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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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riechen.
    Ihr Grundstück auf der Schillerstraße war von einer halbhohen Buchsbaumhecke eingegrenzt. Der Vater sorgte mit Liebe und Hingabe dafür, dass während des Sommers immer Blumen blühten. Besonders viel Mühe gab er sich mit seinem kleinen Kräutergarten.
    Kevin sah eine Weile dem Papa zu, wie er die Beete säuberte.
    »Papa, kannst du mir etwas zu trinken bringen?«, rief er und sah, wie er seine Arbeit unterbrach. Er richtete sich auf, rieb sich den Rücken und sah zu ihm herüber.
    »Geh zu Mama, sie soll dir eine Limo geben. Ich habe schmutzige Füße«, sagte er und fuhr fort mit seiner Gartenarbeit.
    Kevin kletterte aus dem Planschbecken, ergriff das Badetuch, trocknete sich ab und rannte in das Haus. Kurz danach hörte Albert Spatfeld einen Schrei. Er fuhr hoch und erblickte Kevin. Er kam heulend angerannt und zitterte.
    »Mama ist in den Keller gestürzt«, schluchzte er. Albert Spatfeld eilte in das Haus. Seine Frau lag auf dem Kellerboden in der Nähe der Getränkekisten. Sie war mit dem Kopf auf den Beton aufgeschlagen. Albert hastete zu ihr. Er horchte nach ihrem Pulsschlag und untersuchte die Kopfverletzungen. Er hielte sein Taschentuch auf die blutende Wunde.
    »Mein Gott!«, rief er und hastete die Treppe hoch, lief in das Arbeitszimmer, griff zum Telefonbuch, wählte die Nummer von Dr. Tauschner, der in ihrer Nachbarschaft wohnte. Er hatte Glück, der Kollege seiner Frau war zu Hause.
    »Dr. Tauschner«, vernahm er.
    »Albert Spatfeld, Herr Doktor, kommen Sie rasch, meine Frau ist verunglückt«, sagte er, legte auf und nahm Kevin in die Arme, der fürchterlich weinte.
    Wenig später fuhr der Arzt vor. Dr. Tauschner, Arzt für Allgemeinmedizin, war Anfang sechzig und besaß einen sehr guten Ruf. Beherzt hastete er zu Frau Spatfeld. Er horchte sie ab, untersuchtedie Wunden und tupfte sie mit Watte frei. Er stellte fest, dass sie den Sturz nicht überlebt hatte.
    »Der Junge fand sie. Er badete draußen und wollte was zu trinken haben«, sagte Albert Spatfeld mit zittriger Stimme und wandte sich an Kevin. »Erzähl es dem Herrn Doktor«, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ich war bei Papa im Garten. Ich hatte Durst. Ich suchte die Mama. Sie lag im Keller«, sagte Kevin.
    »Herr Spatfeld, helfen Sie mir. Wir bringen sie am besten in ein Zimmer im Parterre«, sagte der Arzt.
    Albert Spatfeld nickte.
    »Es ist schlimm. So jung und tüchtig. Und der Junge ist so klein«, äußerte sich Dr. Tauschner.
    Sie hoben die Tote an den Armen und Beinen hoch und trugen sie nach oben in das kleine Arbeitszimmer, in dem sie gebügelt hatte. Sie betteten Carmen auf die Couch. Sie trug Jeans und ein dunkelblaues Polohemd.
    »Kommen Sie mit ins Wohnzimmer«, sagte Albert Spatfeld.
    Dr. Tauschner folgte ihm.
    »Nehmen Sie am Tisch Platz«, sagte Albert, als er sah, dass der Arzt zur Tasche griff und einen Block und einen Kugelschreiber herausnahm.
    »Wenden Sie sich an einen Bestatter. Ich stelle einen Totenschein aus, da hier zweifelsfrei ein Unfall vorliegt«, sagte der Doktor, beugte sich über den Block und schrieb.
    Kevin nahm den Papa an die Hand, als hätte er Angst, ihn auch noch zu verlieren.
    Der Arzt erhob sich. Er reichte Albert Spatfeld den Totenschein.
    »Ich wünsche Ihnen viel Kraft«, sagte er und gab dem Witwer die Hand. Dann wandte er sich an Kevin. »Deine Mama befindet sich auf dem Weg zum lieben Gott«, sagte er und strich ihm über das Haar.
    »Ich weiß. Da war ich auch einmal«, antwortete Kevin.
    Dr. Tauschner sah ihn kritisch an.
    »Seien Sie nicht überrascht. Kevin steht noch unter einemSchock«, sagte Albert Spatfeld und legte den Totenschein auf die Anrichte.
    »Wenn Sie mich brauchen, dann rufen Sie mich an«, sagte der Arzt und ging.
    Albert Spatfeld betrat mit Kevin die Küche und stellte die Suppe ab. Dann ging er mit ihm in das Kinderzimmer und zog den Jungen an. Albert hatte seine Sachen im Bad liegen. Er zog die Gartenklamotten aus, schlüpfte in seine Jeans, holte aus dem Schlafzimmerschrank ein dunkelblaues Oberhemd, zog es über, entschied sich für seine schwarzen Slipper, nahm seine Wildlederjacke von der Garderobe, steckte die Bescheinigung ein, reichte Kevin die Hand und verließ mit ihm das Haus.
    »Wir beide fahren jetzt zum Bestatter. Er legt Mama in einen schönen Sarg. Dann kommen viele Menschen, die sie alle gern gehabt haben, um sie zum Grabe zu tragen. Wir werden mit dem Pastor sprechen. Mama soll eine schöne Beerdigung haben, bevor sie

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