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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unterbrach Bohnsack Paolas Schilderung. »Was hat Ihr Vater zu Ihren Plänen gesagt?«
    Irritiert ob der Unterbrechung sah Paola ihn an.
    »Mein Vater? Nun ja, er wollte zunächst nichts davon wissen. Er war allem Neuen gegenüber erst einmal skeptisch.«
    »Müsste man nicht eher sagen, er war grundsätzlich dagegen?«
    »Oh, ich hätte ihn von meinen Plänen schon noch überzeugen können! Aber dann habe ich dieses Mädel eingestellt. Das war mein größter Fehler!«
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf und ihr Blick wanderte hinaus durch das einzige Fenster im Raum. Aber wahrscheinlich nahm sie die Garagen und Werkstätten, die sich unten um das Karree des Hofes gruppierten, gar nicht wahr. Angermüller wandte sich mit einer fragenden Geste an Bohnsack, ob er sich einmischen dürfe, und nach einem kurzen Zögern signalisierte der Coburger Kommissar nickend seine Zustimmung.
    »Paola, warum glaubst du, dass es falsch war, Irina einzustellen?«
    »Du hast es doch selbst mitbekommen, Georg! Sie war nur hinter seinem Geld her. Irina hat ihn völlig um den Verstand gebracht! Er war drauf und dran, unseren ganzen Grund und Boden zu versilbern, um ihre Ansprüche erfüllen zu können. Sogar sein Testament wollte er zu ihren Gunsten ändern! Er war doch dieser Schlampe total verfallen!«
    »Hast du mit ihm über die Grundstücksverkäufe gesprochen?«
    »Ich habe es versucht. Aber er wollte nichts davon hören. Ich habe ihn gewarnt, habe gesagt, wenn du an Camposano verkaufst, sind all unsere Zukunftspläne hinfällig, dann haben wir überhaupt keine Reserven mehr, falls wir umbauen oder erweitern wollen. Es hat ihn überhaupt nicht interessiert. Im Gegenteil!«
    »Was meinst du damit?«
    »Am Donnerstagabend hat er mir erklärt, dass er nun auch die an den Gasthof grenzenden Grundstücke mitverkaufen wolle, er brauche halt Geld und habe seinem Anwalt schon entsprechende Anweisungen gegeben.«
    »Wie hast du reagiert?«
    »Ich war natürlich entsetzt und habe versucht, ihn davon abzubringen. Was soll denn aus unserem Hotel und der Brauerei werden, habe ich gefragt, du weißt, wir müssen erweitern und modernisieren, wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen. Die Grundstücke sind doch unsere einzigen Reserven! Er hat mich angesehen mit seinem schiefen Gesicht – mit so einem bösen Grinsen, verstehst du! Dann hat er mir klargemacht, dass ihm das alles egal ist«, Paola sah Georg an. »Dass auch ich ihm völlig egal bin …«
    Sie verstummte und drückte sich eine Faust gegen den Mund. Ihre anfängliche Gelassenheit war geschwunden, je länger ihre Erzählung andauerte. Sie war auf ihrem Stuhl merklich zusammengesunken.
    »Was genau hat sich am Freitagmorgen zugetragen, Frau Steinlein?«, mischte sich Bohnsack nach einem kurzen Moment der Stille wieder ein. Paola war müde und erschöpft, das war ihr deutlich anzusehen. Doch selbst in dieser für sie bestimmt nicht einfachen Lage siegte ihre Selbstdisziplin. Sie setzte sich auf, straffte sich und bemühte sich um Konzentration.
    »Ich wusste, dass er am Freitagnachmittag den neuen Vertrag vorgelegt bekommt, und bin ihm am Morgen in den Park gefolgt. Vielleicht wollte ich noch einmal versuchen, ihn umzustimmen, ich weiß es nicht.« Sie sprach langsam, als wolle sie sich die Szene noch einmal ganz deutlich ins Gedächtnis rufen. »Große Hoffnung hatte ich nicht, dass ich etwas erreichen würde, und als ich sah, wie er zum Rand der Felsengrotte rollte, wo das Geländer zerbrochen war, da dachte ich … ich weiß es nicht mehr so genau. Irgendwas wie: Das ist die letzte Gelegenheit, deine Zukunft zu retten, oder so. Ich bin hinter den Rollstuhl getreten, hab die Hände auf seine Schultern gelegt und dann …«
    Nur eine ganz kurze Unsicherheit war Paola anzumerken, aber sogleich sagte sie klar und deutlich: »Dann habe ich einfach zugedrückt, und als der Rollstuhl in der Grotte verschwunden war, fühlte ich mich im ersten Moment wie befreit.«
    Kerzengerade mit im Schoß gefalteten Händen saß Paola da und schien ihren eigenen Worten nachzulauschen, so als ob ihr selbst das Geschehen heute noch nicht ganz erklärlich war. Bohnsack holte sie in die Gegenwart zurück.
    »Eins müssen Sie uns jetzt noch erklären: Welche Rolle spielte Ottmar Fink bei der Sache?«
    Angermüller horchte auf, denn dieser Punkt interessierte ihn vor allem ganz persönlich. Paola behielt ihre kerzengerade Haltung und referierte, als verlese sie einen Geschäftsbericht. Dabei vermied sie es, in Georgs

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