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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wieder wanderte der Blick zum Bild an
der Wand. »Auf den war meine Mutter nicht gut zu sprechen.«
    »Das haben wir auch herausgefunden. Aber warum? Was weiß Ihre Mutter
über Dr. Pferdekamp?«
    Szymanik fuhr mit der Hand durch die Luft. »Tote soll man ruhen
lassen.«
    »Strafrechtlich kann man sie nicht mehr belangen, wenn es Vorfälle
gab, die in diesen Bereich fallen. Vielleicht gibt es andere Gründe.«
    Der Mann nickte. Dann sah er Christoph fest in die Augen. »Das ist
eine Sache, die allein meine Mutter angeht. Fragen Sie sie. Ich kann dazu
nichts sagen.«
    »Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?«
    Szymanik hob leicht die Hände an. Die Geste ließ alle
Antwortmöglichkeiten offen.
    »Wo haben Sie damals gewohnt?«, änderte Christoph seine Strategie.
    »In Tönning. In der Wohnung, in der meine Mutter heute noch lebt. Da
hat auch Oma schon gewohnt.«
    »Sie sind Jahrgang …?«, fragte Christoph.
    »1963.«
    »Können Sie sich noch an das Heim St. Josef erinnern?«
    »Schwach. Das ist über vierzig Jahre her. Meine Mutter hat da
gearbeitet.«
    Die beiden Beamten wechselten einen raschen Blick.
    »Bitte?«, fragte Christoph erstaunt.
    Der Mann nickte. »Ja. Warum nicht? Was ist daran so außergewöhnlich?
Irgendwie musste sie uns durchbringen. Sie war damals froh, dort als Putzfrau
und Küchenhilfe untergekommen zu sein. Und mich konnte sie mitnehmen. Ich habe
dort spielen können.«
    »Dann kennen Sie noch Leute von damals?«
    »Das ist so lange her. Da verblasst die Erinnerung.«
    »Wolfgang Hohenhausen?«
    »Das ist etwas anderes. Der war damals Hausmeister oder so was.
Mann, was hat der die Kinder schikaniert. Dem saß die Hand sehr locker. Wenn
etwas nicht so lief, wie er es wollte. Rums. Da hat es eine gegeben.«
    »Daran können Sie sich erinnern?«
    Er nickte. »Ich war der Einzige, den er nicht geschlagen hat. Aber
sonst …«
    »Ist niemand dagegen eingeschritten?«
    »Nein, warum auch. Die Jungs waren Freiwild.«
    »Gab es auch Mädchen im Heim?«
    »Nein. Nur Jungs.« Er legte den Zeigefinger an die Nasenspitze. »An
den Hohenhausen kann ich mich erinnern, weil ich dem später an der Realschule
wieder begegnet bin. Dort war er Hausmeister.«
    »Ist er dort auffällig geworden?«
    »Davon habe ich nichts gemerkt. Er galt als streng und hat in seinem
Bereich für Ordnung gesorgt. Aber von Handgreiflichkeiten weiß ich nichts.«
    »Kennen Sie Günter Steppujat?«
    Szymanik überlegte kurz. Dann schüttelte er den Kopf. »Wer soll das
sein?«
    »Ein Junge aus dem Heim. Ein Waisenkind, das zur damaligen Zeit
spurlos verschwunden ist.«
    »Da war was. Aber mir sagt weder der Name noch das Ereignis etwas.
An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Kennen Sie Holger Kruschnicke?«
    »Ich glaube – ja. Kann sein. Das war nicht lange, dass ich mich
dort aufgehalten habe. Die Jungs waren untereinander eine verschworene
Gemeinschaft. Eine richtige Rasselbande. Das wundert mich auch nicht, wenn ich
heute darüber nachdenke. Wir waren nicht sehr begütert, meine Mutter und ich,
aber das Heim genoss keinen guten Ruf in der Stadt. Es wurde immer wieder von
irgendwelchen Geheimnissen gemunkelt. Für einen Sechsjährigen sind das fremde
Begriffe. Ich war auch ein paar Jahre jünger als Holger und … Jetzt fällt
es mir wieder ein. Steppi wurde er genannt. Dass er plötzlich verschwunden sein
sollte … das ist mir entfallen.«
    »Holger Kruschnicke und Günter Steppujat waren zwei verschiedene
Kinder.« Dabei hielt Christoph Zeige- und Mittelfinger in die Höhe.
    »Ja«, antwortete Szymanik irritiert. »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    Das entkräftete die Möglichkeit, dass Günter Steppujat in die Rolle
Holger Kruschnicke geschlüpft sein könnte. Eine vielleicht abwegige Theorie,
aber was war an diesem Fall normal?, dachte Christoph.
    »Haben Sie jemals eines der Kinder aus dem Heim wiedergesehen?«
    »Nein. Nie.«
    »Die müssen doch zur Schule gegangen sein?«
    »Soweit ich mich erinnern kann, wurden die im Heim selbst
unterrichtet. Da gab es eine Lehrerin, so eine klapperdürre mit Dutt und runder
Nickelbrille. Die sah aus, als wäre sie als Klischee einem Film entsprungen.
Wie hieß die noch gleich?« Er schnippte mehrfach mit den Fingern. »Ich komm
nicht drauf. Irgendwas mit Gebirge?«
    »Alpen? Harz?«, riet Christoph.
    »Nein. Mensch, ist das blöd. Mir ist das erst später bewusst
geworden. Die hatte auch so einen merkwürdigen Vornamen. Ja. Richtig.« Ein
Strahlen überzog

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