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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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gebettet. Ein Beamter packte die sorgfältig am Rand des Beckens zusammengelegten Kleidungsstücke der Frau in einen Beutel, als unvermittelt Buddy Guy lautstark zu singen begann: »Now you're gone.« Das Telefon der Frau klingelte im Kleiderbündel. Der Polizist betrachtete das Display, konnte jedoch keine Anrufernummer erkennen. Vorsichtig drückte er die Empfangstaste und meldete sich.
    »Hallo?«
    »Jessica. Ich möchte Jessica Reed sprechen, ist das nicht ihr Anschluss?«
    »Wer spricht dort?«
    »Paul Dumas, ein Bekannter. Wer sind Sie, was ist los?«
    »Polizei. Wir haben das Telefon bei der Leiche einer Frau gefunden, Sie ist ertrunken. Haben Sie ... «
    Weiter kam er nicht. Der Anrufer hatte die Verbindung getrennt.
    »Das – kann nicht sein. Oh mein Gott, was habe ich angerichtet?«, stammelte er entsetzt ins tote Mikrofon. Ohne zu wissen weshalb, fühlte sich Paul mitschuldig am Tod der Frau, die sich gestern Abend noch voller Energie und Lebenslust so angeregt mit ihm unterhalten hatte.
Cambridge
     
    Niedlich , dachte Samantha, als sie das alte rote Backsteinhaus mit dem üppigen, leicht verwilderten Vorgarten betrachtete. Den Bewohner stellte sie sich als dürres, graues Männchen mit spitzem Bärtchen und durchdringenden Augen hinter der dicken Brille vor. Doch als sich die Tür öffnete stand ihr ein stattlicher älterer Herr gegenüber, der mit seinem sportlichen Äußeren, dem leicht gebräunten Gesicht und der lockeren Freizeitkleidung eher einem unternehmungslustigen Abenteurer als dem vertrockneten Akademiker glich, den sie erwartet hatte. Einzig mit den durchdringenden Augen hatte sie richtig gelegen. Einmal mehr war sie von Bastiens Spürsinn überrascht worden, als er ihr vor zwei Tagen erstmals von einem Professor Barnard in Cambridge berichtet hatte. Er war auf einige sehr interessante Stellen in einem Blog im Internet gestoßen. Dort hatten Studenten, die offenbar eine Art Fangruppe des pensionierten Professors bildeten, Auszüge aus einem Kolloquium veröffentlicht. Barnard schien sich während dieser Veranstaltung äußerst verärgert über die Firma BiosynQ geäußert zu haben. Er hatte von Ungeheuerlichkeiten in einer Forschungsstation in Botswana berichtet. Offenbar war er kürzlich dort gewesen, ein Augenzeuge! Samantha hatte nicht lange gezögert und Bastien den Auftrag gegeben, ihren Besuch bei diesem Professor zu organisieren.
    »Entschuldigen Sie die Unordnung. Ich bin heute allein, meine Haushalthilfe hat ihren freien Tag«, sagte Robert Barnard, nachdem sie sich begrüßt hatten. Er führte sie in die blitzsaubere Wohnung, die mit großer Sorgfalt geschmackvoll eingerichtet war. Trotz der fast peinlichen Ordnung fühlte sich Samantha auf Anhieb wohl in diesem Haus.
    »Ihre Unordnung gefällt mir ausgezeichnet, sehr gemütlich hier«, entgegnete Samantha schmunzelnd, als sie sich auf den dunklen Ledersessel im Arbeitszimmer des Professors setzte. Robert gefiel die Ironie und das natürliche, unkomplizierte Auftreten dieser Frau. Sie mochte vielleicht zehn Jahre jünger sein als er, aber sie strahlte eine Präsenz aus, die ihn sofort fesselte.
    »Sie haben eine Katze?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Er schaute sie verwundert an, bis ihm er Grund ihrer Bemerkung klar wurde. Sein Kater meldete sich aus dem Keller.
    »Mr. Hobbes. Er hat sich wieder einmal im Keller eingeschlossen. Ich werde ihn raus lassen, entschuldigen Sie mich bitte kurz.« Als er wieder zurückkam, trottete sein Kater vorsichtig hinter ihm ins Zimmer, den Besuch seines Herrn misstrauisch beobachtend. Sobald sich Robert setzte, machte es sich der Kater auf seinen Knien gemütlich.
    »Hobbes? Wie Thomas Hobbes?«
    »Genau der. Thomas Hobbes, der politische Philosoph aus dem siebzehnten Jahrhundert. Das trifft den Charakter dieses Katers ziemlich exakt. Ein Philosoph ist er wie jede Katze, kann stundenlang auf seiner Decke über Gott und die Welt nachsinnen. Vom Politiker hat er gelernt, wie man am leichtesten durchs Leben kommt. Er frisst nämlich alles, was kleiner ist als er und sich bewegt, kuscht anderseits vor den Grossen oder biedert sich schamlos an. Sehen Sie?«
    Mr. Hobbes war zu Boden gesprungen und hatte sich neugierig Samanthas Hand genähert, die ihn sachte zu kraulen begann.
    »Sie scheinen keine große Achtung vor den ehrenwerten Politikern zu haben«, lachte Samantha.
    »Ich kann wirklich nichts anfangen mit fundamentalistischen Parteifunzis und großmäuligen Sesselfurzern. Respekt

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