Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
Vom Netzwerk:
und rannte so schnell sie konnte den Pfad zur Höhle hinauf, doch bevor sie die schützenden Büsche erreicht hatte, peitschte ein Schuss durch das Tal, und die fassungslosen Beobachter vor der Höhle mussten mit ansehen, wie das zweite Kind hinfiel und reglos liegen blieb.
    »Mein Gott« hauchte Katie und brach stöhnend zusammen. Ein fünfter Mann stand nun mit dem Gewehr im Anschlag bei Roberts Wagen. Er schien der Anführer der Gruppe zu sein. Auf seinen Befehl entledigten sich zwei seiner Leute der schweren Rucksäcke und rannten mit ihren automatischen Waffen zu der Stelle, wo das Mädchen lag, während ihre Kumpane das Zerstörungswerk ungerührt fortsetzten.
    Starr vor Entsetzen hatten die Beobachter das unbegreifliche Geschehen verfolgt. Keiner sagte ein Wort, bis Katie zitternd mit erstickter Stimme wisperte:
    »Sie sind beide tot, nicht wahr? Oh mein Gott!« Tränen liefen ihr über die Wangen und sie zog den verängstigten Nyack noch näher zu sich heran. Tiefe Trauer und eine unbändige Wut erfüllten Robert, doch seine Gefühle wichen jäh einem kalten Schauer, als er bemerkte, wie die beiden schwer bewaffneten Männer nun den Pfad zur Höhle hinauf stiegen.
    »Wir müssen hier verschwinden, sie kommen«, flüsterte er zu Katie gewandt. »Los, in die Höhle, schnell.« Ohne Widerrede verschwand sie mit Nyack im Felsspalt. Robert verwischte in aller Eile die deutlich sichtbaren Fußspuren und folgte ihnen in die Höhle. Er wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann schaute er sich um. Die Höhle war zwar geräumig, schien jedoch eher eine Grotte zu sein. Er sah nur die eine Öffnung, durch die sie herein gekommen waren und begann, hektisch die Wände abzutasten, doch nach kurzer Zeit musste er die beklemmende Wahrheit einsehen: die Höhle war eine Falle. Irgendwie musste er die Männer aufhalten. Die einzige Möglichkeit bot der schmale Eingang, ein Nadelöhr, durch das sie nur einzeln hintereinander eindringen konnten. Aber wie sollte er einen dieser skrupellosen, schwerbewaffneten Söldner mit bloßen Händen aufhalten?
    »Psst«, zischte es hinter ihm. Er drehte sich um und erschrak. Die anderen zwei waren verschwunden, die Höhle hinter ihm war leer. Wieder zischte es, diesmal begleitet von einer kleinen winkenden Hand, die scheinbar aus der Wand hervorschoss. Nyack hatte vor langer Zeit schon herausgefunden, dass die Grotte hinter dem Felsspalt nur der Vorhof eines ganzen Höhlensystems war, dessen Eingang gut verborgen hinter dichtem Wurzelwerk in die Grotte mündete. Robert schüttelte ungläubig grinsend den Kopf und beeilte sich, hinterher zu kriechen, denn die Stimmen der Männer wurden rasch lauter. Nyack nahm ihn bei der Hand und führte ihn, so schnell es in der mühsamen geduckten Haltung und bei nahezu völliger Dunkelheit möglich war, in einen Seitengang, wo sie auf Katie trafen. Langsam und bemüht, jedes Geräusch zu vermeiden, krochen sie weiter in den Berg hinein, nur weg vom Eingang.
    »Kommt raus hier. Wir wissen, dass ihr hier drin seid«, hallte es unvermittelt durch die Gänge, doch Nyack ließ sich nicht beirren. Er führte sie zielsicher weiter, bis es langsam wieder heller wurde. Hinter sich hörten sie eine Gewehrsalve, gefolgt von undeutlichen Rufen. Die Männer waren wohl in die Grotte eingedrungen. Katie war zusammengezuckt, als sie die Schüsse hörte, und Nyack konnte seinen verängstigten kleinen Freund nur mit nur mit Mühe festhalten und wieder beruhigen. Robert hoffte inständig, dass die Banditen den Eingang nicht finden würden. Kurze Zeit verharrten sie reglos, um zu lauschen, bevor sie weiter auf das Licht zukrochen. Allmählich wurde der Gang weiter und höher, sodass sie bald aufrecht gehen konnten. Glücklicherweise gab es immer noch keine Anzeichen, dass ihnen jemand folgte, und bald sahen sie, wohin der Weg führte, den Nyack eingeschlagen hatte. Vor ihnen öffnete sich eine weitere kleine Grotte mitten in der Felswand. Sträucher verdeckten die Öffnung teilweise, weshalb diese Höhle vom Talboden aus nicht gesehen werden konnte. Es gab allerdings auch keinen Weg, der hier herauf führte. Von außen konnte man diese Grotte nur mit einer Kletterausrüstung erreichen. Hier fühlten sie sich einigermaßen sicher. Robert legte Nyack seinen Arm auf die Schulter und sagte feierlich:
    »Nyack, du hast uns das Leben gerettet. Du bist ein Held.« Der Junge strahlte glücklich und stolz, als wäre er eben zum König gekrönt worden, worauf

Weitere Kostenlose Bücher