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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Waffensammlung im Foyer des ersten Stocks vorbei in den zweiten, wo man sich zu den Vernehmungen auf zwei Sachbearbeiterzimmer verteilte. Paola hatte nichts gegen Angermüllers Anwesenheit einzuwenden – im Gegenteil, sie schien dankbar für den in Aussicht gestellten Beistand zu sein.
    Auch wenn man sich jetzt der Auflösung eines Falles annährte, die Stimmung war alles andere als euphorisch, und Angermüller war Bohnsack direkt dankbar, als der versuchte, die Atmosphäre etwas aufzulockern, indem er Getränke anbot. Fast alle nahmen Kaffee oder Wasser.
    Paola lehnte ab. Sie wirkte sehr gefasst. Sie war nicht nervös und sie weinte nicht, blickte nur hin und wieder zu Georg, wie um sich zu versichern, dass er in ihrer Nähe blieb. Nachdem Sabine Zapf den Formalitäten Genüge getan hatte und Paolas Personalien aufgenommen waren, fragte Bohnsack, ob sie bereit sei, zu schildern, was sich zugetragen hatte. Paola nickte und fragte, ob sie von Anfang an erzählen solle.
    »Wir haben Zeit, Frau Steinlein. Fangen Sie da an, wo Sie es für richtig halten«, erwiderte Bohnsack und Paola begann ihre Sicht der Ereignisse zu schildern. Sie berichtete, wie sie als einzige der drei Töchter bei ihrem Vater geblieben war, ihm zuliebe ihre ganzen anderen Pläne aufgegeben und im Gasthof mitgearbeitet hatte. Langsam hatte ihr die Arbeit angefangen Spaß zu machen und sie hatte sich voll und ganz hineingekniet. Da sie dabei sehr erfolgreich war, kam sie auch mit dem alten Steinlein gut aus, was man sonst von kaum jemandem behaupten konnte. Paola hatte immer mehr Verantwortung übernommen, immer weniger Freizeit gehabt, irgendwann fast gar kein Privatleben mehr und sich nur noch ums Geschäft gekümmert.
    Der Erfolg war ihr Belohnung genug. Für Bernhard Steinlein war ihre Mitarbeit im väterlichen Betrieb ohnehin eine Selbstverständlichkeit, und dass Paola irgendwann seine Nachfolgerin würde, stand für ihn außer Frage. Lernte sie einmal einen netten Mann kennen, schaffte er es immer wieder, die Beziehung auseinanderzubringen, denn er sah in jedem nur einen Betrüger, der es auf den Reichtum der Steinleins abgesehen hatte.
    Paola griff nach Georgs Hand. Er wusste, dass sie ihr Innerstes hier nach außen kehrte, Dinge aussprach, über die sie sonst mit einer ironischen Bemerkung hinweggeeilt war, und dass ihr das nicht so leichtfiel, wie es den Anschein hatte.
    »Und dann hatte mein Vater den schweren Schlaganfall vor einigen Jahren. Er war schon immer ein schwieriger Mensch gewesen, aber danach wurde er schier unerträglich. Natürlich tat er mir furchtbar leid, und ich habe versucht, ihm den Alltag so angenehm wie möglich zu machen. Es muss entsetzlich sein, mit einem wachen Geist in so einen bewegungslosen Körper eingeschlossen zu sein! Ich hatte das Gefühl, weil er so leiden musste, konnte er es noch weniger ertragen, andere Menschen glücklich zu sehen.«
    Sie hatte ihre Hand wieder zurückgezogen und sprach jetzt wie zu sich selbst. Als ob sie sich ihr eigenes Denken und Handeln klarmachen wollte.
    »In seinem Zustand war es ihm nicht mehr möglich, sich so wie zuvor um die Geschäfte zu kümmern, sodass ich letztlich die alleinige Verantwortung trug, auch wenn er natürlich nach wie vor über alle wichtigen Entscheidungen informiert werden wollte. Ich habe dann angefangen, den alten Gasthof in das gepflegte, kleine Landhotel umzuwandeln, das es heute ist. Mit Erfolg, wie Sie wissen!«
    Man merkte Paola an, wie stolz sie auf ihre Leistung war. Sie reckte sich und sah ihr Publikum an, als ob sie einen Werbevortrag hielte.
    »Natürlich habe ich bald die Entwicklungsmöglichkeiten gesehen, die in der Anlage von Hotel, Brauerei und der Umgebung stecken. Vor ein paar Monaten beauftragte ich ein angesehenes Architekturbüro mit dem Entwurf für ein Wellness- und Golfresort. Steiger & Steiger, falls Ihnen das was sagt.«
    Alle Anwesenden schüttelten bedauernd die Köpfe und Paola begann begeistert von ihren Plänen zu berichten.
    »Wir planen mehrere Schwimmbäder im Innen- und Außenbereich, drei unterschiedliche Saunen, ein Dampfbad, einen Massagebereich, eine Schönheitslounge und hinter dem Hotel einen japanischen Zen-Garten. Direkt anschließend, quasi zwischen Hotel und Schlosspark, werden wir einen 18-Loch-Golfplatz anlegen sowie einen 9-Loch-Kurzplatz und eine Driving Range. So können wir uns ganz neue Zielgruppen erschließen. Was die Restaurants betrifft …«
    »Frau Steinlein, entschuldigen Sie bitte«,

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