Necare (Verlangen) (German Edition)
Franken, wir wohnen im Birkenweg 12, in Neustadt. Bitte komm
dorthin. Ich kann erst in ein paar Stunden mit all den anderen abreisen. Warte
dort auf mich.“
Er nickte
schließlich langsam. „Okay.“
Ich hielt
noch immer seine Hand umklammert, als würde mein Leben davon abhängen.
„Du
versprichst es mir. Du wirst dort sein.“ Ich brauchte die Gewissheit, ich hatte
solche Angst, ihn loszulassen und nicht mehr wiederzusehen. Ich wusste, dass
ich das nicht verkraften würde. Ich konnte ihn nicht noch einmal verlieren.
Er
betrachtete mich mit diesen unglaublich blauen Augen, blickte so tief in meine,
dass es mir kurz die Sprache verschlug.
„Ich
verspreche es.“ Er entzog mir ganz langsam die Hand. „Ich danke dir.“
Ich nickte
und sah zu, wie er ein Portal rief. Wir sahen uns noch einmal an, dann
verschwand er darin. Ich keuchte auf, als er fort war, versuchte mich aber
gleichzeitig zusammenzureißen. Ich hoffte inständig, dass er sein Wort halten
würde und zu mir nach Hause auf dem Weg war.
Als ich in
die Schule zurückkehrte, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Es war
schwer, denn innerlich zitterte ich vor Nervosität. Würde er wirklich auf mich
warten? Und wie sollte es weitergehen? Diese Frage vertrieb ich allerdings erst
einmal. Das Wichtigste war, dass er fürs Erste in Sicherheit war. Ich versuchte
durchzuatmen und ruhiger zu werden.
Ich ging an
dem Feuer vorbei, das inzwischen deutlich kleiner geworden war und eilte auf
mein Zimmer zurück. Meine Freundinnen waren dabei zu packen und sahen mich
fragend an.
„Geht es dir etwas
besser?“, fragte Céleste.
Doch ich schüttelte
verneinend den Kopf. Ich konnte ihnen nicht von Night erzählen. Nicht, weil ich
ihnen nicht vertraute. Es war vielmehr, dass ich sie nicht noch weiter in das
alles hineinziehen wollte. Es war meine Entscheidung gewesen, ihm dieses
Angebot zu machen. Ich wollte ihn schützen und damit hatte niemand anderes
etwas zu tun. Ich wusste, welches Risiko ich auf mich nahm und wollte mir
lieber gar nicht vorstellen, was bei einer Entdeckung geschehen würde…
„Es ist
schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Besonders, da du ja in ihn…“ Sie
hielt kurz inne und betrachtete verlegen den Boden, als hätte sie Angst, meine
Wunde weiter aufgerissen zu haben. „Jedenfalls haben wir uns überlegt, dass es
vielleicht besser wäre, wenn erst mal keiner von uns alleine wäre. Wir könnten
zu Thunders Familie gehen und dort etwas zur Ruhe kommen.“ Sie sah mich
vorsichtig an. „Archon wird bestimmt auch vorbei schauen.“
Ich seufzte
und riss mich zusammen, nicht das auszusprechen, was mir auf der Zunge lag.
Hoffte sie wirklich, dass ich nun auf Archon umschwenken würde, da Night
verloren war? Wie konnte sie das nur glauben?
„Es wird
bestimmt lustig“, meinte nun Thunder. „Meine Mutter wird sich freuen und es ist
doch viel besser, wenn wir uns gegenseitig auffangen können.“
Ich verstand
ihre Sorge, doch selbst wenn Night nicht plötzlich wieder aufgetaucht wäre, ich
hätte alleine sein wollen. Ich wollte kein fröhliches Gesicht aufsetzen müssen
und in Ruhe nachdenken können.
„Das ist nett
von euch, aber ich gehe zu mir nach Hause. Ich brauch einfach ein bisschen Zeit
für mich. Ich hoffe, ihr versteht das.“
„Bist du dir
wirklich sicher?“, fragte Céleste und betrachtete mich prüfend.
„Wenn es mir
besser geht, kann ich ja nachkommen.“
Shadow nickte
schließlich. „Melde dich aber, wenn irgendetwas ist. Du weißt verdammt gut,
dass wir immer für dich da sind.“
Ich nickte
dankbar.
Céleste
schien noch immer nicht recht wohl bei dem Gedanken, mich allein zu lassen,
aber sie gab schließlich nach und packte ihre restlichen Sachen ein. Ich wandte
mich ebenfalls meinem Schrank zu. Meine Freundinnen waren mit ihren eigenen
Koffern und Taschen beschäftigt und schenkten mir darum keine Beachtung,
dennoch war ich vorsichtig, wenn ich etwas von Nights Sachen aus der Tasche zog
und in die stopfte, die ich mitnehmen wollte. Ich konnte nicht alles einpacken,
das wäre zu auffällig gewesen und es war auch nicht möglich, eine Auswahl zu treffen,
dennoch hoffte ich, dass er die Dinge brauchen konnte. Dazwischen tat ich immer
wieder etwas von meiner eigenen Kleidung, bis sie schließlich voll war.
„Seid ihr
fertig?“, fragte Shadow. „Wir sollten dann langsam los.“
Wir nickten,
nahmen unser Gepäck und machten uns auf den Weg zur Eingangshalle, wo bereits
etliche Schüler
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