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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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getan habe. Danke.‹«
    Ich nickte. »Besser hätte ich es nicht sagen können«, lobte ich Richard. »Jetzt musst du mir nur noch behilflich sein, das auf eine DVD aufzunehmen – oder nein, was soll ich mir die Mühe machen, den Text selbst zu sprechen. Wir nehmen deinen Text, so wie er ist, und mischen mein Bild dazu, das geht schneller.«
    Richard lachte laut auf, erhob sich von seinem Sessel, aus dem er mich während seines Vortrags erwartungsvoll angesehen hatte, kam um den Schreibtisch herum und schlug mir auf die Schulter. »Ich habe ja gewusst, dass du ungeduldig bist, aber mir soll’s recht sein. Du willst also gar nichts ändern?« Als ich das bejahte, griff er zu einem Mikrofon, stellte es sich auf dem Schreibtisch zurecht und schob eine DVD in den Aufnahmeschlitz. »Dein Bild kannst du dann ja zu Hause drüberkopieren«, meinte er und legte los.
        
     

13
     
    Wenn es nach Richard gegangen wäre, wäre ich noch ein oder zwei Tage in Oxford geblieben und mit ihm um die Häuser gezogen, »wie in alten Zeiten in Washington«, hatte er gemeint, aber Verständnis dafür gezeigt, dass ich mein Vorhaben schnell in die Tat umsetzen wollte. So saß ich jetzt in der Lufthansa-Maschine nach München und war immer noch verblüfft, wie schnell alles gegangen war. Richard hatte darauf bestanden, mich in seinem Jaguar zum Flughafen Heathrow zu bringen. Dort war ich in der Abflughalle an den Schalter gegangen, hatte ein Ticket gelöst und war auf einem Rollband zum Flugsteig gefahren, wo man das Ticket durch einen Scanner gezogen und mich zum Einsteigen aufgefordert hatte. Die ganze Prozedur hatte keine fünf Minuten gedauert. Ich fühlte mich in die gute alte Zeit in meiner Welt vor zwanzig Jahren zurückversetzt, wo ich ähnlichen Komfort genossen hatte, wo niemand mich abgetastet und gescannt oder mein Gepäck einer minutiösen Untersuchung unterzogen hatte. Vom Ablegen von Hosengurt und Schuhen und der Beschlagnahme von Rasierwasser ganz zu schweigen. Ich nahm mir vor, mir bei nächster Gelegenheit ein Buch über die jüngere Geschichte des Nahen Ostens zu besorgen, die hier offenbar völlig anders verlaufen war. Am liebsten hätte ich meinen Sitznachbarn danach gefragt, einen Mann mit wallendem schwarzen Vollbart, Turban und Adlernase, der augenscheinlich aus jener Region stammte, ließ es aber nach einiger Überlegung bei dem Gedanken bewenden.
    Der Flug sowie die Ankunft auf dem König-Ludwig-II.-Flughafen im Erdinger Moos verliefen ebenso glatt wie die ganze Reise. So fand ich mich keine zwei Stunden nachdem ich mich mit dem Versprechen, ihn über das weitere Geschehen minutiös zu informieren, von Richard Moriarty verabschiedet hatte, im Transrapid nach München und eine Viertelstunde später in einem Abteil der Schnellbahn nach Rosenheim. Alles war so schnell gegangen, dass ich nicht einmal Zeit gehabt hatte, mir eine Zeitung zu kaufen, und so hing ich ganz meinen Gedanken nach und legte mir die nächsten Schritte in meinem Aktionsplan zurecht.
    Als ich hörte, wie es auf dem Platz mir gegenüber klingelte, blickte ich unwillkürlich auf. Ein freundlich blickender Mann mit behäbiger Miene und dunklem, leicht gewelltem Haar tippte an sein Mobi, das er wie ich am Handgelenk trug, und steckte sich höflich einen Stöpsel ins Ohr. Ich sah, dass er einen winzigen Diamanten im Ohrläppchen trug, der im Schein der Nachmittagssonne blitzte. Wenn ich mich nicht sehr täuschte, hatte er auch in der Maschine aus London gesessen. »Oh, das ist unangenehm, aber mach dir meinetwegen keine Gedanken, ich nehme mir ein Taxi.« Er lauschte und wehrte dann ab: »Nein, Kurt braucht sich da wirklich nicht zu bemühen, ich finde ganz sicher eines, andernfalls kann ich mir ja telefonisch eines bestellen. Wie lange wird die Reparatur denn dauern?« Wieder lauschte er. »Na, das ist ja dann gar nicht so schlimm. Bis später also. Servus.«
    Er tippe auf sein Mobi, zog den Hörer aus dem Ohr und fühlte sich genötigt, mich in das Geschehen einzuweihen. »Frauen können eben nicht einparken«, vertraute er mir verschwörerisch an. »Jetzt ist die Heckpartie im Eimer und die Karre muss zur Reparatur.«
    Ich nickte verständnisvoll und fragte: »Wo müssen Sie denn hin? Ich habe meinen Wagen am Bahnhof abgestellt. Vielleicht kann ich Sie ja ein Stück mitnehmen.«
    »Nach Unterwössen. Aber machen Sie sich keine Umstände, ich finde schon ein Taxi.«
    »Nein, da muss ich ja auch hin. Ich heiße Bernhard Lukas und wohne auf der

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