Nebeltod auf Norderney
Wohnung, freuten sich über die herrliche Winterlandschaft und nahmen im geheizten Führerhaus des MAN-Sattelschleppers Platz, nachdem Dodo mit einem Besen bewaffnet dem verschneiten Wagen zu Leibe gerückt war.
Es war bereits 11 Uhr 15, als er den Wagen auf die Lütetsburger Landstraße lenkte. In Jever fuhr Dodo bei der Vertragstankstelle vor und füllte den Tank bereits für Montag. Sie fuhren weiter zum Betriebshof der Spedition und stellten den Sattelzug ab. Dodo gab dem Meister die Papiere und stieg mit Heide in seinen Passat.
»Und jetzt nach Wilhelmshaven. Parken wir bei Karstadt?«, fragte Dodo freundlich.
»Ich habe mir das anders überlegt. Fahren wir zurück. Um fünfzehn Uhr dreißig fährt das Schiff nach Baltrum. Ich habe Heimweh nach meiner Insel. Es schneit nicht mehr«, sagte Heide.
»Einverstanden«, sagte Dodo. »Ich kann noch mal nach dem Rechten sehen. Ostern kommen Gäste.« Er war Heide dankbar für die Abwechslung. Das Wetter besserte sich. Es blieb zwar frostig und kalt, doch die Sonne kam durch und schien vom blauen Himmel. Die verzauberte Landschaft mit den Bauernhöfen und weiten Weiden wirkte wie aus einem Wintermärchen.
Dodo wählte die Strecke über Wittmund, wie am Freitagabend. Doch so sehr er sich auch bemühte, er fand keine verräterische Spur im Schnee. Heide sah ihn prüfend an.
»War gestern etwas mit deinem LKW nicht in Ordnung? Heute Morgen bist du um den Wagen geschlichen«, sagte sie und zeigte tiefes Misstrauen.
Dodo erschrak. Er hatte Heide unterschätzt.
»Was soll schon sein? Du warst dabei! Ich hatte beim Meister keine Meldung zu machen«, antwortete er abweisend.
»Dodo, wir haben abgemacht, dass wir uns stets die Wahrheit sagen, komme, was da wolle«, antwortete sie und blickte ihn herausfordernd an.
Sie näherten sich Bensersiel.
»Du hörst das Gras wachsen. Im Schneetreiben gestern Abend glaubte ich so ein Scheppern gehört zu haben. Im Spiegel sah ich aber nichts«, sagte er und war Heide einesteils dankbar, dass sie ihm die Möglichkeit gab, sich auszusprechen. Andererseits fürchtete er sich vor etwaigen Folgen. »Ich habe es unterlassen, anzuhalten und nachzusehen, ob jemand zu Schaden gekommen ist«, sagte er.
»Du hast fast zwölf Stunden hinter dem Steuer gesessen. Dann das unmögliche Winterwetter«, sagte sie und strich ihm mitfühlend durch das Haar.
Er lächelte dankbar. »Es wäre fatal. Ich war fertig. Dennoch bin ich mir keiner Schuld bewusst.«
Sie erreichten Bensersiel und fuhren in Richtung Accumersiel.
»Und nun vergessen wir heute die Geschichte. Du fährst immer so korrekt«, sagte sie, nahm die Zigaretten aus dem Handschuhfach, steckte sich eine an und reichte sie Dodo.
»Danke«, sagte er und rauchte schweigend.
Heide maß dem Vorfall keine ernste Bedeutung bei.
Sie näherten sich Neßmersiel. Die Umgehungsstraße führte an dem kleinen ehemaligen Hafen- und Fischerdorf vorbei, das heute vom Tourismus lebte. Eine Schneedecke breitete sich über die Äcker aus, die sich bis zum Deich hinzogen. Die Straße führte in das weite, verschneite Wiesenvorland. Seitlich sahen sie in den winterlichen Dünen von Norderney den Leuchtturm. Es war auflaufendes Wasser. Vor ihnen lag Baltrum. Es grenzte im Norden an Langeoog.
Dodo fuhr langsam, während Heide sich bemühte, bei dem klaren Wetter ihr Haus zu erkennen. Sie parkten auf dem Anleger unterhalb des Hafencafés, das nach einer Renovierungspause wieder geöffnet hatte. Es lag auf einem Sockel auf der Mole und war mit dem Strand durch einen Steindamm verbunden.
»Das Fährschiff kommt in einer Stunde«, sagte Heide.
Dodo nickte. »Trinken wir jetzt den Kaffee hier. Ich fahre den Wagen nicht zur Garage. Ich lasse ihn hier stehen.«
»Dem steht nichts im Wege«, sagte Heide.
Sie stiegen aus, gingen die Treppe hoch, betraten das Café, zogenihre Jacken aus und setzten sich an einen Fenstertisch. Sie bestellten bei der Bedienung Kaffee und Käsekuchen, von dem sie wussten, dass er hier vorzüglich schmeckte.
Der Polderhof lag etwa einen Kilometer von Neuharlingersiel entfernt am Sielweg inmitten fruchtbarer Äcker. Hohe Ulmen umstanden das Herrenhaus. Sie warfen im Sommer kühlen Schatten auf die Terrasse und schützten vor den starken Nordwinden. An den Stallungen des Hofes führte ein breiter Schotterweg vorbei, der sich lang gestreckt bis zum Deich hinzog und zu den saftigen Weiden im Deichvorland.
Seit Generationen befand sich der Hof im Besitz der Familie Everts. In
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