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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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haben wir uns hinter einer Mauer versteckt und gewartet, dass der Typ rauskommt. Da kam aber niemand.«
    »Gut, dass ihr eure Visitenkarte hinterlassen habt! Jetzt weiß die Polizei gleich, nach wem sie suchen muss, ihr Hornochsen! Und wieso brennt jetzt die Scheune, wenn ihr das gar nicht wart?«
    »Das weiß ich doch auch nicht! Bitte, lass mich los, das tut weh!«
    »Jetzt sag erst, wie’s dann weiterging!«
    »Wir standen da hinter der Mauer, die Puppe brannte, aber keiner kam.«
    »Wie lange habt ihr da gestanden?«, mischte sich Angermüller ein.
    »Fünf Minuten, zehn Minuten? Keine Ahnung. Die Puppe war jedenfalls fast runtergebrannt, und wir haben gerade überlegt, ob Geronimo noch mal versuchen sollte zu klingeln, weil, da brannte ja Licht.«
    »Ja und?«
    »Geronimo wollte gerade loslaufen, plötzlich ruft Tini: Guckt mal, da brennt’s! Ich dachte erst, sie macht einen Witz, und dann hab ich gesehen, dass hinten aus den Fenstern von der Scheune Flammen kamen.«
    »Das klingt ziemlich verrückt, was du da erzählst, Bursche!«
    »Bitte, Johannes, glaub mir! Das ist echt die Wahrheit! Und das kann doch auch kein Funkenflug gewesen sein von unserer Puppe. Es geht ja gar kein Wind und außerdem ist die Scheune viel zu weit weg vom Hofeingang!«
    »Und dass irgendein Idiot von euch da ausgetickt ist und eine Einzelaktion gemacht hat?«
    »Auf gar keinen Fall! Wir fünf waren die ganze Zeit zusammen und die anderen sind alle zu der Demo morgen nach Berlin gefahren! Das war keiner von uns, ich schwör’s dir!«
    Angermüller beobachtete die jungen Leute, die nur noch stumm dastanden und einen ziemlich verzweifelten Eindruck machten. Es waren allesamt magere Burschen um die 20, zum Teil in recht abenteuerlichen Klamotten und mit langen, filzigen Haaren. Das Mädchen, Tini, trug einen kurzen Rock über der Jeans und hatte silberne Piercings an Brauen und Nase.
    Johannes ließ Tom endlich los, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Handgelenke rieb.
    »Ich rate euch nur, euch sofort bei der Polizei zu melden und eine Aussage zu machen, wenn das so gewesen ist, wie du gerade geschildert hast, Tom. Ihr kommt sonst in Teufels Küche! Stimmt doch, Schorsch?«
    »Ja. Genau so würd ich’s machen. Alles andere verschlimmert eure Situation nur«, stimmte Angermüller zu.
    »Wer issn das überhaupt?«, fragte Tom, der sich etwas gefasst hatte und sich wohl vor seinen Kumpels nicht die Blöße geben wollte, auf jeden gut gemeinten Ratschlag gleich einzugehen.
    »Das ist ein alter Freund und außerdem ist er bei der Kripo.«
    »Ein Bulle?«
    Das klang fast angeekelt, doch Angermüller kannte solche Reaktionen.
    »Wenn du das so nennen willst. Auf jeden Fall kann ich dir sagen, dass ihr ganz schön im Dreck steckt und Johannes wirklich recht hat. Wir wissen alle nicht, was da wirklich passiert ist, und wenn ihr euch nicht selbst bei der Polizei meldet, dann wird nach euch gefahndet und Unschuldsvermutung gibt’s dann keine mehr. Schwere Brandstiftung, vielleicht Bildung einer terroristischen Vereinigung – wer weiß, was da alles zusammenkommt.«
    »Aber wir waren das doch nicht!«
    »Eben! Und das müsst ihr sofort klarstellen! Die Brandursache wird mit Sicherheit genauestens untersucht, und die finden raus, was da passiert ist, die Kollegen, da bin ich ganz sicher.«
    Der Klang von Martinshörnern kam näher. Die jungen Leute waren sichtlich nervös.
    »O. K., wir besprechen das, ja?«
    Johannes schüttelte den Kopf.
    »Es gibt keine Alternative, Jungs! Alles andere bringt euch mächtigen Ärger ein!«
    »O. K., fünf Minuten, ja?«
    Johannes zuckte mit den Schultern.
    »Ich verlass mich auf euch.«
    Sie ließen die jungen Leute im Hof zurück und traten wieder auf die Straße.
    »Du hast ganz schönes Vertrauen in die Jungs«, stellte Angermüller fest. »Aber du kennst sie besser als ich. Vielleicht würd ich’s ja genauso machen …«
    »Die melden sich gleich bei der Polizei, da bin ich wirklich sicher! Komm, lass uns weiter!«
    Als Angermüller und sein Freund den Brandort erreichten, drängten Polizei und Feuerwehr die Schaulustigen gerade aus dem Hof des Anwesens zurück und sperrten das Gelände weiträumig ab. Natürlich hatte sich inzwischen fast das ganze Dorf versammelt und starrte entsetzt oder fasziniert auf die unheimliche Szenerie. Im hinteren Teil von Motschmanns Scheune schlugen vereinzelt Flammen aus dem Dach. Neben der dorfeigenen waren noch zwei Feuerwehren aus Nachbarorten im Einsatz. Der

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