Nebelschleier
erste Schlauch war betriebsfertig und im hohen Bogen fiel das Löschwasser in das lodernde Feuer.
»Da siehste, was de davon hast! Jetzt ham deine Chaoten den Hof vom Erwin angezünd! Schlimm is des!«
Dieter stand plötzlich neben ihnen und haute Johannes unfreundlich gegen die Schulter. Seine etwas verlangsamte Sprache und die unsicheren Bewegungen zeigten, dass er wohl schon ausgiebig gezecht hatte.
»Heut Morgen hamse dein Schwiegervater umbracht und jetzt legen se Feuer! Mörder und Brandstifter sin des, sauber! Aber du wolltst ja mit dene Saubengel unbedingt gemeinsame Sach machen!«
»Natürlich ist das schlimm, dass Erwins Scheune brennt! Aber was du so daherredest, ist alles Blödsinn, Dieter, wie immer! Die Jungs war’n das nicht und die Polizei wird das auch ganz schnell herausfinden!«
»Du hältst mich wohl für blöd?«, Dieters Gesicht war rot vor Zorn. »Guck, da steht’s doch! Die ham sich da in der Einfahrt mit ihre Schmierereien verewigt!«
»Wenn du’s wissen willst: Ja, ich halt dich für blöd, Dieter«, sagte Johannes ganz ruhig. »Aber dass die Jungs so blöd sind, erst ihre Visitenkarte zu hinterlassen und dann die Scheune anzustecken, das glaub ich schon gar nicht!«
»Von dir lass ich mich fei net beleidigen, du!«, brüllte Dieter los. »Du steckst doch mit dene unter einer Decken! Wahrscheinlich haste selber den alten Steinlein in die Grotten nuntergstürzt! Du Mörder!«
Johannes blieb völlig ruhig. Er schüttelte nur mit dem Kopf und bedachte Dieter mit einem verächtlichen Lächeln, was den noch mehr zum Toben brachte. Angermüller, der verhindern wollte, dass er auf Johannes losging, hielt Dieter fest wie in einem Schraubstock und redete auf ihn ein. Vereinzeltes Murren wurde unter den Umstehenden laut, Unmutsäußerungen gegen Johannes, einige verteidigten ihn, in die Menge kam eine bedrohliche Bewegung, wie Wellen die gegeneinander brandeten. Da rammte Dieter völlig überraschend einen Ellbogen in Angermüllers Magen, dass der sich krümmte, riss sich mit einem Ruck los und stürzte sich auf Johannes. Auf dieses Signal schienen einige nur gewartet zu haben. Die Frauen unter den Schaulustigen, auch Angermüllers Mutter und Schwester waren darunter, schrien auf und zogen sich schleunigst aus dem Kreis der Kampfhähne zurück, und dann schlug und trat es von allen Seiten, und es fiel schwer, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Angermüller, der diesem Kessel nur so schnell wie möglich entkommen wollte und sich rein defensiv verhielt, bekam trotzdem einige feste Hiebe und Tritte ab.
»Seid ihr eigentlich völlig übergeschnappt? Da brennt’s bei einem eurer Nachbarn, und ihr habt nichts anderes zu tun, als euch die Dösköppe einzuschlagen?«
Ein baumlanger Kerl in einer ledernen Motorradmontur griff einfach in das Gewühle der sich Prügelnden, zog scheinbar ohne Kraftanstrengung Einzelne heraus und schob sie beiseite. Offensichtlich wurde ihm auch ein gewisser Respekt entgegengebracht, denn niemand wagte sich gegen ihn zu wehren, und die Schlägerei fand rasch ein Ende.
»Das wurde auch Zeit!«
Johannes wischte sich mit dem Taschentuch Blut aus dem Gesicht. Jemand hatte ihn an der Nase getroffen.
»Der rettende Engel in der Lederkluft, das war der Henning, unser Pfarrer. Trotzdem ein ganz patenter Kerl, der ist auch bei unserer Sache dabei. Kommt übrigens irgendwo aus deiner neuen Heimat.«
»Jedenfalls kam er genau im richtigen Moment. Auf eine Schlägerei war ich eigentlich nicht eingestellt.«
Ein Krankenwagen und weitere Feuerwehren waren eingetroffen und aus mittlerweile sechs Rohren stürzte das Wasser in die Flammen. Wasserdampf mischte sich mit Rauch, mächtige Wolken stiegen über der Brandstelle auf und entzogen sich im dunklen Nachthimmel den Blicken der Umstehenden. Überall hatte sich ein unangenehm beißender Brandgeruch ausgebreitet, doch langsam loderte das Feuer weniger hoch. Einige Feuerwehrleute schienen sich darauf vorzubereiten, in das Gebäude einzudringen. Sie trugen spezielle Schutzkleidung, legten Atemschutzmasken an und waren mit Spitzhacken ausgerüstet. Angermüller suchte in der Menge nach seiner Mutter, der bestimmt seine Verwicklung in die Schlägerei nicht entgangen war und die sich nicht unnötig Sorgen machen sollte.
»Georg! Was machst’n du wieder für e Zeuch! In deim Alter!«
»Mamma! Ich hab eigentlich gar nichts gemacht. Ich stand zufällig daneben und bin da irgendwie reingeraten.«
»Nu ja …«
Das klang
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