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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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viele Leute hier, die unterschiedlichste Erwartungen an ihn hatten, dass er damit schon mehr als ausgelastet war. Die erhofften entspannenden Urlaubstage sah er jedenfalls in weite Ferne rücken. Wenigstens für kurze Zeit wollte er jetzt einfach mal seine Ruhe haben. Er machte sich auf den Weg nach Hause, um sich etwas Wärmeres anzuziehen und sich bei seiner Mutter abzumelden.
    Schräg gegenüber der Hoteleinfahrt parkte ein VW-Bus am Straßenrand ein, der schon sehr viele Jahre auf dem Buckel zu haben schien. Es schepperte bedrohlich, als die Fahrerin ausstieg und die Autotür zuwarf.
    »Ich fress einen Besen, wenn das nicht der kleine Schorschi ist!«, rief eine laute Stimme. Irritiert schaute Georg Angermüller auf die andere Straßenseite. Die große Frau, die aus dem VW-Bus gestiegen war, winkte ihm lebhaft zu und ließ ein lautes, herzhaftes Lachen hören, als sie seine Verwirrung bemerkte. Immer noch lachend überquerte sie die Straße. Sie war in ein farbenfrohes Gewand gekleidet, das an einen Sari erinnerte, ihr auffälliges rotes Haar war zu einem langen Zopf gebunden und an ihren nackten Füßen trug sie lederne Flip-Flops. In einem Ort wie Niederengbach wirkte sie wie von einem anderen Stern.
    »Mensch, Schorsch! Erkennst du mich denn nicht? Na ja, es ist wohl mehr als 20 Jahre her. Ich hab dich aber sofort erkannt!«
    »Bea?«, fragte Georg unsicher.
    »Also doch! Ja! Ich bin’s – die große Schwester!«
    »Das gibt’s doch nicht! Seit wann bist du denn wieder hier? Deine Schwestern haben mir kein Wort davon erzählt!«
    »Das wundert mich nicht! Die haben so viel mit sich selbst zu tun. Vor ungefähr einem Jahr bin ich zurück nach Deutschland gekommen, und ich war verrückt genug, mich in meiner alten Heimat niederzulassen. Ich werd wohl sentimental auf meine alten Tage! Komm, lass dich drücken, Schorsch!«
    Sie umarmten sich, und Georg setzte an zu sagen, dass ihm das mit ihrem Vater leidtue.
    »Lass gut sein, Schorsch! Der alte Mann hat seinen ramponierten Körper verlassen und das ist gut so. Kein Grund zur Trauer. Vielleicht wird er ja in einer Gestalt wiedergeboren, die ihn Demut lehrt«, sie gab ein ironisches Lachen von sich. »Ich will nur kurz zu Paola, ihr meine Hilfe anbieten. Da muss ja so einiges organisiert werden. Und außerdem will ich sehen, wie sich das anfühlt, endlich einmal wieder ganz öffentlich mein Elternhaus zu betreten, nachdem mein Hausverbot gegenstandslos geworden ist!«
    Georg verstand nicht so recht, wovon sie redete. Jedenfalls hatte sich Bea kaum verändert. Natürlich war sie älter geworden und die rote Haarfarbe war neu und nicht echt, aber wie früher wirkte Bea kraftvoll und zupackend. Sie lachte, holte ihren bunten, mit kleinen Spiegeln bestickten Stoffbeutel von der Schulter und kramte darin herum.
    »Ich glaube, wir haben uns eine Menge zu erzählen. Außer, dass du eigentlich nicht mehr in Niederengbach wohnst, weiß ich gar nichts von dir. Besuch mich doch mal, Schorschi! Hier ist meine Karte!«
    ›Weg zur Mitte‹ las Georg Angermüller auf dem dicken, handgeschöpften Papier, ›Zentrum für Meditation & Körperarbeit‹ und kleiner darunter ›Yoga, Meditation spez. Hawaiian Kahuna, Energydance, Klangtherapie etc.‹. Bis auf Yoga sagte ihm all das nichts. Eine Adresse in Coburg war angegeben und eine Handynummer.
    »Also, wir sehn uns! Tschüssle, ich muss!«
    Damit stürmte sie die Hoteleinfahrt hoch.
    Er sah ihr nach und schob gedankenverloren die Karte in seine Hosentasche. Klar würde er sie besuchen.

4
    Die Temperatur war merklich gefallen, kaum dass die Sonne untergegangen war, und herbstliche Kühle hatte sich ausgebreitet. Als er sich zu Hause seine Jacke holte, spürte Georg Angermüller deutlich die Missbilligung seiner Mutter darüber, dass er den ganzen Tag unterwegs war und nun auch den Abend woanders verbringen wollte. Viel sagte sie nicht, doch sie brummelte in einem fort und klapperte in der Küche mit den Töpfen, damit Georg ja mitbekam, dass ihr etwas nicht passte. Aber als er sie beim Mittagessen gefragt hatte, ob sie nicht Lust hätte, mal einen Ausflug zu machen – sie hätten zum Beispiel mit Margas Wagen auf die Veste Coburg fahren können, irgendwo nett Kaffee trinken –, hatte sie das rundweg abgelehnt.
    »Was soll ich’n da?«, hatte sie gegrummelt. Natürlich fühlte er sich verpflichtet, mit ihr etwas zu unternehmen, doch sich mit ihr auf ein gemeinsames Programm zu einigen, war nicht ganz einfach.
    »Jetzt is

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