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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Ottmar übernachtete. Einmal hatte sie sie am Morgen gesehen, als sie sich vor der Tür verabschiedeten. Sie kennt Paola nicht, aber die Beschreibung stimmte haargenau.«
    »Hast du denn mit Paola darüber gesprochen?«
    »Natürlich nicht! Sie ist in solchen Dingen sehr empfindlich, und ich weiß nicht, wie sie reagiert hätte.«
    »Woher weißt du denn, dass es vorbei ist?«
    »Meine Freundin fand die Geschichte überaus spannend und hat dann richtig darauf geachtet, und jedes Mal wenn wir uns gesehen haben, hat sie mir haarklein berichtet, wie oft sie das Auto oder sogar Paola wieder in ihrer Gegend gesehen hatte. Und irgendwann, das ist noch gar nicht so lange her, meinte sie, dass ihr jetzt immer eine andere Frau mit Ottmar begegnet und das Auto meiner Schwester nicht mehr in ihrer Straße zu sehen ist.«
    »Kannst du sagen, wann ungefähr das gewesen ist?«
    Rosi überlegte einen Moment.
    »Ich glaube, das war im August oder so, vielleicht auch Anfang September.«
    Angermüller sagte nichts. Er war in ein tiefes Nachdenken versunken.
    »Ist das denn irgendwie von Bedeutung, Schorsch? Dich scheint das ja ziemlich zu beschäftigen …«, fragte Rosi fast schüchtern und holte dann tief Luft. »Ich hoffe, ich habe jetzt keinen Fehler gemacht.«
    »Mach dir keine Gedanken, Rosi! Ich bin halt überrascht, das ist alles«, beruhigte er die Freundin und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf.
    »Na gut. Dann sag ich dir jetzt noch einmal Auf Wiedersehen, Schorsch.«
    Sie umarmten sich.
    »Und du weißt ja, dass du dich melden sollst, wenn …«
    »Mach ich, Rosi, versprochen.«
    Langsam ging er zurück zur Küche, wo Marga dabei war, die Reste des Buffets im Kühlschrank zu verstauen.
    »Viel is ja net übrig geblieben. Des is doch gut – den Leuten hat’s halt geschmeckt! So, jetzt simmer gleich fertig mit dem Aufräumen. Kommst noch e bissle mit an die Luft, Georg? Noch regnet’s net und vorm Kaffeetrinken e bissle Bewegung, des tut doch gut!«
    »Ich glaube nicht«, antwortete ihr Bruder unkonzentriert. »Ich hab noch was zu tun. Hat die Mamma sich hingelegt?«
    »Was hast du denn zu tun? Du bist doch im Urlaub!«, wunderte sich Marga. »Ja, die Mamma hat sich hingelegt. Dann geh ich jetzt mal e Stückle in den Park. Lisbeth und ihre Leut komme ach mit.«
    Angermüller stieg die Stufen zu seiner Kammer hoch, um sich seine Jacke zu holen. Was Rosi ihm erzählt hatte, änderte seine Planung völlig. Bevor er Ottmar Fink in Coburg zu treffen versuchte, musste er jetzt unbedingt noch einmal mit Paola sprechen. Ständig ging ihm die Frage im Kopf herum, warum Paola ihr Verhältnis mit Ottmar vor ihm geheim halten wollte. Er konnte es sich nur damit erklären, dass ihr die Geschichte peinlich war – vor allem ihm gegenüber. Sie wusste, dass er noch nie viel von Ottmar gehalten hatte. Und dass sie nun besonders schlecht über ihn redete, war auch logisch und passierte häufiger. Wenn Beziehungen auseinandergingen, ließen die ehemaligen Partner kein gutes Haar am anderen. Der Gedanke, Paola jetzt mit seinem Wissen konfrontieren zu müssen, war ihm alles andere als angenehm, doch er hielt es für unvermeidlich.
    Als er auf die Straße trat, wehte ihm ein scharfer Wind entgegen. Ein ganzes Stück weiter vorn sah Angermüller seine Schwestern, Manfred und die Kinder gehen. Bis sie hinter der nächsten Kurve verschwunden waren, hielt er sich nah an den Zäunen, damit sie ihn nicht doch noch entdeckten und ihm dumme Fragen stellen würden. Fragen hatte er weiß Gott selbst genug im Kopf jetzt. Er holte tief Luft. Der Himmel hatte sein Gesicht verändert. Der Hochnebel war gewichen, dafür schoben sich violettgraue Wolkenwände ziemlich schnell von West nach Ost. Es sah nach Regen aus.

12
    Auf dem Parkplatz von Steinleins Landgasthof waren nur noch wenige Autos abgestellt. Der sonntägliche Betrieb zum Mittagessen war beendet und wahrscheinlich hatten die meisten Wochenendgäste schon ihre Fahrt nach Hause angetreten. Auch der Bus der englischen Reisegruppe war nicht mehr zu sehen. Inzwischen hatte der Wind stark aufgefrischt und zerrte an den geschlossenen Sonnenschirmen des kleinen Biergartens vor der Brauerei. Einige der Stühle, die vornüber gekippt an den Tischen standen, hatte er bereits umgerissen. Wenn sich Johannes’ Aussage über den Wetterumschwung als richtig erwies, dann war die Biergartensaison für dieses Jahr nun wohl endgültig vorbei. Schwärme herbstlich gelber Blätter wirbelten über den Hof und

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