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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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während der Nacht bei Heide zu bleiben.
    Im dichten Schneetreiben fuhr er durch Wittmund. Am Wasserschlösschen in Neuharlingersiel bog er ab. Er vernahm ein leichtes, blechernes Geräusch. Der MAN-Zug rutschte ein wenig auf der Kreuzung. Erschrocken blickte er in die Spiegel. Doch da gab es nichts zu sehen.
    Er lenkte den Wagen in die Spur, kurbelte das Fenster nach unten, sah sich um und gab dann Gas. Da war nichts gewesen, oder doch? Bildete er sich das nur ein? Er war müde, durchgefroren und hungrig. Zuerst dachte er mit klopfendem Herzen daran, den Sattelschlepper zu wenden und zurück zu der Kreuzung zu fahren. Doch er verwarf den Gedanken. Er fuhr nach Bensersiel und über Dornum nach Hage.
    Es war schon 22 Uhr, als Heide vor die Tür trat, das Licht anmachte und fröstelnd zusah, wie er den Wagen seitlich am Waldesrand abstellte, noch einmal forschend um den Wagen ging, zu ihr kam und sie in die Arme nahm. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn ins Wohnzimmer.
    »Erzähl. Wie war es?«, forderte sie Dodo auf.
    Er warf sich in den Sessel. »Eine Menge Unfälle. Acht Stunden von Aachen bis hierher.«
    »Möchtest du etwas essen, oder soll ich zuerst einen Tee zubereiten?«, fragte Heide und streichelte ihm über das struppige Haar.
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Mach einen Tee und setz dich zu mir«, sagte er.
    »Eine gute Entscheidung, direkt herzukommen. Wir fahren morgen gegen elf Uhr nach Wilhelmshaven«, meinte sie und betrat die Küche.
    Dodo Wilbert erinnerte sich an das Geräusch, das blechern zu ihm in die Fahrerkabine gedrungen war, als er kurz vor Neuharlingersiel abgebogen war. Er dachte kurz an ein Fahrrad, doch dann verwarf er den Gedanken, zog die Zigarettenschachtel hervor und steckte sich eine an.
    Heide kam rein, trat an den Schrank, entnahm ihm das Teegeschirr mit der ostfriesischen Rose, deckte den Tisch und stellte eine Schüssel mit Sandgebäck dazu.
    »Gratuliere«, sagte er und zeigte auf den massiven, schnörkellosen Eichenschrank, vor dem sie vorige Woche in Emden gestanden hatten. »Er passt hervorragend zu den übrigen Möbeln.«
    »Danke, ich lass mir schon was einfallen, dir das Heim schön zu machen«, erwiderte sie lächelnd.
    »Und dann sitze ich Ostern alleine hier, umgeben von prachtvollen Möbeln, während du mit deinen Kollegen im sonnigen Kalifornien das Strandleben genießt«, sagte er.
    »Dodo, du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Großes Ehrenwort! Ich liebe nur dich!«, sagte sie ernst.
    »Dummerchen«, lachte er und gab ihr einen Kuss.
    »Ich hole den Tee!«, sagte sie und verließ das Wohnzimmer.
    Hoffentlich habe ich keinen Mist gebaut. Zumindest habe ich nichts gesehen. Da war kein Radfahrer weit und breit, sagte er zu sich und sah Heide zu, die den Tee brachte und auf das Stövchen stellte. Sie setzte den Kluntjebecher und den Sahnetopf vom Tablett auf den Tisch.
    Dodo zog einen Sessel näher heran. »Komm ganz dicht zu mir. Küss mich und sag dem alten Bierkutscher, dass du ihn liebst.« Er umfasste Heide und drückte sie an sich.
    Sie umarmte Dodo und nahm neben ihm im Sessel Platz.
    Sie knabberten Plätzchen und tranken Tee. Sie hatten sich viel zu erzählen, denn auch Heide hatte eine anstrengende Woche gehabt. Sie hatte von der Reiseleitung bereits ihren Pass mit dem Visum zurückerhalten und sich in der Buchhandlung mit einem Standardwerk über die Sehenswürdigkeiten des Staates Kalifornien versehen. Für sie ging ein Traum in Erfüllung, der sie in Atem hielt.
    Dodo verspürte keinen Hunger mehr. Er war aber mit Heide der Meinung, es sich an diesem späten Abend gemütlich zu machen und sich einen guten Schluck zu gönnen. Heide hatte vorgesorgt, und so öffnete Dodo eine Flasche »Deidesheimer Stich den Buben«, den sie aus den vornehmen Römern tranken, die Heides Mutter ihnen geschenkt hatte.
    Sie löschten die Lichter, kuschelten bei Kerzenschein und naschten Süßigkeiten. Sie liebten sich auf dem neuen Perserteppich, den sie in Bremen gekauft hatten. Sie verlebten eine herrliche Nacht, vergaßen die klirrende Kälte und das Schneetreiben draußen. Dabei waren es nur wenige Wochen bis Frühlingsanfang.
    Sie schliefen bis in den Morgen und frühstückten mit dem Blick auf den schneebedeckten Lütetsburger Forst. Heide fiel auf, dassDodo nach dem herzlichen Abend und der turbulenten Nacht ein wenig unruhiger war, doch das schrieb sie ihrer sich nähernden Abreise in die Staaten zu.
    Sie verließen die

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