bis sich die schlurfenden Schritte der
Wohnungstür genähert hatten und eine brüchige Stimme »Wer ist da?« fragte.
    »Wir sind von der Polizei«, hatte Christoph geantwortet und es noch
zweimal versichern müssen, nachdem sie misstrauisch bekundet hatte, sie würde
auf solche Lügen nicht hereinfallen. Er zeigte ihr den Ausweis, aber Josefa
Wendelstein winkte ab.
    »Ich kann das sowieso nicht mehr lesen.«
    In der Wohnung roch es muffig und abgestanden. Christoph glaubte,
aus dem Strauß der Gerüche Kamillentee und einen Hauch Abort herauszuriechen.
Natürlich hatte die alte Dame sich an ihre Einrichtung gewöhnt und nach dem
fünfzigsten Lebensjahr – vielleicht auch schon früher – keine neuen
Investitionen mehr getätigt. Heute war sie einundneunzig.
    Im Flur stand eine Gehhilfe. »Die alte«, sagte sie. »Die andere
steht unten im Hausflur. Ich kann sie nicht allein hinuntertragen. Aber manche
Nachbarn stört es. Rücksichtsloses Volk. Die haben keinen Respekt

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