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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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dort einen Betrunkenen, mehr einen Säufer, angefahren haben. Sie traf mit Sicherheit keine Schuld. Das muss jemand beobachtet haben, der sie angerufen und Geld verlangt hat. Ich habe diese Geschichte nicht ernst genommen. Doch jetzt kommen mir Zweifel.«
    »Dann ging sie davon aus, dass ein Landsmann sie beobachtete und bedrängte?«, fragte Meyers.
    »Liegt Ihre Wohnung in einem deutschen Viertel?«, fragte Ailts.
    »Nein, nicht direkt. In der Altstadt von Nerja sind viele Ferienwohnungen entstanden. Von den rund dreihundert Wohnungen gehören etwa fünfzig deutschen Eigentümern«, sagte er.
    »Haben Sie weitere Informationen dazu?«, fragte Ailts ungläubig.
    »Nein, noch nicht. Es kann sich auch um einen Urlauber gehandelt haben, der unsere Adresse in Nerja irgendwoher bekam.«
    »Kennen Sie diesen Dodo Wilbert?«, fragte Meyers.
    »Nein. Meine Frau hat mir verschwiegen, ob er auch Geld von ihr wollte.«
    »Sie machte keine näheren Angaben über den Mann?«, fragte Meyers.
    »Nein«, sagte er.
    »Ich habe mir Ihre Aussagen notiert. Wir werden zuerst auf Herrn Wilbert unser Augenmerk richten«, sagte Meyers und erhob sich. Er reichte Spatfeld die Hand.
    »Sie hören von uns«, meinte Ailts.
    Der Maler verließ das Dienstzimmer.
    »Ziemlich nebulös, die Geschichte. Ein Trinker in der spanischen Stadt! Klingt wie aus dem Hut gezaubert«, meinte Ailts.
    Meyers setzte sich an die Schreibmaschine und verfasste ein Protokoll, das ihnen mehr Unklarheit als Klarheit brachte.
    Kurz nach 12 Uhr klingelte das Telefon. Es war Frau Struwe von der Staatsanwaltschaft in Aurich. Sie rief im Auftrag ihres Chefs an.
    »Herr Meyers, es betrifft die Sache Dodo Wilbert. Über den Fall gibt es bei uns eine Akte. Es ist schon einige Jahre her, als er im nordwestdeutschen Raum in den Zeitungen für Schlagzeilen gesorgt hat und selbst das NDR-Fernsehen über ihn berichtete. Herr Wilbert arbeitete zur damaligen Zeit als Fernfahrer. Er galt als unbescholten und wurde straffällig. An einem Winterabend lenkte er seinen Sattelschlepper während eines Schneesturms mit einer unverantwortlichen Geschwindigkeit über eine Landstraße in Neuharlingersiel und übersah einen Fahrradfahrer. Ein Schüler, der nach dem plötzlichen Tode seiner Eltern seine Geschwister versorgte, kam dabei ums Leben. Erschwerend für den Fahrer kam hinzu, dass er sich nicht um den schwer verletzten Radfahrer kümmerte, seine Fahrt fortsetzte und versuchte, sich durch Fahrerflucht seiner Verantwortung zu entziehen. Das wäre ihm fast geglückt, doch seine damalige Braut bewies Zivilcourage und zeigte Dodo Wilbert an. Seine an den Tag gelegte Gefühlskälte verschlimmerte seine Lage. Das Gericht verurteilte ihn zu fünf Jahren ohne Bewährung. Während seines Gefängnisaufenthaltes lernte er das Bäcker- und Konditorhandwerk und arbeitete nach seiner Entlassung aus der Vollzugsanstalt in Lingen in einer Bäckerei in Oldenburg. Die Anschrift seiner Wohnung ist geblieben.«
    »Ob dieser Dodo Wilbert unser gesuchter Mörder ist, wissen wirnicht. Wir werden ihn in Oldenburg besuchen und verhören. Haben Sie herzlichen Dank«, sagte Meyers.
    Ailts erhob sich und schaute durch das Fenster. Es regnete noch. Im Eingang des Supermarkts suchten Spaziergänger Schutz.
    Meyers nahm das Telefon. Er hatte die Telefonnummer des Bäckermeisters notiert. Er wählte die Nummer und vernahm das Amtszeichen. Dann meldete sich mit klarer Stimme Dodo Wilbert.
    »Kripo Norderney, Meyers«, sagte der Beamte. »Herr Wilbert, im Rahmen unserer Ermittlungstätigkeit bitte ich Sie um die Beantwortung einiger Fragen.«
    »Das ist wohl meine Bürgerpflicht. Ich hätte Sie selbst angerufen. Doch worum geht es?«, fragte Wilbert.
    »Es geht um den Tod von Heide Spatfeld«, antwortete der Beamte.
    »Sie ist tot?«, fragte Dodo Wilbert. Seine Stimme klang überrascht. »Sie hieß früher anders. Ich wollte sie damals heiraten. Doch dann kam etwas dazwischen!« Er sagte es in einem abfälligen Ton.
    »Ich weiß. Sie zeigte Sie an«, sagte Meyers.
    »Daraus mache ich keinen Hehl. Ich bekam fünf Jahre. Ich saß im Knast. In der Vollzugsanstalt lernte ich das Bäcker- und Konditorhandwerk. Nach meiner Entlassung stellte mich bei Kost und Logis der gute Alfons Baltes ein, der später mein Schwiegervater wurde. Ich heiratete seine Tochter. Vor etwa einem halben Jahr sah ich Heide auf Norderney und sprach sie an. Sie tat, als kenne sie mich nicht, und reagierte hysterisch.«
    »Und Sie besitzen ein Boot, mit

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