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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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hatte Prellungen im Beckenbereich und am rechten Knie und eine mittelschwere Gehirnerschütterung. Sie hatte offenbar für kurze Zeit das Bewusstsein verloren. Nach Meinung des Arztes könnte eine leichte retrograde Amnesie auftreten, sodass sie sich nicht mehr an alle Einzelheiten vor dem Unfall erinnern würde. In fünf bis zehn Tagen sollte sie wieder auf den Beinen sein. Sie musste jetzt möglichst viel Ruhe haben. Er gab ihnen zehn Minuten, um mit ihr zu sprechen.
    »Schade um den Mini«, war ihr erster Kommentar zum Unfall. Bastien grinste verlegen. Die robuste Samantha als verletzliches Opfer im Spitalbett; die Szene hatte etwas Surreales für ihn. Roberts Erleichterung war groß. Sie hatte ihre Ironie nicht verloren, ein gutes Zeichen. Er brannte darauf, zu hören, was ihr wirklich zugestoßen war. Hatte der Unfall irgendetwas mit Samanthas Besuch bei ihm zu tun?
    »Ich erinnere mich nur undeutlich daran. Ich sah plötzlich etwas vor mir, trat auf die Bremse und dann muss ich bewusstlos geworden sein. Ich glaube, mich hat jemand aus der Kurve gedrängt.«
    »Wo genau?«, wollte Robert wissen.
    »Am Ende der Quartierstraße, nur ein paar Minuten von Ihrem Haus entfernt.« Sie erinnerte sich an das Tagebuch und wandte sich an Bastien. »In meiner Tasche findest du ein interessantes schwarzes Büchlein zum Thema BiosynQ und Botswana. Ich möchte, dass du es studierst und mit Kyle besprichst. Es könnte sehr wichtig sein für seinen Bericht.«
    Bastien schüttelte bedauernd den Kopf. »Hat man es dir noch nicht gesagt? Sie haben nichts gefunden im Wagen. Keine Tasche, kein Laptop. Der Wagen war sauber ausgeräumt.«
    Samantha schaute die beiden Männer entgeistert an. Robert nickte ernst und sagte: »Es kann kein Unfall gewesen sein. Es war ein Anschlag. Jemand hat Sie abgefangen und ausgeraubt.«
    »Aber – das würde bedeuten ... «
    »Ja, das bedeutet wohl, dass Ihnen jemand gefolgt ist und Ihren Besuch bei mir beobachtet hat. Man wollte sicher gehen, dass keine Informationen in die Presse gelangen.«
    »BiosynQ«, rief Bastien aus. »Mein Gott, du bist in Lebensgefahr, Sam!«
    »Quatsch«, brummte sie unwirsch. Sie hatte es ohne größeren Schaden überlebt. Wenn sich diese Firma tatsächlich soviel Mühe machte, mussten ihre Leute kolossale Angst vor Enthüllungen haben. Für Samantha war das in erster Linie ein Ansporn, noch tiefer zu graben. »Bastien, diese Sache stinkt zum Himmel. Wir müssen jetzt unbedingt weitermachen. Kyle soll dieses Versuchsgelände unter die Lupe nehmen, aber Professor Wolff muss informiert werden.«
    »Passen Sie bloß auf. Ich teile die Auffassung Ihres Kollegen. BiosynQ lässt offensichtlich nicht mit sich spaßen. Die mögen keine Schnüffler«, warf Robert ein, doch er hatte bereits den gleichen Entschluss gefasst. Nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Wir sollten diese Reise koordinieren.« Die Journalisten sahen ihn verblüfft an, worauf er bekräftigte: »Ja, ich werde nochmals nach Botswana reisen. Und Sie, Monsieur Prévost, passen bitte auf diese mutige Frau auf.«
Heidelberg
     
    Heike Wolff drückte aufs Gaspedal. Sie hatte es eilig, die in engen Kurven steil ansteigende Naturstraße am Fuß des Königstuhl hinter sich zu lassen. Ihr Ziel war das Hochsicherheitslabor, das ihr Institut hier mitten im Wald hoch über Heidelberg eingerichtet hatte. Die Tafel am Sicherheitszaun wies mit ihrem Kleeblatt-artigen Zeichen eher diskret auf biologische Gefahren hin. Man wollte die Leute nicht unnötig verunsichern. Heike parkte auf dem gesicherten Gelände und nahm die Kiste aus dem Kofferraum, die sie heute Morgen erhalten hatte; die neusten Proben aus Botswana. Das Laborgebäude war zwiebelförmig aus drei Schalen aufgebaut. Jede hermetisch abgeschlossene Schale erhöhte die Sicherheit beträchtlich, dass keine Keime in die Umwelt gelangen konnten.
    Als sie die umständliche Schleusenprozedur ungeduldig hinter sich gebracht hatte, konnte sie sich endlich in der innersten Sicherheitszone an die Arbeit machen. Um möglichst rasch brauchbare Ergebnisse bei der Untersuchung des in Afrika beobachteten Phänomens zu erhalten, hatte Heike im Labor eine sehr gefährliche mutierte Version der Anophelesmücke hergestellt. Diese Variante war wesentlich kurzlebiger als die natürlichen Artgenossen. Sie durchlief ihren Lebenszyklus gewissermaßen im Eiltempo. Das erlaubte ihr, Phänomene, die normalerweise Wochen beanspruchten, innerhalb von Tagen zu beobachten. Dank dieses beschleunigten

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