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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Spezialisten von BiosynQ letztlich doch zur Stabilisierung der Lage beigetragen hatte. Überdies war Kyle seit einigen Tagen bei ihren Leuten und hatte ebenfalls ein Auge auf die beiden.
    Sie nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer der Versuchsstation. Katie meldete sich.
    »Heike hier, hallo Katie. Ich habe die neusten Proben ausgewertet und wollte euch sofort informieren. Alles grün.«
    »Phantastisch, wie wir vermutet haben. Keine Ausreißer?«
    »Nichts von Bedeutung. Du weißt, eine gewisse Bandbreite an Mutationen gibt’s immer, aber die synthetische Sequenz ist hundert Prozent stabil.« Sie hatte bei ihrer Analyse festgestellt, dass in einem an sich inaktiven Bereich des Erbmaterials einzelne Veränderungen aufgetreten waren, die jedoch die Wirksamkeit gegen die Malariaerreger nicht beeinträchtigten. Der Erfolg ihrer Methode der Malariabekämpfung war jedenfalls bereits mit einer Konfidenz von 99.5% nachgewiesen, das hieß, dass die Wahrscheinlichkeit sich zu irren kleiner als fünf Tausendstel war, ein Traumresultat für jeden Biologen.
    »Willst du noch mit Kyle sprechen?«, fragte Katie unschuldig, nachdem sie die fachlichen Themen besprochen hatten. Sie hatte schnell gemerkt, dass der Engländer mehr war als ein einfacher Journalist, der einen Bericht über Heikes Arbeit schrieb.
    »Klar, wenn er da ist«, antwortete Heike ebenso unschuldig.
    »Hallo«, meldete sich Kyle kühl. Heike hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel, worauf er die Begrüßung in ganz anderem Tonfall wiederholte und anfügte: »Eines vermisse ich schon hier.«
    »Was könnte das wohl sein?«, fragte Heike ironisch.
    »Die unvergleichlichen Heidelberger Kneipen.«
    »Schuft! Männer! Man sollte sich nicht mit ihnen einlassen.«
    »Da hast du vollkommen recht, jedenfalls nicht mit anderen«, lachte er. »Aber warum ich dich sprechen wollte...« Er machte eine kurze Pause, bevor er mit ernster Stimme von den scheinbar sinnlosen Anschlägen zu sprechen begann. »Ich habe mit Robert zusammen den Jungen in seinem Dorf besucht und er hat uns seine Erlebnisse nochmals in allen Einzelheiten geschildert. Wir sind sicher, dass dieser Nils Nolte von BiosynQ hinter allem steckt.« Eine solche Schreckensbotschaft passte keinesfalls in Heikes Vorstellung von dieser Firma. Sie schätzte die Zusammenarbeit mit BiosynQ bisher als Glücksfall ein. Kyles Äußerungen beunruhigten und ärgerten sie zugleich. Ungeduldig sagte sie schließlich:
    »Das hört sich alles sehr tragisch an, aber was hat das mit unserer Arbeit und deinem Bericht zu tun?«
    »Nicht viel, du hast ja recht. Der Bericht über euren Erfolg ist bereits praktisch fertig, keine Angst, doch die alte Geschichte mit den offensichtlich entsetzlich missglückten Aids-Versuchen lässt mich nicht mehr los. Auch Robert hat sich in diese Sache geradezu verbissen. Er und Katie wären beinahe einer dieser Säuberungsaktionen zum Opfer gefallen.« Heike blieb skeptisch und fragte etwas ungehalten:
    »Habt ihr denn überhaupt irgendwelche Beweise für Mr. Noltes Schuld?«
    »Bis jetzt nur die Aussagen des Jungen, doch die sind eindeutig. Heike, ich will keinen unnötigen Wirbel machen, aber ich bin Reporter und rieche eine Riesen-Schweinerei. Ich kann nicht einfach wegschauen.«
    »Pass bloß auf, dass du dir die Nase nicht verbrennst«, entgegnete Heike und bereute ihre Worte im nächsten Augenblick. Sie machte sich nun doch langsam Sorgen um ihre Leute, um den guten Ruf ihrer Arbeit und natürlich um ihren allzu neugierigen englischen Freund. Diesmal fuhr ihre Hand nicht ins Höschen wie sonst nach den abendlichen Gesprächen mit Kyle. Wenn das so weiter ging, würde in Heidelberg bald wieder Eiszeit herrschen.
Botswana
     
    Kyle kam sich recht lächerlich vor, als er wie ein Pfadfinder auf Kundschaft im feindlichen Lager ums Haus schlich. Er hatte beobachtet, wie Nils jeden Abend etwa um die gleiche Zeit längere Telefongespräche von seinem Wagen aus führte. Da er endlich wissen wollte, worüber gesprochen wurde, pirschte er sich nun von hinten an das Fahrzeug an. Er hörte erst nur undeutliches Gemurmel aus dem gepanzerten Wagen. Auch als er das Ohr ans Blech drückte, wurde die Stimme nicht deutlicher. Ratlos schaute er sich nach einer besseren Möglichkeit um. Die Scheiben; er müsste unbemerkt an den Fensterscheiben horchen können, doch Nils würde ihn sofort entdecken, das war klar. Als er jedoch genauer hinschaute, entdeckte er, dass ein Teil des hinteren Fensters durch Gepäck

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