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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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regelmäßigen Abständen aufblitzen.
    »Ich habe aus Versehen die UV-Lampe zugeschaltet«, sagte Peter, der immer noch ungläubig auf den Bildschirm starrte. Wie oft bei wissenschaftlichen Arbeiten hatten sie auch diese Entdeckung allein dem Zufall zu verdanken. Robert schaute die beiden fragend an. Er verstand nicht, was Heike mit dem Begriff Label, oder Etikett, sagen wollte. Sie erklärte es ihm:
    »In der Biologie werden Molekülketten mit ganz bestimmten Eigenschaften, die sie leicht auffindbar machen, als Markierungen oder Labels verwendet. Man kann damit zum Beispiel Stoffwechselvorgänge elegant analysieren. Man verfolgt gewissermaßen einfach den Weg dieser Labels durch die Zellen und Organe.« Robert nickte, aber er schien die Tragweite der Entdeckung immer noch nicht begriffen zu haben, denn sie sah ihn erwartungsvoll an. »Verstehen Sie nicht? Diese Labels sind synthetisch. Sie kommen in der Natur nicht vor, und ich weiß, dass wir selbst keine solchen Labels verwendet haben. Sie können also auch nicht von unserer Entwicklung stammen. Sie sind aber da, also wer oder was hat sie in dieses Genmaterial eingepflanzt?« Mit einem Male war es mäuschenstill im Labor. Die Anwesenden tauschten konsternierte Blicke aus. Heikes Schlussfolgerung leuchtete allen ein, doch niemand konnte ihre Frage beantworten. Sollte die Entdeckung auf eine neue, noch gänzlich im Dunkeln liegende Quelle hindeuten, welche diese Katastrophe verursacht hatte? Allzu gerne hätte Heike einer solchen These zugestimmt, doch sie war professionell genug, um nicht leichtfertig einen imaginären Deus ex Machina zu postulieren. Es musste eine einfachere Erklärung geben. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie wandte sich aufgeregt an Peter.
    »Haben Sie die erste Probe des Jungen aus Botswana greifbar?«
    »Das muss eine Ihrer B-Proben sein.«
    »Ja, ich glaube B1. Nyack heißt der Junge.« Peter nickte, ging zum Kühlfach und fand das gesuchte Reagenzglas.
    »Was ist damit«, Heike schmunzelte, als sie antwortete:
    »Ich glaube, wir werden gleich die zweite Überraschung erleben.« Vorsichtig präparierte sie einen Tropfen des Bluts auf einem Objektträger und schob ihn unter das Mikroskop. Sie mussten eine Weile warten, bis die Reaktion einsetzte, doch dann wurde allen klar, was sie gemeint hatte.
    »Die gleichen Blitze«, rief Robert verblüfft. Heike nickte ernst.
    »Das ist unsere Erklärung«, sagte sie leise. »Und der Beweis, dass das Label von BiosynQ stammen muss, denn diese Probe wurde Nyack lange vor unseren eigenen Versuchen mit dem BiosynQ Syntheseautomaten entnommen.« Diese Erkenntnis war ein klarer Beleg dafür, dass der Apparat, den ihr der BiosynQ Konzern zur Verfügung gestellt hatte, offensichtlich mehr produzierte als sie programmiert hatten. Ein plötzliches Glücksgefühl erfüllte Heike. Sie glaubte förmlich zu spüren, wie ihr Körper die Endorphine ausschüttete, um sie in einen euphorischen Zustand zu versetzten. Es war einer jener unbeschreiblichen Augenblicke, wo aus einem schwierigen Puzzle nach zähem Suchen unvermittelt ein harmonisches Bild entstand.
    Peter verstand sofort, was zu tun war. »Wir müssen als nächstes untersuchen, an welchen Strukturen diese Labels andocken«, sagte er zu seiner deutschen Kollegin. Sie nickte und die beiden begannen intensiv zu arbeiten. Keiner bemerkte, wie Robert still den Raum verließ. Er konnte hier nicht helfen, in diesem Bereich hatte ihn sein Wissenschaftszweig längst überholt. So tröstete er sich mit einem weiteren Besuch der Bibliothek und ihrer resoluten Leiterin, die den großen Lesesaal bewachte wie Zerberus das Tor zur Unterwelt. Er wechselte wie üblich ein paar freundliche Worte mit der strengen Dame, bevor er sich mit der neusten Ausgabe des ›Journal of Animal Ecology‹ in seine bevorzugte Ecke zurückzog und die Zeit vergaß. Mitten im Studium der Entwicklung von Elefantenpopulationen in Simbabwe schreckte er auf. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass es sein eigenes Telefon war, das immer aufdringlicher piepste. Mit rotem Kopf und schuldbewusster Miene schaltete er das Gerät ab und eilte aus dem Saal. Diese Todsünde würde ihn beim nächsten Besuch eine teure Schachtel Pralinen kosten, denn der Zerberus vergaß nie.
    Er blickte auf das Display. Peter hatte angerufen, die beiden waren wohl einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Er fand sie eifrig diskutierend mit Kaffeebechern in der Hand auf dem Flur vor den Labors.
    »Wie ich sehe, habt ihr

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