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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Er fand die ersten Milchzähne von Kevin und eine Locke von ihm in Seidenpapier.
    Er fand gedanklich zurück zu ihr und bedauerte es tief, dass sie ihn während der letzten Jahre mit ihren vielen Ausflüchten genervt hatte. Sie fand das »Liebesleben« tierisch und ließ ihn hin und wieder machen, ohne Freude am Sex zu verspüren.
    Es war schon sehr spät, als er den Schreibtisch verschloss und sich schlafen legte.
    Am nächsten Tag schien wieder die Sonne. Nach dem Frühstück beschäftigte sich Kevin auf seinem Zimmer, während Albert Spatfeld die Sachen seiner Frau »entrümpelte«. Am Nachmittag suchte er erneute mit Kevin das Schwimmbad auf.
    An diesem Abend ging er spät zu Bett. Es störte ihn wenig, dass er im breiten Ehebett alleine lag. Er hatte mehrere Flaschen Bier getrunken und schlief unmittelbar ein.
    Am Sonntagmorgen weckte Kevin ihn bereits um 7 Uhr in der Frühe, als er zu ihm in das Bett kroch. Er legte sich neben Albert und bat ihn, ihm vom Himmel zu erzählen, wo die Mama jetzt schon beim lieben Gott sei.
    »Mein Junge, der liebe Gott sieht es gerne, wenn die Menschen in sein Haus kommen, um zu beten. Auch Mama wird sich freuen, wenn wir am heutigen Morgen zur Kirche gehen und an sie denken«, sagte Albert zu seinem Sohn.
    »Ja, Papa, ich bitte dich darum«, antwortete Kevin.
    »Außerdem muss ich mit dem Pfarrer sprechen«, fügte Albert hinzu.
    Sie standen auf, wuschen sich im Bad und zogen sich an. Kevin trug eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Hemd und einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt. Albert Spatfeld hatte seinen dunkelgrauen Seidenanzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte angezogen. Natürlich gab sich Kevin tapfer. Er weinte nicht, dennoch drückte sein Gesicht unsagbare Trauer aus.
    Sie fuhren mit dem Wagen, parkten vor der Katharina-Kirche auf der Ambrosiusstraße und betraten mit den Besuchern das Gotteshaus. Bei dem heißen Sommerwetter war die Kirche nur halb gefüllt. Die Orgel spielte, der Küster zündete die Kerzen an. Es war kühl in der Kirche.
    Albert Spatfeld führte Kevin an der Hand. Er war mit seiner Mama schon öfter in der Kirche gewesen und liebte die feierliche Stimmung, die durch das Gemäuer noch verstärkt wurde. Besonders gern mochte er die Orgelmusik.
    Sie knieten sich in eine Bank der vorderen Reihen und sahen dem Priester und seinen Messdienern zu. Kevin war zutiefst ergriffen.
    Der Pastor hatte den gut aussehenden Mann mit dem Jungen während seiner heiligen Handlungen gesehen und vermutete richtig, dass er der Mann der Ärztin war, die vor wenigen Tagen verunglückt war. Der Bestatter hatte ihn benachrichtigt.
    Und richtig, im Anschluss an die heilige Messe wartete er auf ihn vor der Kirche.
    Albert stellte sich vor. »Albert Spatfeld, das ist mein Sohn Kevin. Er hat seine Mutter und ich meine Frau durch einen tragischen Unglücksfall verloren. Wir denken an eine traditionelle, christliche Beerdigung. Meine Frau war sehr gläubig.«
    »Drescher ist mein Name«, sagte der Pfarrer. »Ja, das ist eine schlimme Sache. Der Unfall ist mir schon zu Ohren gekommen. Wenn Sie morgen Zeit haben, dann besuchen Sie das Friedhofsamt. Herr Paffrath deutete an, dass Sie am Donnerstag die Beerdigung wünschen. Damit bin ich einverstanden. Sagen wir um zwölf Uhr dreißig. Es ist Ihr Wunsch, dass ich ein paar Worte über die liebe Verstorbene sage. Ich kannte ihre Gattin nur vom Sehen. Sie war eine ausgezeichnete Ärztin, wie ich gehört habe. Wenn Sie mir eine Kurzvita und einige herausragende Ereignisse aus ihrem Leben auf einen Zettel schreiben und mir reinreichen, will ich wohl eine Traueransprache halten.«
    »Danke, dem komme ich gerne nach. Ich gehe davon aus, dass Sie auch am Kaffee teilnehmen werden. Genaueres teilt Ihnen der Bestatter mit«, sagte Albert Spatfeld.
    »Da kann ich nicht nein sagen. Wenn Sie Hilfe brauchen – Ihr Sohn ist noch sehr jung –, stehe ich gerne zur Verfügung«, sagte der Pfarrer.
    »Ich gehe morgen wieder in den Kindergarten«, meldete sich Kevin zu Wort.
    »Wenn Sie noch mit dem Küster sprechen wollen wegen der begleitenden Orgelmusik …«, sagte Pastor Drescher.
    »Das überlasse ich gerne Ihnen«, sagte Albert und gab dem Pfarrer die Hand. Kevin machte eine Verbeugung. Sie gingen zu ihrem Wagen und fuhren nach Hause. Zu Hause angekommen, setzte sich der Papa an seinen Schreibtisch.
    »Wir dürfen nichts vergessen«, sagte er.
    »Papa, können wir nachher zum Italiener gehen und eine Pizza essen?«, fragte der

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