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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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den Schädel zu datieren, braucht gewisse Vorbereitungen. Sind Sie mit der Radiokarbonmethode vertraut?«
    Hubert schüttelte den Kopf.
    »Macht nichts, macht nichts, müssen Sie nicht kennen. Das ist eine neue Methode, um das Alter von Fossilien und Knochen zu bestimmen. Man kennt sie hierzulande noch nicht so weitläufig. Das braucht Zeit, junger Mann, das braucht Zeit. Ich melde mich bei Ihnen.«
    Er drängte die Freunde die Treppe zum Erdgeschoss hinauf und reichte beiden seine weiche Hand an der Haustür, bevor er sie nach draußen schob.
    Es vergingen zwei Wochen ohne Nachricht von Hausermann. Auch Konrad konnte ihn nicht erreichen. Hubert wurde unruhig. Er ahnte Fürchterliches. Was, wenn der Professor ihn belogen und die Sachen schon längst ins Ausland verkauft hatte?
    In seiner Not vertraute er sich Lene an.
    »Du hast was?«, echauffierte sich seine Cousine. »Du hast ohne mein Wissen jemandem die Tasche gegeben? Du bist ein Idiot!«
    Huberts Verteidigung fiel schwach aus, und er musste versprechen, die Tasche samt Inhalt zurückzuholen, sofern es ihm gelang, den Professor zu sprechen.
    Lene ihrerseits überwand alle Ressentiments und traf sich mit Martha und Sophie in Süchteln.
    »Herr Professor, gut, dass ich sie antreffe …«
    »Ach, der junge Mann aus Süchteln!«
Professor Hausermann wischte sich mit einem
    Taschentuch in gewohnter Manier unter der Nase her; er stand in Strickjacke und Pantoffeln in der Tür. Offensichtlich hatte er Feierabend. Darauf hatte Hubert spekuliert, während er von Mönchengladbach mit dem Zug nach Düsseldorf und dann mit dem Bus bis Kaiserswerth gefahren war. Es wäre ärgerlich, wenn er die Fahrt umsonst unternommen hätte.
    »Ihr Freund hatte mich heute Morgen auch schon angerufen. Sie scheinen es eilig zu haben.«
    Hubert antwortete: »Sie haben nichts von sich hören lassen. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Sorgen?« Der Professor lachte. »Sorgen macht man sich um jemanden, den man gut kennt und leiden kann. Oder kreisten Ihre Sorgen darum, ob Ihre Tasche noch bei mir ist? Sie vertrauen mir anscheinend doch nicht.«
    »Könnten wir das vielleicht im Haus besprechen?«
Hubert deutete auf zwei Nachbarn, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Plausch eingefunden hatten.
    »Ich habe zu tun, Herr Becker, tut mir leid.«
    »Dann geben Sie mir nur die Tasche wieder, und ich verschwinde.«
    »Die Tasche? Ich glaube, ich sagte Ihnen doch, dass ich sie mit ins Institut nehmen muss.«
    »Heißt das, Sie haben die wertvollen Gegenstände dort gelassen?«
    »Junger Mann«, hob der Professor beschwichtigend an, »um herauszufinden, was damit los ist, ist es zwingend erforderlich, sie wissenschaftlich zu untersuchen. Aber wenn Sie darauf bestehen, können Sie die Tasche natürlich wiederhaben. Jedenfalls kann ich Ihnen schon sagen, dass der Schädel keinesfalls aus dem 3. Jahrhundert stammt. Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt und sich des Schädels irgendeines armen Bauern oder Landstreichers bedient. Der Kopf ist nicht älter als 150 bis 200 Jahre.«
    »Was? Sind Sie sicher?«
    »Zweifeln Sie an meiner gerade getätigten Aussage, das Alter des Schädels sei definitiv nicht so hoch, dass man es mit dem Leben der Irmgard auch nur im Entferntesten in Verbindung bringen könnte?«
    »Nun ja, gesunde Zweifel haben noch nie geschadet«, sagte Hubert und kratzte sich am Kopf.
    »Gesunde Zweifel nicht, gierige Zweifel schon!« Der Professor sah ihn strafend an und fuhr dann fort: »Und der Fischerring ist zwar eine Antiquität – Herkunft bisher ungewiss – aber in die Zeit lange nach dem Ableben Irmgards zu datieren. Solche Ringe trugen Päpste nachweislich erst ab dem 13. Jahrhundert. Um genau zu sein: Im Jahre 1265 wurde erstmals ein solcher Ring erwähnt. Und ob Ihr Ring nicht bloß ein Plagiat ist, kann ich nicht herausfinden. Tja, tut mir leid, aber wie es scheint, hat da schon vor Ihnen jemand auf viel Geld spekuliert, indem er das Andenken an diese Heilige in den Schmutz ziehen wollte.«
    Hubert hielt die Luft an. Dann sagte er lauter, als er eigentlich wollte: »Wenn ich Profit daraus hätte schlagen wollen, hätte ich die Sachen einfach einem Juwelier verkauft!«
    »Na ja, wenn das so ist, und Sie nur herausfinden wollen, woher die Dinge stammen, dann kann ich Ihnen ja auch meine Rechnung zukommen lassen. Sie sind ein ehrenhafter Mensch und werden sicher rasch bezahlen.«
    Hubert blieb die Spucke weg. »Rechnung?«, presste er hervor. »Konrad sagte

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