Neben Der Spur
hockt und mit Gudruns Volvo die Einfahrt versperrt.
Leidet Karo unter Verfolgungswahn? Oder ist das tatsächlich Alex, der da im Stakkato-Licht der Discoscheinwerfer aufzuckt, die Tanzfläche umhaspelt und mit Blicken abzusuchen scheint? Kein Zweifel. In typischer Golfermontur, helle Hose, Ringelshirt mit Kragen, bewegt er sich zur Bar, lässt sich eine Flasche Bier reichen. Ein alkoholfreies Bier. Was für ein Schnarcher! Karo presst sich an Rick, versteckt ihr Gesicht hinter seinen Knubbelschultern. Seit wann geht Alex überhaupt in Discos? Sollte lieber seinem Polizeimusikcorps lauschen. Am besten gleich mitposaunen.
Ein umwerfender Gedanke. Vor unterdrücktem Lachen krümmt sich Karos obere Hälfte aus der Deckung – und damit in Alex’ Blickfeld. Prompt reckt er seine Hand samt Siegelring, winkt und prostet ihr mit seiner Gerstenbrause zu. Ätzend! Aber Karo hat Ressortchef Löffler fest versprochen, mit dem Kerl gut auszukommen. Sie deutet ein Lächeln an, klappt die erhobene Hand mechanisch auf und zu, um sich im nächsten Moment Rick zuzuwenden, ihm den Bizeps zu streicheln und die gespitzten Lippen anzubieten.
Rick küsst sie innig. »Total verschmust heute, hmm?«
Karo lacht auf und schleudert ihren Kopf in den Nacken, um jedwedem Beobachter zu signalisieren, was Rick für ein Charmeur ist. Sie umarmt ihn emphatisch und setzt zum Zungenkuss an. Das wird Alex auf Abstand halten, hofft sie.
Umsonst. Kaum geht Rick zur Bar, um sich ein zweites Pils zu holen, baut sich Alex wie ein Kampfhund vor Karo auf.
»Gut, dich zu treffen«, überbrüllt er Lady Gagas Judas.
Karo liegt der Spruch, den sie für so eine einfallslose Anmache parat hat, auf der Zunge: ›Ohne meinen Imageberater will ich mich dazu nicht äußern.‹ Sie zögert. Humorlos wie Alex ist, würde er das umgehend dem Löffler stecken.
Also brüllt sie zurück. »Hi, Alex! Ja, tolle Stimmung, was? Kommst du öfter her?«
Zum Glück dreht der DJ im selben Moment die Bässe auf und Karo hört ihr eigenes Gesülze kaum.
Alex kommt näher, der bekannte Eichenmoosgeruch steigt Karo in die Nase. »Du hast nicht angerufen und ich würde dir gern was sagen.«
»Ach ja?«
Er zieht sie in Richtung Bar, wo man beim Sprechen allenfalls das zarte Scheppern der Gläser und Flaschen übertönen muss.
»Ich schätze mal, du recherchierst Valentin Hepp hinterher.«
»He? Wieso?«
»Er wird verdächtigt, hinter dem Anschlag zu stecken.«
Karo zuckt die Achseln. »Und?«
»Ich weiß, dass du für die Hepps arbeitest. Ich hab’s keinem erzählt. Ehrensache. Aber mir ist inzwischen klar, wozu du ein paar weitere Wochen freigestellt sein willst.«
»Quatsch, um den Anschlag und um diesen Valentin kümmere ich mich nicht. Den haben ein paar Tratschtanten angeschwärzt, aber er hat ein Alibi. – Außerdem werd ich nicht gerade ein Zeug recherchieren, an dem schon der ganze Polizeiapparat hängt. Die Wiese ist abgegrast, bevor ich hinkomme. Ist klar dein Revier, Kollege.«
»Du irrst dich gewaltig. Das Thema ist vakant, die Polizei verfolgt den Fall nicht mehr. Nur einer der Kommissare, ein Freund von mir, hilft mir bei der Recherche, weil wir denken, dass was faul ist.«
»Was soll da faul sein?«
»Hör mal, Karo, das ist eine Nummer zu heiß für dich allein. Lass uns zusammenarbeiten.«
Karo klappt vor Verwirrung der Unterkiefer auf. Sie fasst sich, macht ein paar Tanzbewegungen, lacht, als wäre sie betrunken.
»Ich will dich nur warnen«, sagt er. »Halt unbedingt den Mund deinen Kollegen gegenüber! Wer ist denn der Typ, mit dem du da zusammen bist?«
»Das ist mein Freund.« Sie dreht sich weg. Ihr wird eiskalt. Sollte das eben eine Erpressung sein? Alex glaubt offenbar, sie wäre dem Bombenleger auf der Spur. Valentin Hepp? Wieso Valentin Hepp? Egal, Alex will Infos von ihr. Infos, die sie nicht hat. Was jetzt?
Endlich kommt Rick mit seinem frischen Pils herüber, nippt ein paarmal, nickt Alex wie abwesend zu und zieht Karo, die Flasche balancierend, zurück auf die Tanzfläche. Blues. Er drückt sich an sie, flüstert: »Hast du was mit dem Arsch?«
Karo sieht sich um. Alex hat sich an die Bar gepflanzt. »Ist bloß ein ehemaliger Kollege. Hab nix mit dem. Nie gehabt.«
»Aber du flirtest ganz schön.«
Karo kann nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel nach oben schießen und alles Blut in ihren Kopf. Rick ist eifersüchtig. Wie süß!
»Quatsch!«, haucht sie ihm ins Ohr. »Ich hab bloß ein bisschen geschleimt. Der hockt beim
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