Nebenwirkungen (German Edition)
zuständig.«
In den vielen telefonischen Vorbesprechungen mit Alexandra und ihrer Bereichsleiterin Célia Mathieu aus der Konzernzentrale in Paris hatte es Heike Wolff geschafft, BiosynQ für ihr Vorhaben zu gewinnen. Das Resultat ihrer Forschungsarbeit war ein neuartiger, viel versprechender Ansatz zur Bekämpfung der Malaria, einer der hartnäckigsten und größten Seuchen der Menschheit, die immer noch jedes Jahr beinahe drei Millionen Opfer forderte. Ihr Team an der Universität Heidelberg war nun soweit, dass ein erster Feldversuch durchgeführt werden konnte, ja musste, um die Arbeit weiter zu treiben.
»Sehr gut«, sagte Heike trocken und begrüßte die beiden. »Ich möchte mich zuerst bei dir, Alexandra, für die engagierte und unkomplizierte Zusammenarbeit bedanken.«
Dass sie ohne Alexandras Einsatz kaum Chancen gehabt hätte, das Projekt noch in diesem Jahr durchzuführen, brauchte sie den beiden nicht auf die Nase zu binden. Ihre Forschungsarbeit hatte nun einmal wesentlich schneller zu Resultaten geführt, als im Universitätsbudget vorgesehen. Geld außer Budget aufzutreiben war ihr in Heidelberg nicht gelungen. Sie hasste diese einfallslosen Buchhalter, die mit Mühe feststellen konnten, ob eine Zahl größer war als die andere, jedoch keine Ahnung von der Bedeutung der finanzierten Vorhaben hatten. Sachlich fuhr sie fort: »Ich bin überzeugt, dass BiosynQ von diesem Projekt ebenso profitieren wird wie unser Institut. Das Potenzial für die Vermarktung unserer Methode der Malariabekämpfung ist riesig, wie ja auch Dr. Mathieu bestätigt hat.«
»Zweifellos«, antwortete Alexandra. »Ich habe deshalb Herrn Nolte zu dieser Sitzung eingeladen. Er kennt sich am besten aus mit unseren Außenstellen und Versuchsgeländen in Afrika.«
»Ich nehme an, dass Sie uns konkrete Vorschläge für die Wahl des Testgeländes machen können, Herr Nolte«, wandte sich Heike an den Hünen. Sie hatte keine Zeit für Smalltalk. Der Zweck ihres Besuchs war, Ort, Zeit und Rahmenbedingungen des Feldversuchs endgültig festzulegen. Ihr Ziel war, dieses Projekt so rasch wie möglich zu starten.
Nils ließ sich von ihrer schon beinahe schroffen Art nicht aus der Ruhe bringen und antwortete mit einer erstaunlich hohen Stimme: »Wir haben insgesamt fünf Testgelände auf dem Schwarzen Kontinent. Nach Meinung unserer Fachleute kommen allerdings vier davon für dieses Projekt nicht in Frage, da sie sich in Nordafrika befinden. Wir schlagen daher vor, unsere Anlage südöstlich der Kalahari, an der Grenze zu Südafrika, zu benutzen. Die Gegend liegt in einem Bereich, wo die Malaria noch immer zeitweise epidemische Ausmaße annimmt. Andererseits liegt das Gelände in Botswana, einem stabilen Staat mit Behörden, die sehr daran interessiert sind, moderne Methoden einzusetzen, um ihr Gesundheitssystem zu verbessern.«
»Botswana«, sagte Heike nachdenklich, mehr zu sich selbst. »Die Lage scheint mir gut geeignet zu sein, doch ist die Gegend wirklich so sicher, wie Sie sie schildern? Ich meine mich zu erinnern, neulich von Konflikten im Zusammenhang mit Botswana gelesen zu haben.«
»Sie meinen wahrscheinlich den Grenzkonflikt im Norden. Da geht es um das von Namibia geförderte Popa Staudammprojekt. Botswana sieht den Wasserhaushalt und damit die ganze Landschaft des Okawangodeltas bedroht. Natürlich geht es vor allem um die Furcht, das Geld der Touristen in diesem artenreichen Ökosystem zu verlieren. Ich sehe hier keine Bedrohung für unser Projekt. Erstens ist der Konflikt auf die Nordgrenze Botswanas beschränkt, also rund tausend Kilometer von unserer Anlage entfernt, und zweitens bemühen sich beide Länder um eine diplomatische Lösung.«
Heike nickte beruhigt und wandte sich wieder an Alexandra. »Meine beiden Mitarbeiter Paul Dumas und Katie Foss werden den Feldversuch durchführen. Soweit sie das in Heidelberg konnten, haben sie sich bereits intensiv auf die Arbeit in Afrika vorbereitet. Falls die Visumsanträge rasch bewilligt werden, könnten die Arbeiten vor Ort wohl in zwei bis drei Wochen beginnen. Wer von euch wird uns in Botswana einführen?«
»Keiner von uns. Célia wird selbst ein paar Tage anwesend sein, um deine Leute mit der Anlage vertraut zu machen. Sie hat gute Verbindungen zu den dortigen Behörden, sodass ihr auf deren Unterstützung, oder zumindest Diskretion zählen könnt. Wenn unsere Firmenleitung einmal einen Entschluss gefasst hat, wird er rasch und mit dem nötigen Druck umgesetzt.«
Die
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