Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
den Aurenzauber noch furchterregender und extrem aggressiv aus. Das Rot ihrer Schuppen war merkwürdig glänzend und stumpf zugleich und so intensiv, dass es Victoria an frisch vergossenes Blut erinnerte.
Ein Glitzern lenkte ihre Augen auf einen anderen Drachen. Lexia. Ihre Schuppen glänzten hellgolden und funkelten fast schon wie Diamanten im Sonnenlicht.
„Das liegt daran, dass einige ihrer Schuppen tatsächlich mit Diamanten besetzt sind.“ , vernahm Victoria Jaromirs Stimme.
Eine vornehme Kette aus massivem Gold, deren verschlungener Anhänger mit verschiedenfarbigen, kunstvoll geschliffenen Edelsteinen besetzt war, hing um ihren anmutig geschwungenen Hals und unterstrich ihr majestätisches Auftreten perfekt. Sie war wirklich schön, sehr elegant und strahlte Macht aus. Allein ihr Aussehen verlangte Respekt.
In der Mitte der Lichtung kamen Abrexar und Lexia zusammen.
Der Schwarze Drache verneigte sich vor der Goldenen und sprach: „Wenn es dir recht ist, würde ich gern Hoggi dazu bitten, da er einiges dazu beitragen kann, was ich dir über die alten Gesetze zu berichten habe. Und natürlich Jaromir und Victoria, denn um die beiden geht es hier schließlich.“
Lexia war das zwar alles andere als Recht, aber sie nickte hoheitsvoll und rief ihrerseits Tylarr und seinen ersten Offizier zu sich.
Victoria spürte den Widerwillen der Goldenen. Offenbar war Tylarr ihr alles andere als sympathisch. Aber auch ihr Missmut änderte nichts daran, dass sie seinen militärischen Rang nicht übergehen durfte.
Dann standen sich die sechs Drachen gegenüber. Aus dieser Nähe war allein die Körpergröße der goldenen und besonders der roten Himmelsechsen erschreckend imposant.
Victoria versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Das war jedoch unnötig, denn ihre Gegner nahmen ohnehin keine Notiz von ihr.
Lexia fegte mit einer Klaue geschickt die kleinen Blaubeersträucher beiseite und setzte sich elegant auf den moosigen Boden. Auch Abrexar, Hoggi und Jaromir entfernten die Büsche, bevor sie sich auf der Lichtung niederließen. Jaromir hockte sich hin, damit Victoria bequem auf seinem Rücken bleiben konnte. Nur die Roten machten sich nicht die Mühe, den Untergrund zu bearbeiten, sondern ließen sich mit einem unzufriedenen Schnaufen einfach so auf den Boden plumpsen.
Alle sahen gespannt zu Abrexar und warteten darauf, was er zu sagen hatte.
Lexia blickte ihn auffordernd an und sendete: „Also, Abrexar, was hast du uns über diese mysteriösen alten Gesetze zu berichten?“
Der alte Schwarze lächelte und begann: „Vor den Torkriegen, also vor mehr als siebenhundert Jahren, gab es gelegentlich Verbindungen zwischen Drachen und Menschen, die man als Gefährten bezeichnete. Diese Paare bestanden in der Regel aus einem männlichen Drachen und einer Menschenfrau oder aus einem weiblichen Drachen und einem Menschenmann. Sie verbanden sich auf Geistesebene untrennbar miteinander. Wenn einer von ihnen starb, so starb auch der andere. Wie es zu diesen Verbindungen kam, kann ich nicht sagen. Sie waren auch nicht sehr häufig, aber es gab sie schon immer, wenn man Hoggi Glauben schenken darf.“
Victoria spürte Lexias Unglauben. Die Goldene hatte definitiv noch nie etwas von einer solchen Verbindung gehört. Victoria bat Jaromir, diese Information an Abrexar weiterzuleiten, der daraufhin prompt fragte, ob Lexia Bilder aus seinen oder Hoggis Erinnerungen zu sehen wünschte.
Die Goldene nickte neugierig und nun ernsthaft interessiert.
Während die beiden alten Drachen der Abgesandten des Großen Rates diverse Informationen zu den Gefährten gaben, sah Victoria gebannt zu. Sie selbst hatte viele dieser Bilder noch nie gesehen. Einerseits freute sie sich und fühlte sich den Gefährten von damals zugehörig, andererseits wurde ihr gerade jetzt sehr deutlich, dass Jaromir und sie heute eben doch allein auf dieser Welt waren.
Irgendwann hatte Lexia genug gesehen. „Es ist ja gut und schön und sicher auch interessant, was ihr beiden mir da gezeigt habt, aber was hat das alles bitte mit Gesetzen zu tun, die Jaromirs Verhalten rechtfertigen könnten?“
Abrexar sah sie ernst an. „Eines der ehernen, ungeschriebenen Gesetze besagt, dass ein Drache seinem Menschengefährten seine wahre Gestalt enthüllen muss, bevor die Bindung zwischen ihnen vollständig vollzogen wird und zwar so früh, dass der Mensch noch eine echte Wahlmöglichkeit hat.“
Die Goldene sah ihn zweifelnd an. „Hast du dafür Beweise?“
Der alte
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