Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
Vom Netzwerk:
Zusammenarbeit zu wecken, doch ebenso wichtig war Célia, aus erster Hand mehr über die Lage in Botswana zu erfahren.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich Ihnen die erwähnten Methoden und Instrumente gleich in unserem Entwicklungslabor zeigen. Ich glaube, dass sie diese Technologie interessieren wird.«
    »Davon bin ich überzeugt«, antwortete Heike höflich. Die Einladung von BiosynQ hatte ihr den heiklen Anruf erspart. Sie war zum Schluss gekommen, dass sie ihr Problem wohl nicht ohne Hilfe der mächtigen Entwicklungsabteilung des Konzerns in nützlicher Frist lösen konnte. Nun war sie als Gast hier und nicht als Bittstellerin. Sie konnte auf Augenhöhe verhandeln, was ihre Laune erheblich verbesserte. Célia führte sie in das helle, geräumige Labor. Was Heike als erstes auffiel war die großzügige Fensterfront, welche die ganze Längsseite des Raums einnahm und den Blick auf das phantastische Panorama der Stadt Köln frei gab mit dem Fernsehturm im Vordergrund und der Silhouette des Doms und der Altstadt am Horizont.
    »Fällt wohl schwer, sich hier auf die Arbeit zu konzentrieren«, bemerkte sie, während sie sich im Labor umsah, dessen Einrichtung offensichtlich auf dem neusten Stand der Technik war. Célia schmunzelte und blieb vor einem schrankgroßen Apparat stehen, der fest verankert in einem durch Glaswände abgetrennten Teil des Raums stand. Sie zeigte auf das Gerät und erklärte:
    »Dieses Instrument wird Ihnen bekannt vorkommen. Sie verwenden wohl das gleiche Modell auch in Ihrem Institut. Wir haben es bis vor kurzem zur Synthese kurzer Gensequenzen benutzt, und setzen es immer noch gelegentlich ein zur Herstellung von Biobricks, den standardisierten Gen-Bausteinen, die wir in unserem Programm haben.« Sie drehte sich um und schaute Heike mit unverhohlenem Stolz an, als sie weiterfuhr: »Das war gestern. Jetzt arbeiten wir mit einer radikal neuartigen Technologie.« Sie standen vor einem der Labortische, auf dem zu Heikes Überraschung ein gewöhnlicher PC-Bildschirm stand und daneben ein schlichter grauer Metallkasten etwa von der Größe eines Bürodruckers. Als sie Heikes verwunderten Blick sah, fuhr sie lächelnd fort: »Nicht sehr beeindruckend, nicht wahr? Das Gerät stellt die neuste Generation unserer Syntheseautomaten dar. Es sieht nicht nur aus wie ein Drucker, es ist effektiv auch einer. Das Instrument arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie ein Tintenstrahldrucker. Die Molekülketten werden gewissermaßen wie Tinte auf ein Substrat aufgespritzt. Das ganze funktioniert dreidimensional, ähnlich einem der bekannten Modelldrucker, und wird von einem handelsüblichen PC gesteuert.«
    Heike hatte schon von solchen Versuchen und theoretischen Überlegungen gelesen, doch noch nie hatte jemand dieses bestechend einfache Prinzip in ihrem Bereich brauchbar in die Tat umgesetzt. »Elegant«, war alles, was ihr als Antwort einfiel, so verblüfft war sie.
    »Nicht wahr? Und ich kann Ihnen versichern, dass das System einwandfrei funktioniert, wie schon seine vier Vorgängermodelle.«
    »Welche Sequenzlänge schafft das Wunderding?«
    »Es gibt keine grundsätzliche Grenze. Wir haben bereits zuverlässig ganze Bakteriengenome hergestellt.«
    Heike nickte nachdenklich. Wenn Célia die Wahrheit sagte, war dieser unscheinbare Metallkasten die Lösung ihres Problems. Mit diesem Instrument wurde die Herstellung ganzer künstlicher Lebensformen geradezu beängstigend einfach. Nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn diese Technologie in die falschen Hände geriete. Ihr war klar, dass die künstliche Reproduktion von Erbmaterial, dessen Struktur man kannte, auf diese Weise vergleichsweise einfach wurde. Etwas verstand sie allerdings noch nicht, so fragte sie ohne Umschweife:
    »Ich verstehe den Reproduktionsprozess, doch mit welcher Software berechnen Sie die Modelle für neuartige, synthetische Gene mit gezielter Funktion?« Das war das größte und hartnäckigste Problem der synthetischen Biologie. Man beherrschte zwar den technischen Prozess der Synthese fast beliebiger Molekülketten, doch man tappte weitgehend im Dunkeln, wenn es darum ging, Gene für einen ganz bestimmten Zweck herzustellen.
    »Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen«, antwortete Célia. »Aber das machen wir besser in meinem Büro.« Als sie im Aufzug nach oben fuhren, bereitete sich Heike fieberhaft auf das nun folgende Gespräch vor. Sie musste dieses Instrument unbedingt haben, doch was konnte sie als

Weitere Kostenlose Bücher