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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Richtung zu blicken, und sah unbewegt aus dem Fenster.
    »Ich hatte mit Herrn Fink eine kurze Beziehung, etwa von Ostern bis Anfang September. Er war in meine Pläne zum Hotelausbau eingeweiht und wusste über unseren Grundbesitz Bescheid. Dass er für den Camposano-Konzern Grundstücksgeschäfte tätigte, hat er mir nicht erzählt. Ich beendete die Beziehung, als ich erfuhr, dass er in Kontakt mit meinem Vater stand, um unseren Grund an Camposano zu verkaufen.«
    »Warum haben Sie ihn vorhin mit der Waffe bedroht?«, fragte Bohnsack.
    »Das habe ich Ihnen doch schon vorhin gesagt: Herr Fink wollte mich erpressen.«
    »Können Sie uns das bitte trotzdem noch einmal etwas genauer erklären?«
    »Als ich am Freitagabend im Park joggte, lauerte er mir beim Schwanensee auf. Er war sich sicher, dass ich es war, die … Ich habe versucht, ihn davon abzubringen, aber er glaubte mir nicht. Noch zweimal tauchte er an diesem Abend bei mir im Gasthof auf. Ich merkte, er würde nicht lockerlassen, und vertröstete ihn auf heute. Er kam und brachte den Kaufvertrag mit, um mir zu zeigen, wie viel er durch das Nichtzustandekommen des Geschäftes verloren hat. Hunderttausend verlangte er als Schadenersatz, wie er es bezeichnete – fürs Erste, sagte er noch. Da wusste ich, es würde nie aufhören, und sah keine andere Möglichkeit mehr …«
    Für einen Moment war es still im Raum. Alles war gesagt. Sabine Zapf stand auf und kippte das Fenster an. Nicht nur sie hatte das Bedürfnis nach frischer Luft. Angermüller merkte erst jetzt, wie verkrampft er auf seinem Stuhl gesessen hatte, streckte seine Arme von sich und bewegte die Finger.
    Sanft fasste Paola nach seiner Hand.
    »Mi dispiace, Giorgio!«, sagte sie leise zu ihm. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Schließlich nickte er kaum merklich, ohne sie dabei anzusehen.
    »Ja dann«, Bohnsack stemmte sich schwer von seinem Stuhl hoch. »Wenn Sie jetzt was trinken wollen, Frau Steinlein? Einen Kaffee vielleicht?«
    »Danke, gern«, nickte Paola höflich.
    »Dann lassen wir Sie mal mit der Kollegin allein und der Herr Angermüller verabschiedet sich am besten gleich.«
    Das kam so plötzlich, dass Georg fast ein wenig erschrak. Was sollte er ihr zum Abschied sagen? Oft schon hatte er Verdächtige auf diesen Weg geschickt. Aber wie verabschiedete man sich von jemandem, zu dem man eine private Beziehung hatte und dem jetzt Untersuchungshaft, Prozess und wahrscheinlich eine Verurteilung wegen heimtückischen Mordes bevorstanden? Paola kam ihm zuvor.
    »Ciao, Giorgio!«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln und gab ihm die Hand. »Ci vediamo …«
    »Ciao, Paola!«
    Er drehte sich schnell um. Wir sehen uns, hatte sie gesagt, als ob sie sich morgen schon auf einen Kaffee irgendwo wieder treffen würden. Eine uniformierte Beamtin postierte sich neben der Tür und er folgte den anderen nach draußen. Der Anblick Paolas, wie sie auf ihrem Stuhl im Vernehmungszimmer zurückblieb – Angermüller ahnte, dass er ihn so bald nicht vergessen würde. Er begleitete Sabine Zapf und Bohnsack in das Büro des Leitenden, das er von gestern schon kannte und das den beeindruckenden Ausblick auf die Veste Coburg bot.
    »Tja, Angermüller, nicht dass du meinst, uns hätte die jüngste Entwicklung im Fall Steinlein überrascht. Du bist uns höchstens um eine Nasenlänge voraus gewesen«, meinte Bohnsack und ließ sich ächzend in den komfortablen Schreibtischsessel fallen.
    Angermüller, dem in diesem Augenblick nichts ferner lag als ein Gefühl des Triumphes, zuckte nur gleichgültig mit der Schulter. Zu sehr war er mit seiner persönlichen Verwicklung in die Dinge beschäftigt, als dass er nun Genugtuung empfinden konnte, dem Coburger Kollegen zuvorgekommen zu sein. Außerdem gab es etwas, dass nur er allein wusste: Im Grunde hatte er kläglich versagt.
    »So, Kollege. Jetzt brauchen wir nur noch deine Aussage. Das macht die Frau Zapf mit dir. Bist so freundlich, gell, Sabine?«, Bohnsack griff zum Telefon und vermittelte wieder einen deutlichen Eindruck seiner Wichtigkeit. »Ich hab zu tun, muss mich um den Staatsanwalt und den Haftbefehl kümmern, sehen, was mit dem Ottmar Fink ist, muss mit der Presse sprechen. Falls wir uns nicht mehr sehen, Angermüller: Gute Heimfahrt zu deinen Nordlichtern! Du fährst doch morgen?«
    Angermüller nickte. Letztendlich schien Bohnsack doch erleichtert, ihn bald wieder weit weg zu wissen.
    »Na dann! Ade, Kollege!«
    Zu einem ›Auf Wiedersehen!‹ ließ

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