Nebenwirkungen (German Edition)
Katie beide lachend umarmte. Für einen kurzen Augenblick hatte sie das traurige Schicksal der beiden Kinder im Dorf vergessen, doch der Schock kehrte sofort zurück, als sie vorsichtig durch das Gebüsch ins Tal hinunter spähten. Ein Bild totaler Verwüstung bot sich ihnen dar. Vom Dorf waren nur noch schwarze, rauchende Trümmerhaufen übrig. Die Flammen waren größtenteils erloschen. Das einzige, was noch lichterloh brannte, war Roberts Wagen. Kaum hatten sie das Blattwerk etwas auseinander geschoben, um besser hinunter zu sehen, schoss ein Blitz aus dem Tank des Wagens und eine wuchtige Explosion zerriss das Gefährt in tausend Stücke.
»Verflucht!«, entfuhr es Robert. Nun saßen sie auch noch fest, und sie hatten keine Kommunikationsmöglichkeit mehr, denn Funkgerät und Telefon hatten sich eben vor ihren Augen in Luft aufgelöst. Zu ihrer großen Erleichterung sahen sie wenig später die zwei Verfolger den Pfad hinunter steigen. Die Männer berieten sich kurz mit ihrem Anführer, schritten nochmals das verbrannte Gelände ab, stiegen dann in ihren Hummer und brausten in einer Staubwolke den Weg zurück, den sie vor nicht viel mehr als einer halben Stunde gekommen waren, Tod und Zerstörung hinter sich lassend. Eine halbe Stunde, in der diese traurige kleine Welt, wo sich am Ende doch noch ein Funken Hoffnung eingenistet hatte, zur Hölle geworden war. Robert und seine Gefährten warteten geraume Zeit, bevor sie sich auf den Rückweg machten und schließlich ins Tal hinunter stiegen. Alle drei wussten, was nun ihre wichtigste Aufgabe war. Sie mussten Gewissheit über das Schicksal der unglücklichen Kinder haben.
Das Mädchen lag noch immer am Fuß des Abhangs, unmittelbar neben dem Weg, hingestreckt von der Kugel einer Bestie in Menschengestalt. Katie eilte zu ihr und fühlte den Puls. Lange kniete sie neben dem Kind, dessen Tod sie sofort festgestellt hatte und ließ ihren Tränen freien Lauf. Verzweiflung und Wut drohten sie zu ersticken, und sie wusste nicht, wie lange sie ihren Einsatz in dieser Gegend voller schrecklicher Erinnerungen noch durchstehen würde. Sie wollte nur noch weg aus dieser abscheulichen Welt. Robert untersuchte inzwischen die Überreste der Hütte, in der die Kinder gewohnt hatten, und wie erwartet fand er die verkohlte Leiche des Jungen unter den Trümmern. Nyack wartete abseits mit Tau. Er wollte den Tod nicht sehen. Robert fluchte innerlich. Eine ohnmächtige Wut erfüllte ihn. Empört und erbittert über sein eigenes Versagen, fragte er sich immer wieder, warum sie diese Kinder nicht hatten retten können. Warum mussten diese unschuldigen Waisen, die weiß Gott schon genug Schrecken in ihrem kurzen Leben erfahren hatten, auf so gewaltsame und grausame Weise sterben? Er wusste nicht, wer für diese Schweinerei verantwortlich war, doch er schwor sich, nicht zu ruhen, ehe er die Schuldigen gefunden hatte.
»Wir müssen sie begraben«, sagte Katie leise hinter ihm.
»Ja, natürlich.« Er schaute sich nach einem brauchbaren Werkzeug um, doch in diesen Trümmern würden sie wohl kaum eine brauchbare Schaufel finden. Notfalls müssten sie die Kinder mit bloßen Händen unter Steinhaufen begraben. Er begann eben zu suchen, als sie das entfernte Brummen eines Motors aufschreckte. Kam die Bande zurück? Sie versteckten sich schnell hinter den Büschen, bereit, wieder den Berg hinauf zu fliehen.
»Paul!«, rief Nyack, sprang erfreut aus seinem Versteck und rannte dem Jeep entgegen, der langsam auf das Trümmerfeld zurollte. Paul hatte sich Sorgen gemacht, als er lange nichts von ihnen gehört hatte und Katie nicht erreichen konnte. Mit ungläubigem Staunen vernahm er, welch grauenhafte Tragödie sich hier abgespielt hatte. Traurig nahm er die Schaufel aus dem Wagen, gab Robert den Pickel und sie begannen, die sterblichen Überreste der Kinder zu begraben. Katie hatte es seit Jahren nicht mehr getan, doch beim Anblick der frischen kleinen Gräber sprach sie ein stilles Gebet. Auf der Rückfahrt zur Mine saß sie still am Fenster, blickte ohne etwas zu sehen in die flimmernde weite Savanne hinaus und weinte hemmungslos.
Mrs. Umangua konnte ihr Glück nicht fassen, als sie ihren Neffen wieder in die Arme schloss, doch Nyack sollte nicht länger in der Mine bleiben, zu groß war seine Furcht vor dem blonden Riesen. So fuhr Paul sofort mit ihm und seiner Tante in ihr Dorf, wo der Junge bis auf weiteres bleiben sollte. Paul versprach, seinen Assistant zurückzuholen, sobald der große
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