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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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nicht mehr gesehen.
    »Ich weiß nicht. Ist er nicht bei seiner Tante in der Küche?«, antwortete Paul unsicher. Seit dem Anschlag hatte Katie ein besonders wachsames Auge auf den Jungen. Sie und Paul machten sich sofort Sorgen, wenn sie ihn einige Zeit aus den Augen verloren. Paul schaute in der Küche nach, wo Mrs. Umangua das einfache, nahrhafte Abendessen zubereitete. Sie würde in der nächsten Zeit einige zusätzliche Arbeit haben, doch das kam ihr nur gelegen, so konnte sie etwas mehr dringend benötigtes Geld verdienen. Kein Nyack. Paul sagte nichts, um sie nicht unnötig zu beunruhigen und begann, draußen zu suchen, doch der Junge blieb unauffindbar. Pauls finsterer Blick sagte Katie bereits alles, noch bevor er Nyacks Verschwinden bestätigen konnte. Sie schaute die Männer ratlos an.
    »Wir müssen ihn finden«, sagte sie hilflos.
    Paul nickte und wandte sich an Nils. »Wir können nicht riskieren, dass dem Jungen nochmals etwas geschieht. Ich werde die Mine absuchen. Helfen Sie mir?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Nils mit seiner Fistelstimme, an die sich Paul noch nicht gewöhnt hatte. Die beiden Männer verließen das Haus und machten sich auf die Suche. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Sie mussten sich beeilen, um das letzte Tageslicht auszunützen. Sie durchkämmten die Gebäude des ganzen Minengeländes, umrundeten den Krater. Nils stieg hinunter und suchte nach Anzeichen eines Absturzes. Bei den Ruinen der alten Anlage kehrten sie schließlich um. Paul war vollkommen niedergeschlagen, als sie ohne den Kleinen ins Haus zurückkehrten. Nyacks Tante war inzwischen über das Verschwinden ihres Neffen unterrichtet worden und saß schluchzend am Tisch. Katie versuchte sie zu trösten, doch ihr verzweifelter Blick zeigte Paul, dass sie selbst nahe am Zusammenbruch war.
    Nils beobachtete die Szene mit unbewegtem Gesicht und sagte schließlich ruhig: »Wir müssen die Suche ausdehnen. Mein Wagen ist für Nachteinsätze mit starken Suchscheinwerfern ausgerüstet. Ich schlage vor, dass ich die weitere Umgebung abklopfe. Paul, Sie sollten hier in der Mine weiter suchen.«
    Erleichtert seufzte Katie: »Gut. Das ist ein guter Vorschlag. Wir können nicht einfach untätig hier herumsitzen«, und Paul musste ihr zustimmen. Die hektische Suche ging weiter. Als Nils losfuhr, grinste er zufrieden. Er würde den Jungen schon finden, doch vorerst hatte er Wichtigeres zu tun. Die Suche nach Nyack ließ ihm erfreulicherweise genügend Zeit, seine eigentliche Aufgabe unbemerkt zu erledigen.
     
    Als Robert diesmal bei der alten Mine eintraf, begrüßte ihn keine freundliche alte Dame, stattdessen fand er im blauen Haus zwei verzweifelte Frauen vor, die sich gegenseitig zu trösten versuchten. Katie erzählte ihm von Nyacks unerklärlichem Verschwinden und der Suchaktion, die Paul und der Mann von BiosynQ begonnen hatten. Robert stutzte, als Katie die Firma erwähnte. Beiläufig fragte er sie:
    »Dieser Mr. Nolte, vertrauen Sie ihm?«
    »Jedenfalls macht er einen kompetenten Eindruck«, antwortete sie ausweichend. Die Frage des Vertrauens hatte sie sich nicht gestellt. Sie war einfach erleichtert gewesen, dass dieser Nils sie bei der Suche unterstützte. »Seine Ausrüstung ist um einiges besser für ein solches Unterfangen geeignet als unsere, und seine imposante Erscheinung deutet darauf hin, dass er kräftig zupacken kann, wenn es nötig wird.« Robert schaute sie fragend an.
    »Imposante Erscheinung?«
    »Er ist der größte Mann, der mir je begegnet ist.« Ihre Antwort weckte eine sehr unangenehme Erinnerung in Robert, die er bisher erfolgreich verdrängt hatte. Gespannt fragte er:
    »Athletisch, nordischer Typ, schlohweißes Haar?«
    »Genau, das ist er. Kennen Sie ihn?«
    »Leider«, brummte Robert leise. Das musste derselbe Mann sein, den er kurz vor Marchands Todessturz im Pariser Kongresshotel gesehen hatte. Plötzlich hatte er ein flaues Gefühl im Magen. Der Hüne arbeitete also für BiosynQ, die Firma, der Marchand zu gefährlich geworden war. Sollte Nolte hier sein, um weitere Zeugen zum Schweigen zu bringen? Er klärte Katie behutsam über den Zusammenhang auf. Entgeistert starrte sie ihn an, als er seinen schrecklichen Verdacht äußerte.
    »Sie meinen – Nyack. Er will Nyack ...?« Ihre Stimme versagte. Sie erinnerte sich plötzlich wieder. »Nyack hat mehrmals etwas von einem Riesen fantasiert, der ihn verfolge«, sagte sie niedergeschlagen. »Ich habe die Geschichte nie ernst genommen,

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