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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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    »Bitte setzen Sie sich. Ich hole uns was zu trinken. Was darf ich Ihnen bringen? Kaffee, Tee, Wasser oder lieber ein Glas Wein, einen harten Drink? Es ist alles da.«
    »Kaffee wäre nett, danke. Schwarz, ohne Zucker bitte.« Die zuvorkommende Art, mit der Célia sie hier betreute, erstaunte Heike, denn sie kannte die Direktorin von BiosynQ bisher nur als kurz angebundene, hartgesottene Geschäftsfrau. Als sie mit den Getränken zurückkehrte, antwortete sie endlich auf die Frage, die Heike ihr im Labor gestellt hatte.
    »Software. Ihre Frage trifft genau den wunden Punkt. Ich will offen zu Ihnen sein.« Sie räusperte sich und fuhr nach kurzer Pause weiter: »BiosynQ hat sehr gute Ressourcen für die Entwicklung neuer Technologien, wie Ihnen der neue Synthese-Automat gezeigt hat. Doch wir sind bei der Grundlagenforschung auf die enge Zusammenarbeit mit Universitäten und führenden Instituten angewiesen. Die gezielte Synthese spezifischer Funktionen ist ein Gebiet, das wir noch nicht beherrschen.« Sie machte wieder eine Pause und beobachtete Heikes Reaktion auf dieses freimütige Geständnis. Heike schaute sie mit undurchdringlichem Blick an und nickte nur. »In diesem Zusammenhang liegt der Gedanke an Ihr Institut natürlich nahe. Eine Ihrer herausragenden Spezialitäten ist ja genau die Modellierung genetischer Strukturen mit vorgegebenen Funktionen. Sie sind sozusagen der Software-Lieferant, der uns noch fehlt.«
    Heike lachte. Nun war die Katze also aus dem Sack. Dieses Gespräch verlief ganz nach ihrem Geschmack. Sie hätte jetzt große Lust auf einen anständigen harten Drink gehabt, doch sie zwang sich, möglichst ruhig zu bleiben und in sachlichem Ton zu antworten. »Ich fürchte, dass Sie mit der Software allein noch nicht viel anfangen könnten. Aber Spaß beiseite. Ich sehe, worauf Sie hinaus wollen. Sie stellen sich eine Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der neuen Technologie vor?«
    »Richtig, genau das schwebt uns vor. In welcher Form wären Sie daran interessiert?« Unglaublich , dachte Heike. Sie hatte sich noch während der Reise nach Köln darauf vorbereitet, um eine annehmbare Vereinbarung für BiosynQs Hilfe zu feilschen, doch jetzt war plötzlich sie diejenige, die Bedingungen stellen konnte.
    »Die neue Technologie interessiert mich, keine Frage. Wir könnten sie sicher erfolgreich einsetzen für die Optimierung unserer Malariabekämpfung. Wir haben ein Modell erarbeitet, das zu einer noch wesentlich effizienteren Sequenz führen wird, deren Synthese jedoch sehr aufwändig ist.«
    »Genau das Richtige für unseren grauen Kasten«, schmunzelte Célia.
    »Scheint wirklich so. Ich würde es gerne mit Ihrem Instrument versuchen. Praktisch ist die Sache allerdings nicht ganz so trivial. Ich sehe nur eine Erfolgschance, wenn das Gerät unseren Leuten in Heidelberg unbeschränkt zur Verfügung steht.« Gespannt wartete Heike auf Célias Antwort.
    »Selbstverständlich, das ist uns klar.«
    Heike traute ihren Ohren nicht. Das konnte doch alles nicht so glatt gehen. So gut war die Welt nicht. Diese Célia musste etwas im Schilde führen. Ihre nächste Bemerkung bestätigte denn auch diesen Verdacht unverzüglich.
    »Andererseits sind wir natürlich nicht ganz selbstlos.« Sie beobachtete Heike mit ihren trotz aller Freundlichkeit eiskalten Augen, als sie fortfuhr: »Wir stellen uns vor, dass sie uns das Patentrecht ihrer ersten Anwendung im Gegenzug überlassen.« Heike war zwar auf so etwas vorbereitet, doch die klare Forderung machte sie trotzdem kurz sprachlos. Ihre Gedanken rasten. Was hatte sie und die Universität zu verlieren? Was waren die Risiken, was die Pluspunkte einer solchen Vereinbarung? Das Ergebnis ihrer Blitzanalyse war ziemlich eindeutig. Das Wichtigste war, diese einmalige Chance auf die Lösung ihres Problems nicht zu verpatzen, so nickte sie bedächtig und antwortete:
    »Ich denke, das lässt sich machen.«
    Erleichtert und hoch erfreut sprang Célia auf und sagte: »Jetzt könnte ich einen Drink vertragen, Sie auch?« Diesmal hatte Heike nichts dagegen. Sie besprachen die weiteren Details der Vereinbarung, die Célia im Rekordtempo durch die Rechtsabteilung des Konzerns peitschen wollte. Als Heike den Kristallpalast der BiosynQ verließ, empfing sie ein warmer Regen. Sie liebte den erfrischenden Geruch, den die ersten Tropfen aus dem heißen Asphalt aufsteigen ließ. Noch ein guter Tag , dachte sie zufrieden, als sie entspannt im Taxi zum Bahnhof

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