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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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gebraucht, bis ich es wirklich fassen konnte. Aber ich lebe jetzt seit etwa einer Woche in dieser mir fremden Welt und staune immer wieder darüber, was alles anders ist – aber auch wie viele Gemeinsamkeiten es gibt. In meiner Welt beispielsweise regiert eure Queen immer noch, während sie in der euren an ihrem 80. Geburtstag zurückgetreten ist und jetzt Charles III. die Krone trägt. Und so könnte ich dir tausend Dinge erzählen, die ich mir in den letzten Tagen angelesen habe, und zehntausend weitere von dir erfragen, weil ich in dieser Welt immer noch ein Fremder bin.«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an und griff nach meinem Glas. »Zum dritten Mal, glaub mir bitte, ich will dir schildern, was meiner Ansicht nach mit mir geschehen ist und wie das mit diesen beiden Männern in der Forsthütte zusammenhängt. Und sobald ich weiß, was dort gesprochen wurde, kann ich dich vielleicht weiter aufklären.«
    Richard hob ebenfalls das Glas, nickte und nahm einen langen Schluck. »Gut, ich werde dich nicht mehr unterbrechen.«
    »Schön. Ich fuhr also eines Vormittags aus unserem Haus ins Tal um einzukaufen. Als ich an die besagte Hütte kam, lag ein schwerer Ast auf der Straße …«
    Ich muss wohl eine halbe Stunde geredet haben, meine erste Erkenntnis im Supermarkt, als Vanessa meine Euroscheine nicht erkannt hatte, Carols Verblüffung über mein Handy, meine Träume – alles das schilderte ich Richard und spürte, wie gut es mir tat, das alles mit einem Freund teilen zu können … einem Freund, dem ich in Wirklichkeit erst vor ein paar Stunden zum ersten Mal begegnet war, doch den nichts, aber auch gar nichts von dem Menschen unterschied, den ich kannte. »Und darum bin ich fest überzeugt, dass die beiden Männer etwas mit meiner Versetzung in diese Welt zu tun haben und dies auch wissen. Vermutlich sind sie auf der Suche nach mir, und der Himmel weiß, was sie mit mir vorhaben. Deshalb habe ich die Überwachungskamera in die Hütte eingebaut und ihr Gespräch aufgenommen, ohne dass sie das meiner Überzeugung nach bemerkt haben. Jetzt hoffe ich sehnlichst, dass du mir erklären kannst, was sie miteinander besprochen haben.«
    Ich war während meines Berichts zweimal unterbrochen worden, als die Vorspeise und später der Hauptgang serviert worden war, und war jedes Mal verstummt und hatte ein paar Belanglosigkeiten von mir gegeben, bis der Kellner den Tisch wieder verlassen hatte. Jetzt war die Flasche Wein leer, und Richard winkte nach einer zweiten. Wie mir schien, hatte er meine Erzählung akzeptiert, denn er setzte in dem Augenblick zum Reden an, als der Wein gebracht wurde.
    »Ein guter Tropfen«, lobte er den Kellner und sah diesem beim Zeremoniell des Entkorkens und Schnüffelns am Flaschenhals interessiert zu. »Ich glaube, da haben wir einen guten Jahrgang erwischt.«
    Dem stimmte der Kellner zu, ohne dabei devot zu wirken, goss sich ein paar Tropfen ins Glas, nippte daran, kostete würdevoll und befand dann auch diese Flasche unser würdig und schenkte ein, nicht ohne vorher neue Gläser geholt zu haben. Dann ließ er uns allein, und Richard setzte erneut an.
    »Ja, diese Leute suchen dich, wollen mit dir Verbindung aufnehmen. So viel konnte ich bereits entschlüsseln. Bei ihrer Sprache handelt es sich in der Tat um Gälisch, wie es um das Jahr eintausend im Norden unserer Insel gesprochen wurde. Die lateinischen Brocken, die mir aufgefallen sind, sind durchaus normal, schließlich war Britannien einige Jahrhunderte römische Kolonie. Und das Gälische entspricht natürlich auch nicht exakt der damaligen Sprache, die wir im Übrigen ohnehin ja nur aus den wenigen schriftlichen Überlieferungen kennen. Schließlich gab es ja damals noch keine Tonaufnahmen. Doch das dürfte dich wenig interessieren, du willst schließlich genau wissen, was gesprochen wurde, und dazu brauche ich noch einige Zeit und will mir auch Hilfe von einem Kollegen in Cambridge beschaffen. Was ich bis jetzt verstanden habe, ist noch zu lückenhaft, als dass man viel damit anfangen könnte. ›Ist uns entwischt … versetzt worden‹, das könnte auch ›verrutscht worden‹ heißen und deutet auf das, was du mir gerade geschildert hast. ›Müssen ihn festhalten … darf nicht bekannt werden … vielleicht im Haus auf dem Berg … Hilfe holen … Antolax melden.‹ Das sind so die Wortfetzen, die ich bisher entziffern konnte. Mein Kollege, Brian Donahue in Cambridge, ist auf Gälisch spezialisiert. Wenn es dir recht ist, werde ich ihn

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