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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tür traten.
    »Dieser verspätete Sommer ist, glaub ich, endgültig vorbei. Das Wetter schlägt um«, meinte Johannes nach einem Blick in den düsteren Himmel. »Gestern war Vollmond.«
    »Schön war’s gestern bei euch!«
    »Wenn du nicht in die Ferne gezogen wärst, altes Haus, könntest du das öfter haben. Wir machen so manches schöne Fest hier.«
    »Ich bin ganz gern da oben in Lübeck und da verstehen wir übrigens auch Feste zu feiern.«
    »In der Großstadt könnt’ ich sowieso nie leben. Die Welt wird immer verrückter da draußen, da muss ich nicht auch noch hektisches Stadtleben haben.«
    »Lübeck zählt zwar zahlenmäßig zu den Großstädten, aber das merkst du im Alltag gar nicht. Es hat einen sehr eigenen Charme und einen viel ruhigeren Rhythmus als andere Orte in der Größe.«
    Angermüller geriet ins Schwärmen. »Und dann natürlich die Nähe zum Wasser! Auch wenn ich kein Seefahrer bin – ich liebe die Ostsee!«
    »Trotzdem: Ich könnt’ hier nie weg!«, sagte Johannes und man merkte ihm an, dass es aus tiefster Seele kam. »Wenn ich mal für ein paar Tage verreist war, dann packt mich so ein Gefühl, wenn ich hierher zurückkomm … Wenn ich um die letzte Kurve biege und das Dorf daliegen seh und dann unseren Hof, dann geht mir das Herz auf«, Johannes sprach zwar nicht den ausgeprägten Dialekt der Gegend, aber seine Sprache war melodisch und fränkisch weich, was seinen Worten eine freundliche Verbindlichkeit verlieh. »Ich glaub, mir würd’ was fehlen woanders.«
    »Was meinst du?«, fragte Georg seinen Freund. Johannes überlegte.
    »Ich weiß auch nicht so genau, wie ich das sagen soll. Was würd’ mir fehlen? Die Leut, die Landschaft, das Beschauliche – das Fränkische halt!«
    Sie schwiegen einen Moment.
    »Uh, wird kalt hier. Lass uns wieder reingehen!«, meinte Johannes dann und schlang fröstelnd seine Arme um sich.
    »Sag mal, hast du den Ottmar Fink in letzter Zeit mal gesehen?«, fragte Angermüller plötzlich.
    »Wie kommst jetzt ausgerechnet auf den? Mit dem haben wir doch schon früher nix zu tun haben wollen.«
    Angermüller zögerte einen Moment, ob er Johannes in sein Wissen einweihen sollte, sah aber nichts, was dagegen sprach.
    »Ich weiß zwar, dass dich das nicht interessiert, aber der muss in letzter Zeit als Anwalt oder Vermögensberater für deinen Schwiegervater tätig gewesen sein.«
    »Der Finks Ottmar? Hat dir das die Paola erzählt, weil sie Angst um ihr Erbe hat?«
    »Nein«, sagte Angermüller erstaunt. »Im Gegenteil! Sie wusste nichts davon. Du magst sie nicht besonders, die Paola?«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit, glaube mir! Wir sind einfach zu verschieden. Und sie ist dem alten Steinlein ähnlicher, als man denkt. Du hast ja selbst mitbekommen, wie sie sich gestern Nacht benommen hat. Ich weiß immer nicht, ob das Neid ist, weil Rosi und ich eine glückliche Familie haben, ob sie die Feindschaftsgene gegen die Sturms-Sippe vom Alten geerbt hat oder ob sie Angst hat, wir wollen ihr den Gasthof streitig machen – keine Ahnung, ich versteh’s nicht.«
    »Wegen gestern – da muss ich Paola wirklich in Schutz nehmen, Johannes. Sie hat unheimlich viel um die Ohren mit dem Gasthof und der Tod ihres Vaters – oder schlimmer noch der Mord – hat sie wirklich sehr mitgenommen. Sie hat halt gestern Abend versucht, einfach mal alles zu vergessen, und hat sich betrunken. Ist doch verständlich. Hat natürlich nicht funktioniert. Du darfst nicht vergessen, sie ist ganz allein. Und jetzt hat sie nicht mal mehr ihren Vater.«
    »Ob ihr der wirklich so fehlen wird – ich weiß ja nicht. Soweit ich weiß, hat der sich in alle Entscheidungen reingehängt. Na ja, das interessiert mich eigentlich auch nicht. Jetzt lass uns wieder reingehen, komm!«
    »Ja, gleich. Ich habe nur keine Lust, drinnen vor den ganzen Leuten darüber zu reden. Nur noch mal kurz zu Ottmar Fink«, beharrte Angermüller. »Ich habe Paola erzählt, was ich herausgefunden habe, und sie war ziemlich entsetzt.«
    »Ich mochte den Ottmar nie. Aber seine berufliche Qualifikation kann ich nicht beurteilen. Vielleicht ist die Paola da besser informiert als ich.«
    »Und hast du ihn hier mal gesehen in letzter Zeit?«
    »Hier schon sehr lange nicht mehr. Vielleicht vor Monaten mal an einem Samstag in dem Café vorm Tor in Coburg, wo er oft rumhängt.«
    »Da hab ich ihn gestern auch zufällig getroffen. Leider wusst ich da noch nicht, was ich jetzt weiß«, bedauerte Angermüller. »Die Paola

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