Necare (Verlangen) (German Edition)
hätte es in diesem
Moment mit der ganzen Welt aufgenommen. Alles, was zählte, war, dass ich nicht
auch noch das letzte bisschen von Night verlor.
Plötzlich
hörten wir Schritte auf dem Flur. Wir zuckten schlagartig zusammen. Wir hatten
noch immer keinen Plan und gleich würden sie kommen! Ich ballte die Fäuste. Und
wenn ich mich mit Händen und Füßen wehren musste, sie würden dieses Zimmer
nicht betreten!
„Ihr nehmt
die rechte Seite! Ihr dort drüben, geht nach links“, befahl eine Stimme. Das
war mein Vater! Sofort keimte in mir eine winzige Hoffnung auf. Er war die
einzige Chance, die ich hatte. Ich lief zur Türe, riss sie auf und rief nach
ihm. Er wandte sich sofort nach mir um und kam schließlich zögernd auf mich zu.
„Wie geht es
dir?“, fragte er, wobei ich nicht erkennen konnte, ob in seinem Blick wirklich
Sorge lag.
„Ich bin
ziemlich geschockt. Damit hätte keiner von uns gerechnet.“
Er nickte.
„Allerdings ist es auch gut, dass es endlich rausgekommen ist. Ich hatte bei
dem Kerl von Anfang an kein gutes Gefühl, darum war ich auch so dagegen, dass
du dich mit ihm abgibst.“
„Nach dem
Vorfall mit dem Mytha hatte ich auch nichts mehr mit ihm zu tun“, log ich.
„Gut so.“
„Kann ich
irgendetwas tun, um zu helfen. Immerhin bin ich die Tochter eines Venari, da
möchte ich euch unterstützen.“
Er lächelte und es wirkte echt. „Nein, versuch dich nur etwas zu beruhigen und
ruh dich bis zur Heimreise aus.“
Einer der
Radrym trat neben ihn und fragte: „Dieses Zimmer hier wäre das nächste. Soll
ich mit der Durchsuchung beginnen?“
Jetzt kam es
darauf an… Ich trat beiseite und gab den Weg frei, doch das Gesicht meines
Vaters wurde gleich wieder ernst. „Hast du irgendetwas von ihm?“
Ich
schüttelte verneinend den Kopf und Ventus schien erleichtert.
„Soll ich nun
anfangen?“, fragte der Radrym.
„Das ist das
Zimmer meiner Tochter“, polterte er los: „Sie haben es doch selbst gehört: Sie
hatte nichts mit diesem Reichenberg zu schaffen und gibt sich erst recht nicht
mit dämonischem Pack ab. Glauben Sie etwa, die Tochter eines Venari würde Dinge
eines Dämons annehmen und verstecken.“
Ich nickte
mit ernstem Gesicht. „Ich weiß, wo mein Platz ist. Ich würde nie etwas tun, das
dich enttäuscht. Meine Freundinnen haben ebenfalls nichts zu verbergen.“
Der Radrym
nickte. „Selbstverständlich.“ Er betrachtete meinen Vater und sagte: „Ich mache
dann auf der anderen Seite weiter.“
„In Ordnung.“
Er sah mich nochmal an und meinte: „Ich komme in den nächsten Tagen vielleicht
mal bei deiner Mutter vorbei und sehe nach dir. Du sollst aber wissen, dass ich
sehr stolz auf dich bin. Du meisterst diese Situation großartig.“
„Danke“,
erwiderte ich und setzte ein Lächeln auf.
„Ich muss
mich noch um ein paar Dinge kümmern. Ruh dich aus.“
„Ja, das
mache ich.“
Er lächelte
mich an, wandte sich ab und eilte die Treppe hinunter.
„Dass das gut
gegangen ist…“ wisperte Thunder mit bleichem Gesicht.
„Findest du
das in Ordnung?“, fragte Céleste. „Du hast deinen Vater belogen und das, wo
euer Verhältnis ohnehin angespannt ist.“
„Er hat keine
Ahnung, wie Night wirklich ist“, erklärte ich und trat ins Zimmer zurück. „Er
sieht nur das, was er sehen will und nicht mehr.“
„Ach und du
etwa nicht?!“, fragte mich Céleste. Ihre Stimme war lauter geworden. „Du hast
doch auch keine Ahnung. Du krallst dich an diesen alten Bildern fest, ohne zu
wissen, auf was du dich da einlässt! Jeder sagt dir, dass er gefährlich ist.
Legenden und Geschichten berichten von ihm, doch du willst es einfach nicht
wahrhaben und reimst dir deine eigenen Dinge zurecht.“
„Ich erwarte
nicht, dass du das verstehst“, fuhr ich fort und nahm eine große Tasche aus
meinem Schrank. „Du musst auch nicht zu mir halten. Aber wenn unsere
Freundschaft dir je etwas bedeutet hat, dann verrate mich nicht. Mehr will ich
gar nicht.“ Damit wandte ich mich ab und war gerade dabei, das Zimmer zu
verlassen.
„Wo willst du
hin?“, fragte Thunder.
„Das wollt
ihr gar nicht wissen“, antwortete ich kurz und machte mich auf den Weg. Ich schlich
mich zum Jungentrakt und kam zum Glück ungehindert dort an.
Ich sah, wie
ein Radrym Sky etwas aus den Händen riss. Er versuchte sich zu wehren, schrie
den Kerl an, doch es war umsonst.
„Ihr habt
doch keine Ahnung!“, schrie Sky ihm nach. „Er würde uns niemals etwas tun. Ich
kenne ihn, verdammt
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