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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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nicht, und schon gar kein übereifriger Journalist, durfte diesen Erfolg gefährden. Wie ein Hai, der Blut gerochen hatte, würde sie ihr Ziel verfolgen und kein Mensch und keine Institution konnten sie daran hindern. Einen Vorteil hatte der neuste Zwischenfall in Heidelberg durchaus. Célia war jetzt klar geworden, dass die Life!-Redaktion eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellte. Jetzt musste aufgeräumt werden, und darin hatte sie Übung. Eiskalt begann sie, ihren Schlachtplan vor der eingeschüchterten Alexandra auszubreiten.
    »In Ihrem eigenen Interesse sorgen Sie nun dafür, dass diese Leute von Life! aufhören, im Trüben zu fischen. Ich will, dass nichts von deren wilden Vermutungen veröffentlicht wird. Haben wir uns verstanden?« Alexandra nickte verdrossen und wollte sich erheben.
    »Ich bin noch nicht fertig! Ich möchte überdies, dass jede Möglichkeit, BiosynQ für allfällige Nebenwirkungen der Heidelberger Entwicklungen verantwortlich zu machen, konsequent und diskret aus der Welt geschafft wird. Das betrifft auch unser Gelände in Afrika.« Célia schaute ihrer Angestellten prüfend in die Augen und fragte leise: »Klar?«
    »Alles klar.« Alexandra zögerte, bevor sie unsicher bemerkte: »Es wird Kollateralschäden geben.« Célia zuckte nur mit den Achseln. Ihre Reaktion sollte nicht auf dem Mitschnitt dieser Konversation zu hören sein, denn Besprechungen mit ihrem Sicherheitsteam ließ sie grundsätzlich aufzeichnen. Sie bedeutete ihrem Gegenüber, dass das Gespräch beendet war und rief ihr nach: »Ich verlasse mich auf Sie!« Es klang wie eine Drohung.
    Alexandra atmete auf, als sie das Büro verlassen hatte. Célia wusste stets genau, was sie wollte, doch heute hatte sie sich selbst übertroffen. In zwei Worten zusammengefasst verlangte sie nichts anderes als radikales Aufräumen, ›Clean Sweep‹, im Sinne von BiosynQ. Diese Operation verlangte intensive Planungsarbeit, denn sie betraf drei grundverschiedene Ziele auf zwei Kontinenten, und der General hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass die Zeit drängte. Ihre Kollegen warteten gespannt auf Neuigkeiten aus der Chefetage, als sie in den Bürotrakt der Sicherheitszentrale zurückkehrte, doch sie hatte keine Zeit für Smalltalk; jetzt musste sofort gehandelt werden. Sie organisierte eine dringende Konferenz mit Schaltungen nach Köln und zu Nils in Botswana und erklärte den Auftrag.
London, Docklands
     
    Es war wohl auch ein unbestimmtes Gefühl der Mitschuld, das Robert bewog, sofort nach London zu reisen, als Samantha ihm aufgewühlt von Bastiens Schicksal berichtete. Hauptsächlich hatten ihn jedoch Samanthas bedrückte Stimmung und ihre spürbare Angst aufgerüttelt. Er kannte sie als selbstbewusstes, geistreiches Energiebündel, das ihn vom ersten Augenblick an tief beeindruckt hatte. Nun aber machte er sich ernsthafte Sorgen um sie, mehr als er sich eingestehen wollte, denn diese Niedergeschlagenheit schien gar nicht zu ihr zu passen. Zum ersten Mal saß er jetzt in ihrem Glashaus hoch über den Docklands und wunderte sich, wie man mit dieser Aussicht je konzentriert arbeiten konnte.
    »Am besten ist man kurzsichtig, wenn man hier arbeiten will«, bemerkte er trocken, um die Stimmung etwas aufzulockern. Samantha lächelte und antwortete müde:
    »Nett von Ihnen, mich aufheitern zu wollen.«
    »Ist mir doch schon gelungen. Sie haben gelächelt.« Sie schaute ihn nachdenklich an und ihr Gesicht hellte sich auf.
    »Sie haben ja recht, Robert. Ich bin sehr froh, dass Sie gekommen sind. Es war selbst für mich ein bisschen viel, erst einen meiner besten Mitarbeiter zu verlieren und jetzt auch noch beinahe den Junior, von dem ich übrigens viel halte.«
    »Das ist kein Wunder, aber zum Glück hat sich Bastien rasch wieder erholt.«
    »Er wollte heute schon wieder zur Arbeit erscheinen, der Dickkopf. Das musste ich ihm natürlich verbieten. Er soll sich erst mal zuhause erholen.« Robert nickte und zögerte, bevor er fragte:
    »Was waren das für Unterlagen, die er bei sich hatte?« Samantha erzählte ihm von den sich häufenden Fällen der mysteriösen Krankheit, die möglicherweise direkt mit den Versuchen des Heidelberger Teams zusammenhingen.
    »Also doch eine Übertragung von Mensch zu Mensch?«, murmelte Robert. Es war eher eine Feststellung als eine Frage. »Peter hat auch so was angedeutet. Diese verschwundenen Unterlagen sind doch noch auf Ihrem Server gespeichert?«
    »Klar, es ...« Weiter kam sie nicht, denn in

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