Nebenwirkungen (German Edition)
wollen? So sehr sie sich auch das Gehirn zermarterte, es ergab keinen Sinn. Hatte die Blondine etwas damit zu tun? Unsicher fragte sie den Nothelfer, der neben ihr saß:
»Wie wirkt denn dieses Ro...«
»Rohypnol. Es wird normalerweise mit einer Flüssigkeit eingenommen. Es ist völlig farb-, geschmack- und geruchlos und wirkt etwa fünfzehn Minuten nach der Einnahme.« Sie starrte ihn entgeistert an. Das konnte nur bedeuten, dass er das Teufelszeug in der Bar eingenommen hatte.
»Übrigens, Alkohol verstärkt die Wirkung. Hat er getrunken?« In Gedanken versunken nickte Amélie. Ein Mordversuch! Das Weib wollte ihn umbringen , dachte sie erschüttert und fröstelte.
KAPITEL 8
Südafrika, Kapstadt
E s mussten mindestens ein Dutzend Seehunde sein, die sich in den als Schiffspuffer dienenden Autoreifen an der Hafenmauer eingenistet hatten. Friedlich dösten sie in der Nachmittagssonne, jeder in seinem Gummiring, und ließen sich die Schwanzflosse wärmen. Das Gekreisch der fetten Möwen, die sich um die wenigen Fischreste stritten und das fröhliche Geschwätz und Lachen der vielen Müßiggänger erfüllten die Luft. Das Meer roch würzig nach salzigem Seetang.
»Lass das, Alfie! Die wollen nicht spielen«, rief Bill seinem Dackel zu, der kräftig an der Leine zerrte und die Seehunde ankläffte. William, Bill, Hogan war ein Teenager aus Chicago und am vorletzten Ferientag mit seinen Eltern am Pier des Victoria-Hafens in Kapstadt unterwegs. Der Hund hatte ihn während der vierzehn Tage in Südafrika ganz schön beschäftigt. Von Natur aus ein Streuner, war er dauernd in Bewegung und auf dem Sprung, abzuhauen. Er musste seine Nase in jeden Haufen stecken und scheute sich auch nicht, sich mit größeren Exemplaren seiner Gattung anzulegen.
Bill fand die Symbiose der Seehunde mit den Errungenschaften der Zivilisation faszinierend und zückte seinen Fotoapparat. Darauf hatte Alfie gewartet. Er riss sich los und jagte wie der Teufel hinter einer streunenden Katze nach, die er am anderen Ende des Piers entdeckt hatte. Unbeirrt von den erbosten Rufen der Leute und vom Geschrei des kleinen Mädchens dessen Eis im Dreck landete, weil er es beinahe umgeworfen hätte, hetzte er die Katze bis zum Frachthafen.
»Verdammter Köter«, fluchte Bill und rannte laut rufend hinter seinem Dackel her, der um einiges schneller war als der nicht sonderlich sportliche Junge. Die Katze hatte sich zwischen Kisten und Fässern, die auf den Verlad in den angedockten Frachter warteten, verkrochen, doch Alfie gab nicht auf. Seine feine Nase führte ihn sicher zum Versteck der Katze. In wilder Panik sprang sie aus dem Spalt zwischen zwei Kisten und wollte sich auf eines der großen Fässer retten, als der Hund sie am Hinterbein erwischte. Zu ihrem großen Glück erschien in diesem Augenblick Alfies Meister und pfiff ihn streng zurück. Der Hund ließ widerstrebend von seiner Beute ab und schaute der fliehenden Katze betreten nach.
»Was fällt dir ein, Alfie. Du weißt ganz genau, dass das verboten ist!«, schimpfte Bill. »Du solltest das mal mit einer der großen Katzen versuchen, die wir auf der Safari gesehen haben.« Verärgert nahm er den Dackel wieder an die Leine und schlenderte zu seinen Eltern zurück. Die Familie Hogan hatte vor ihrem Besuch am Kap der Guten Hoffnung einige Tage in Sun City verbracht. Mit Ausnahme des Tages, als er seine Eltern mehr oder weniger freiwillig auf Safari begleiten durfte, hatte er seine Zeit im exotischen Wasserpark beim Hotel verbracht. Das machte wesentlich mehr Spaß, als im staubigen Jeep zu schwitzen, und dass Alfie ihm in dieser Zeit einige Male entwischt war und sich weiß Gott wo herumgetrieben hatte, musste er den Eltern ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Schade, dass die schöne Reise schon zu Ende war. Morgen würden sie nach Atlanta zurückfliegen, und von dort weiter nach Chicago. Er hasste die langen Flüge und die mühsame Warterei auf den Flughäfen.
Die arme Katze hatte sich unterdessen wieder zwischen den Kisten versteckt, leckte die Bisswunde und wagte lange nicht, wieder hervorzukriechen. Zu lange, denn erst zu spät bemerkte sie, dass sie mitsamt den Kisten auf den Frachter gehievt wurde. Als sie sich endlich traute, ihr Versteck zu verlassen, befand sich das voll beladene Schiff bereits auf dem offenen Meer. Erst am nächsten Morgen entdeckte ein Matrose die hinkende Katze. Er gab ihr etwas Milch und hatte von nun an eine treue Freundin.
»Wenn du wieder gesund
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