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Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Titel: Nebelsphäre - haltlos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Custos Portae gewöhnen würde, aber das war eindeutig nicht der Fall. Auch die Schmetterlinge wollten definitiv nicht gehen. So war sie froh, dass das Semester jetzt richtig begonnen hatte und sie mit jeder Menge Übungen beschäftigt war.
    Außerdem hatte der Frühling in den letzten Wochen Einzug gehalten. Sie kramte ihre Ixus heraus und machte so manchen Fotografierspaziergang an die Förde oder auch ins Projensdorfer Gehölz.
    Sie fand es immer wieder erstaunlich, dass sie mitten in einer Großstadt wohnte und in nur zehn Minuten zu Fuß ein kleines umzäuntes Waldstück erreichen konnte, in dem sogar ein paar Mufflons frei herum liefen. Hier gab es gerade jetzt im Frühling viele tolle Motive. Sie liebte es einfach, wenn das Licht bis auf den Waldboden fiel und sich das erste zarte Grün an Büschen und Bäumen zeigte.
    J begleitete sie ab und zu und dann unterhielten sie sich über Gott und die Welt und natürlich auch über ihren Professor. J wollte genau wissen, was der Stand der Dinge war. Trotzdem hatte er nicht einmal nach seinem Namen gefragt, was ihr das Gefühl von Privatsphäre gab. J war einfach super. Die Gespräche mit ihm halfen Victoria, ihre Gedanken zu ordnen. Mittlerweile war sie sicher, dass sie sich wirklich verliebt hatte, und dass dieses Gefühl von allein so schnell auch nicht verschwinden würde.
    Sie war immer noch fest davon überzeugt, dass sie nicht den ersten Schritt tun wollte, aber langsam bröckelte diese Entschlossenheit. Sie wollte Jaromir Custos Portae so gern richtig kennenlernen. Was sie bis jetzt von ihm wusste, war ihr einfach zu wenig: Er war ein toller Professor, ein hochbegabter, international anerkannter Mathematiker. Er hatte Stil und Geschmack, wie sie immer wieder anhand seiner Klamotten feststellen konnte. Custos Portae war freundlich und rücksichtsvoll zu den Studenten und blickte nicht auf sie herab. Leistung konnte er neidlos anerkennen, was bei Weitem nicht bei jedem Mathematiker der Fall war.
    Bei Betrug verstand er allerdings keinen Spaß. Es war genauso wie Felix damals berichtet hatte: Custos Portae schien jeden Mogelversuch förmlich zu riechen und war dann gnadenlos. Falk wurde jedenfalls immer nervöser und schien mit dem Gedanken zu spielen, bei diesem Kurs tatsächlich einmal zu lernen.
    Aber was machte Jaromir Custos Portae in seiner Freizeit und welche Hobbys hatte er neben der Mathematik? Hatte er Familie? Verheiratet war er anscheinend nicht. Victoria hatte seine Hände immer wieder eingehend betrachtet und festgestellt, dass er außer einem schlichten Siegelring sonst keine Ringe trug.
    Sie seufzte tief.
    Heute war sie allein ins Gehölz gegangen und hatte ein paar Makroaufnahmen von der erwachenden Natur gemacht.
    Es war jetzt siebzehn Uhr und sie wollte noch in dem kleinen Antiquariat in ihrer Straße nach einem Agatha Christie Krimi für Max gucken. Ihr Bruder hatte bald Geburtstag und sammelte die Erstausgaben. Wenn sie im Laden nichts hatten, konnten ihr Frau Meier eventuell noch etwas bestellen. Sie packte die Kamera ein und trat den Heimweg an.
    Sie machte einen kurzen Abstecher in ihre Wohnung und holte die Liste mit den Büchern, die Max bereits besaß.
    Wieder auf der Straße bemerkte sie den dunkelgrünen Sportwagen, der direkt vor dem Buchladen parkte. Sie kannte sich mit Autos nicht sonderlich gut aus, aber dass dieser Oldtimer gepflegt war, sah sie auf den ersten Blick. Die Sonne stand schon recht tief und ließ den Lack funkeln. Darüber türmten sich bedrohlich ein paar schwarze Wolkenberge. Was für ein Anblick!
    Sie zog kurzerhand ihre Kamera aus der Jackentasche und schoss ein paar Fotos. Der Lack schien regelrecht von innen zu leuchten. Sie war gespannt, wie die Bilder wirken würden, wenn sie sie erst auf dem Rechner hatte.
    Aber nun sollte sie wirklich nach einem Buch für Max gucken – schließlich hatte der Laden mittwochs nur bis achtzehn Uhr auf.
    Victoria liebte diesen Buchladen. Er war klein, verwinkelt und von oben bis unten mit gebrauchten Büchern vollgestopft. Und die Inhaberin, Frau Meier, war ein echtes Unikat. Sie war bestimmt schon sechzig, hatte eine dicke Hornbrille, aber einen Blick, der eher zu einem jungen Mädchen passen würde: neugierig und wach. Vor allem aber war sie immer für einen netten Plausch zu haben.
    Im Moment beriet sie gerade einen Kunden im Nebenraum.
    Victoria ging in die Krimiecke und zog ihre Liste heraus.
    Der Laden wurde langsam echt zu klein. Die Krimis standen teilweise schon in

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