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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht sehr überzeugt.
    »Soll ich euch nach Hause begleiten?«
    »Des is doch noch gar net vorbei hier!«, widersprach Marga.
    »Die Welt wird immer verrückter, ich sach’s ja! Heut morchn der Steinleins Bernhard und jetztet brennt’s im Dorf – naa!«
    Kopfschüttelnd blickte seine Mutter zu der rauchenden Scheune und ging auf sein Angebot nicht ein.
    »Na gut, dann sag ich euch Ade! Ich bin wieder beim Johannes.«
    Seine Mutter und Marga brauchten ihn nicht – auch gut. Er fand den Freund etwas entfernt von der Ansammlung Schaulustiger vor dem nächsten Hof auf der anderen Straßenseite. Tom war bei ihm, sichtlich blass und nervös.
    »Tom ist jetzt so weit. Er will mit der Polizei sprechen.«
    »Wo sind die andern?«
    »Die wollen erst mal sehen, wie das bei ihm so läuft.«
    »Das finde ich völlig falsch! Die sollten gleich alle zusammen dahin gehen, das macht einen viel glaubwürdigeren Eindruck!«
    »Hab ich ihnen auch gesagt, aber sie wollen es so! O. K., bringen wir’s hinter uns. Wir treffen uns anschließend wieder hier.«
    Johannes machte um die Traube der Schaulustigen einen Bogen und schob Tom vor sich her, dorthin, wo zwei Streifenwagen standen. Angermüller sah, wie Johannes mit einem der uniformierten Beamten redete. Dann gingen sie zu dritt weg und er konnte sie nicht mehr sehen. Angermüller stand noch einen Moment herum und begab sich dann zu der kleinen Stichstraße, die zwischen zwei Grundstücken hinaus ins freie Feld führte. Ein kleiner Weg lief dort an der Rückseite der Höfe entlang. Auch hier hatte man eine Absperrung geschaffen, und nur einige wenige Schaulustige standen auf der Höhe von Motschmanns Anwesen und sahen den Rettungskräften bei der Arbeit zu.
    Mit geöffneten Türen wartete auf der angrenzenden Wiese ein Krankenwagen, und davor bemühten sich ein Arzt und zwei Sanitäter um eine Person, die auf einer Trage lag. Aus der Entfernung und bei den sehr diffusen Lichtverhältnissen konnte Angermüller nicht genau erkennen, um wen es sich handelte. Als er die Umstehenden danach fragte, bekam er die Auskunft, dass es der Motschmanns Erwin war, der da behandelt wurde.
    Von hier aus gesehen schien der vordere Teil des Gebäudes ziemlich unversehrt. Angermüller mutmaßte, dass das Feuer vom hinteren Ende der Scheune seinen Ausgang genommen hatte, wo es von der Straße her nicht einsehbar war. Wenn es sich wirklich so zugetragen hatte, wie die jungen Umweltaktivisten angegeben hatten, dann war das Ganze entweder ein gar wunderlicher Zufall, oder aber jemand hatte die Gelegenheit genutzt, den Jungs praktischerweise den Scheunenbrand gleich mit in die Schuhe zu schieben. Eine exakt arbeitende Kriminaltechnik würde sicherlich herausfinden, wie und wo der Brand zustande gekommen war.
    Als Angermüller wieder unten auf der Dorfstraße ankam, schaute er suchend nach Johannes, konnte ihn aber am vereinbarten Treffpunkt nicht finden. Also ging er in Richtung der Polizeiwagen, hinter denen sein Freund verschwunden war, und stöhnte innerlich auf, als ihn plötzlich eine wohlbekannte Stimme ansprach.
    »Mir hätt ja schon richtig was gfehlt, wenn du mir heut nimmer über den Weg gelaufen wärst, Angermüller!«
    Über seinem Anzug trug Rolf Bohnsack einen riesigen grünen Polizeianorak, der ihn noch breiter aussehen ließ. Hinter der leutseligen Anrede verbarg sich nervöse Gereiztheit.
    »Das war bestimmt keine Absicht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich dich heut noch mal treffen würde.«
    »Unser Leiter vom K1 hat Urlaub und ich bin sein Stellvertreter. Da muss man halt ins Feld, egal was kommt«, sagte Bohnsack ziemlich wichtig und kraulte zufrieden sein über den Hemdkragen quellendes Kinn. Auf einmal blickte er neugierig in Angermüllers Gesicht.
    »Was hast du da denn gemacht?«, fragte er und deutete auf sein rechtes Auge.
    Angermüller fasste an die bezeichnete Stelle über der Braue. Sie schmerzte und fühlte sich dick an.
    »Da hab ich mich irgendwo gestoßen.«
    »Ah so«, auf Bohnsacks Gesicht erschien so etwas wie ein Grinsen. »Warst also auch bei der kleinen Schlägerei vorhin dabei? Machst du Abenteuerurlaub, Angermüller?«
    Georg hatte für ihn nur ein müdes Achselzucken.
    »Ich verabschied mich jetzt – ein Freund wartet auf mich. Ade.«
    »So, so. Ein Freund wartet auf dich«, stellte der Coburger Kriminalhauptkommissar fest.
    »Wenn das zufällig der Johannes Sturm ist – den nehmen wir jetzt erst mal mit auf die Dienststelle.«

5
    Obschon fast alle

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