Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
Vom Netzwerk:
Wie gesagt, es gibt einiges zu bereden.«
    Dupont nickte und stieg ein. Ich hatte erwartet, dass er seinen Vorschlag wiederholen würde, das Gespräch doch in seinem Büro zu führen, aber da hatte ich ihn wohl wieder einmal unterschätzt. Wir fuhren schweigend durch den dichten Samstagsverkehr in Richtung Innenstadt, wo ich den Wagen dann im Parkhaus abstellte. Der warme Herbsttag lud zum Sitzen im Freien ein, und so entschieden wir uns schließlich für ein etwas abseits gelegenes Lokal, dessen Garten noch wenig besucht war.
    Als wir Platz genommen und Bier bestellt hatten, sah Dupont mich erwartungsvoll an. »Sie sagten, es gäbe einiges zu besprechen«, meinte er dann. »Vielleicht sollten dann Sie beginnen, ich werde Ihnen mein Anliegen dann anschließend vortragen.«
    »Gut, dann will ich gleich zur Sache kommen. Warum haben Sie den Werkzeugschuppen abgebrannt und was haben Sie mit Mortimer gemacht? Und sagen Sie bitte nicht, Sie wüssten nichts davon. Das würde ich nämlich als Beleidigung meiner Intelligenz betrachten. Und sparen Sie sich auch den Hinweis, dass mich das nichts angeht …«
    Dupont fiel mir ins Wort. »Warum so aggressiv, Herr Lukas? Wir haben uns doch bis jetzt immer ganz freundschaftlich unterhalten, und so soll es doch auch bleiben. Ich fühle mich ja tatsächlich in gewisser Weise, wenn auch nicht persönlich, für das verantwortlich, was mit Ihnen passiert ist, und habe Ihnen deshalb Offenheit versprochen.«
    »Schön, dann bitte ich um Entschuldigung – vorausgesetzt, Sie beantworten meine Fragen.«
    »Einverstanden. Was die Hütte angeht, so haben Polizei und Feuerwehr den Brand als Unfall zu den Akten genommen – aber Sie haben recht. Das waren meine Leute. Wir haben diesen Kontaktpunkt aufgegeben, weil er zu gefährlich ist. Ohne ihn würden Sie vermutlich jetzt nicht hier sitzen. Zufrieden?«
    »Ja, was die Hütte betrifft. Und Mortimer?«
    »Der ist Patient unserer Klinik, allerdings sind die Behörden darüber nicht informiert, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie diese Information für sich behalten würden. Die Sache ist wesentlich komplizierter, als Sie ahnen.«
    Ich staunte. Ich hatte mir vorgenommen, Dupont in die Mangel zu nehmen, zu behaupten, jemand habe beobachtet, wie Mortimer aus der Klinik entführt wurde. Und jetzt war er praktisch freiwillig mit der Wahrheit herausgerückt. Da hätte ich mir die ganze Verhörtaktik sparen können, die ich mir gestern Abend in zwei Stunden mühsamer Arbeit zurechtgelegt hatte.
    Dupont hatte meine Verblüffung sofort bemerkt. Man durfte diesen Mann einfach nicht unterschätzen, nahm ich mir zum wiederholten Mal vor. »Sie wundern sich?«, lächelte er. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Ihr Freund bin. Irgendwann werden Sie mir das noch glauben. Und wenn Sie dann Ihre verehrte Gattin auch noch davon überzeugen, dass ich gar kein so übler Kerl bin, wird das wirklich ›der Anfang einer wunderbaren Freundschaft‹.« Jetzt lächelte er verschmitzt, als wüsste er ganz genau, welche Überlegungen dieser Satz bei mir ausgelöst hatte, als er ihn das letzte Mal gebraucht hatte.
    »Das hängt übrigens auch mit meinem Anliegen zusammen«, fuhr er dann fort und nahm einen Schluck aus seinem Glas und wischte sich dann mit einer urbayrischen Geste den Schaum von den Lippen. »Aber ich will Sie nicht drängen, vielleicht gibt es noch etwas, was Sie beschäftigt.«
    Da gibt es noch eine ganze Menge, dachte ich und beschloss, jetzt meinen Trumpf auszuspielen. Vielleicht würde ihn der genauso verblüffen wie mich seine beiden Geständnisse.
    Ich zog meine Brieftasche heraus und entnahm ihr die Kopie der Meldung aus den ›Münchner Neueste Nachrichten‹, die mich zum meinem Japantrip veranlasst hatte. »Sie sollten das lesen«, schlug ich vor. »Ich nehme nicht an, dass Sie die Notiz kennen. Ich habe sie zufällig im Feuilleton entdeckt.«
    Ich hielt ihm das Blatt hin.
    Er griff danach, zog seine Brille heraus und setzte sie sich auf die Nase. »Eine Errungenschaft, die man bei uns noch nicht kennt«, erklärte er mit einem etwas wehmütigen Lächeln und begann zu lesen. Ich sah ihm schweigend dabei zu, sah, wie seine Augen sich weiteten und es in seinen Zügen arbeitete, bis er schließlich das Blatt auf den Tisch legte. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber ich hatte den Eindruck, dass seine Hand dabei zitterte. Er schloss kurz die Augen, als müsse er nachdenken, senkte dabei den Kopf und verharrte eine Weile schweigend in

Weitere Kostenlose Bücher