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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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übergingen, die sich …
    Ihr Schatten! Erneut verdunkelte er Hand und Knochen. Mit einem Satz sprang Ashnada auf. Ihre Hand fuhr an den Schwertgriff, und mit hellem Kreischen sprang die Klinge hervor.
    Am Ende des Raumes, nahe der noch immer verschlossenen Tür, stand ein alter Mann. Er war von auffallender Größe; sein Körper war schmal und leicht gebeugt. Er trug die Gewandung eines troublinischen Kaufmanns, einen edlen, rot bestickten Rock, der von Nadeln zusammengehalten wurde. Sein schlohweißes Haar und der graue Vollbart waren gut gestutzt. In der linken Hand hielt er eine Kerze, deren Schein sein faltiges, unfreundliches Gesicht in gelbliches Licht tauchte.
    Ashnada blickte den Alten sprachlos an. Sie konnte sich nicht erklären, wie er in das Zimmer gelangt war, ohne dass sie die Tür oder seine Schritte gehört hatte. Nervös umklammerte sie ihr Schwert. »Wer in aller Welt seid Ihr?«, zischte sie.
    Der Alte musterte sie mit funkelnden Augen. »Diese Frage steht wohl eher mir an«, antwortete er. Seine Stimme war rau und tief, und ihre Färbung verriet die troublinische Herkunft des Mannes. »Muss ich einer frechen Diebin, die in mein Haus eindringt, Rede und Antwort stehen?«
    Ashnada hielt seinem Blick stand. »Diese heruntergekommene Taverne ist Euer Haus? Ein seltsamer Ort, um sich niederzulassen. Erregt Ihr mit Euren Besitztümern nicht den Neid Eurer Nachbarn?«
    »Zumindest hat es bisher keiner gewagt, sich an ihnen zu vergreifen«, stieß der Alte hervor. »Und deshalb wirst auch du deine Finger von meinem Eigentum lassen, Ashnada.«
    Ein kalter Schauer lief Ashnada über den Rücken. »Woher kennt Ihr meinen Namen?«, zischte sie. Ein bösartiges Lächeln huschte über das Gesicht des Alten. »Du wärst nicht hier, wenn du das nicht wüsstest.« Langsam schritt er auf den Tisch zu und stellte die Kerze ab.
    Ashnada nickte. »Ihr seid der Bettler, der den Erzprior vor dem Tempel bedroht hat. Von Euch stammt die Schriftrolle, die der Botenjunge mir brachte.«
    Der Mann lachte heiser auf, doch gab keine Antwort.
    »Sie war für den Erzprior bestimmt, nicht wahr?«, fragte Ashnada. »Warum habt Ihr sie mir geschickt? Gebt mir eine Antwort, sonst …«
    »Was sonst?«, unterbrach der Alte sie harsch. »Willst du mir drohen, du Miststück?« Er lachte erneut auf. »Ich weiß, wer du bist. Ich kenne deine Geschichte. Bis vor einigen Jahren lebtest du auf der Insel Morthyl - als eine Verbrecherin und Mörderin; als Anführerin einer skrupellosen Bande, die im Auftrag von Gyrs König auf der Insel raubte und mordete.« Bedrohlich richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. »Ihr nanntet euch die ›Krieger ohne Gnade‹ … und gnadenlos wart ihr in der Tat. Ihr habt die Kinder sitharischer Adeliger und Kaufleute entführt und umgebracht. Im Hafen von Galbar Are habt ihr Schiffe in Brand gesetzt und in den Bergen Silber- und Eisenstollen zum Einsturz gebracht, ganz gleich, wie viele unschuldige Menschen dabei sterben mussten. Selbst vor der Kirche Tathrils habt ihr nicht zurückgeschreckt; ihr habt Tempel geplündert und verwüstet, Priester mit dem Schwert erschlagen, heilige Stätten entweiht. Und das alles tatet ihr aus fanatischem Gehorsam gegenüber eurem König Tarnac von Gyr, der euch als Instrumente seiner Rache gegen das Kaiserreich benutzte.« Stumm ließ Ashnada die Worte des Mannes auf sie niederprasseln. In ihrem Kopf tobten Erinnerungen; Brandgeruch stieg ihr in die Nase, sie hörte Schreie, hörte Waffengeklirr, das helle Klingen von Goldmünzen, ein fanatisches Lachen, das aus ihrer Kehle drang - ein hässliches Lachen, hoch und verzerrt, ausgestoßen von einer Frau, die ihr heute fremd war.
    »Sechs Jahre habt ihr die Einwohner Morthyls in Angst und Schrecken versetzt«, fuhr der Alte unerbittlich fort. »Dann besserten sich die Beziehungen zwischen Gyr und dem Kaiserreich, und euer König fiel euch in den Rücken! Alle dreißig Mitglieder eurer Bande wurden von den Gardisten Fürst Perjans verhaftet. Zehn wurden vor den Augen der Bevölkerung auf das Rad geflochten; zehn übergab Fürst Perjan den reißenden Gewässern vor Morthyls Küste, sodass ihre Leiber auf den Klippen zerschellten. Die Übrigen wurden der Kirche ausgeliefert und fanden ihren Tod im Feuer, auf Befehl des damaligen Kurators des Tempels.« Der Alte lächelte böse. »Außer dir, Ashnada … dich verschonte der Kurator.«
    »Woher wisst ihr das?«, schrie Ashnada. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Der Alte hob

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