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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Einladung zu einem Treffen im kleinen Kreis mit dem Geschäftsführer. Die zweite Überraschung erlebten die Besucher, als der CEO die Sitzung nach einem raschen Seitenblick zu seinem Anwalt mit den Worten eröffnete:
    »Ich möchte gleich zur Sache kommen und Ihnen versichern, dass uns Ihr Brief zutiefst erschüttert hat.« Maître Fauchon nickte lebhaft. »Zudem bin ich Ihnen dankbar, dass Sie sich direkt an mich gewandt haben. So kann ohne Verzug gehandelt werden, falls Ihr Material den schrecklichen Verdacht bestätigt.« Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er auch dazu entschlossen war. Erleichtert, doch umso vorsichtiger breiteten Samantha und Robert die Berichte und Fotos aus Marchands Unterlagen, die Leidensgeschichte der Menschen in Botswana und die Erkenntnisse aus Cambridge über die Ursache der neusten Katastrophe vor dem sichtbar aufgewühlten CEO und seinem undurchschaubaren Anwalt aus. Der Maître war geübt im Studium umfangreicher Dossiers und pflückte mit sicherer Hand die Schlüsseldokumente heraus, um sie eingehend zu studieren.
    Lange fiel kein Wort. Die Besucher beobachteten still, wie die Schriftstücke und Bilder ihre Wirkung entfalteten, als plötzlich die schalldichte Tür aufgerissen wurde und Célia Mathieu mit wutverzerrtem Gesicht in den Saal stürzte, begleitet vom lauten Ruf des entgeisterten Portiers.
    »Sie können doch nicht ...«
    »Und wie ich kann, verdammt noch mal.« Sie wandte sich zitternd an den CEO. »Alain, kannst du mir bitte erklären, was hier vorgeht?«
    »Célia, schön, dich zu sehen«, antwortete er lakonisch. »Ich sehe mir gerade einige deiner interessanten Projekte an. Diese Herrschaften waren so freundlich, mich zu dokumentieren, was du leider versäumt hast.« Célia schnaubte vor Wut.
    »Was soll der Quatsch? Du bist über alle Projekte bestens im Bilde, und warum werde ich nicht eingeladen, wenn es um meine Angelegenheiten geht?« Der CEO warf seinem Anwalt einen fragenden Blick zu. Als Maître Fauchon fast unmerklich nickte, sagte er ruhig, aber bestimmt:
    »Célia, du bist mit sofortiger Wirkung entlassen. Ich muss dich bitten, unverzüglich deine persönlichen Sachen zusammenzupacken und das Gebäude zu verlassen.« Er wählte die Nummer des Sicherheitsdienstes.
    »Das kannst du nicht machen!«, schrie sie. »Der Verwaltungsrat ...«
    »Doch, kann er«, unterbrach sie der Anwalt und schwenkte ein Papier. »Ihr Entlassungspapier ist bereits unterzeichnet. Weitere rechtliche Schritte behalten wir uns ausdrücklich vor.« Kreidebleich riss sie ihm das Papier aus der Hand, las es und zischte:
    »Ich will meinen Anwalt sprechen.«
    »Tu das«, entgegnete der CEO ruhig und winkte die beiden Angestellten des Sicherheitsdienstes heran. »Messieurs, Miss Mathieu wird ihr Büro räumen, bitte begleiten Sie sie.«
    Mit ungläubigem Staunen hatten Samantha und Robert die Szene verfolgt. Alain Pasquier bemerkte ihre Verblüffung und sagte lächelnd:
    »Das war zwar nicht so geplant, aber der Zwischenfall hat Ihnen hoffentlich gezeigt, wie ernst wir die Sache nehmen, und dass wir nicht zögern, zu handeln. Célia Mathieu hatte großes Potenzial, aber sie hat den Bogen überspannt, sich eine eigene Firma innerhalb des Konzerns aufgebaut. Wir haben sie schon einige Zeit beobachtet, doch leider nicht schnell genug reagiert. Das war ein schwerer Fehler, und ich werde dafür sorgen, dass so was nicht wieder vorkommt.« Der unerwartete Verlauf dieser Sitzung hatte das sorgfältig vorbereitete Konzept der beiden Besucher völlig durcheinander gebracht. Die Geschäftsleitung hatte ohne weiteres die Flucht nach vorn ergriffen und war auf bestem Weg, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Diese an sich positive Entwicklung machte es allerdings nicht einfacher, ihr zweites Anliegen vorzubringen. Sie waren hierher gereist, um BiosynQ zu verpflichten, tatkräftig mitzuhelfen, die Not zu lindern, die durch das Versagen ihrer Risikokontrolle entstanden war. Beide rangen noch nach den richtigen Worten, als sich der CEO an Robert wandte.
    »Professor Barnard, wie ich vernommen habe, sind sie ein profunder und engagierter Kenner der Verhältnisse im südlichen Afrika.« Er machte eine Pause bis Robert zustimmend die Achseln zuckte und fuhr weiter: »Wir werden unsere Aktivitäten in diesem Gebiet definitiv einstellen, doch wir möchten dort weiterhin sinnvolle Projekte unterstützen. Jemand wie Sie als Berater für solche Beteiligungen wäre für uns

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