Necare (Verlangen) (German Edition)
kämpfte.
Es wütete, riss an seinem Gefängnis.
Plötzlich hielt ihn jemand am Arm
fest.
„Jetzt bleib endlich stehen! Was ist
mit dir? Red doch endlich!“
„Lass mich los!“, knurrte er und riss
seinen Arm frei.
Er hatte keine Zeit für so etwas. Er
musste weg, doch er spürte, dass es zu spät war. Die Ausweglosigkeit wurde ihm
immer klarer. Schweißperlen liefen über sein Gesicht; sein Herz klopfte so
schnell, dass es kurz vorm Zerspringen stand. Er fühlte den Schrei, den das
Ding in ihm ausstieß… Wie der Schrei seine eigene Kehle hinaufkroch und sich
dort entlud. Es war vorbei…
Das bittere
Ende
Ich sah, wie
er plötzlich von schwarzem Rauch eingehüllt wurde. Ein markerschütternder
Schrei durchzuckte die Halle. Dann war alles still. Minutenlang war kein
Geräusch zu hören. Jeder starrte auf ihn; fassungslos und voller Entsetzen. Der
Rauch legte sich allmählich, löste sich auf. Doch Night war verschwunden.
Stattdessen stand ein vollkommen Fremder an dessen Stelle. Er trug dieselbe
Kleidung, war jedoch ein paar Zentimeter größer, hatte breitere Schultern, wirkte
noch durchtrainierter und war gleichzeitig geschmeidig wie eine Raubkatze. Tränen
liefen mir die Wangen hinab, während ich das Gesicht betrachtete. Dieser Fremde
war schön… so sehr, dass es weh tat. Er wirkte wie ein dunkler Engel.
Gefährlich, anmutig, aber vor allem todbringend. Seine Haare waren pechschwarz und
wehten im Wind, der ihn durch die Kraft seiner Verwandlung umgab. Seine Augen wirkten
fremdartig; sie waren vollkommen schwarz, nichts Weißes war mehr darin zu sehen.
Ich zitterte am ganzen Körper. Noch nie hatte ich so etwas Schönes gesehen und
gleichzeitig bebte ich vor Angst.
Sky hatte
kurz zuvor auf Night eingeredet, ihn festgehalten. Er starrte den Fremden aus
einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Furcht und Wut an.
„Was… was
hast du mit Night gemacht?“, brüllte er, als er seinen Mut wiedergefunden
hatte.
Der Fremde
lachte kalt, hielt Sekunden später inne und betrachtete Sky mit einem finsteren
Lächeln auf den Lippen: „Bist du wirklich so dämlich?! Night…“, er machte eine
Pause und funkelte ihn hasserfüllt an, „hat es nie gegeben.“
Sky trat
einen Schritt zurück, als wären die Worte ein Schlag ins Gesicht. Doch er
schien nicht so schnell aufgeben zu wollen. Erneut trat er vor und schrie ihn
an: „Wer bist du und wo ist Night?!“
„Hast du es
noch immer nicht kapiert?!“ Der Fremde seufzte theatralisch und lächelte gleichzeitig süffisant. „Mein Name ist Devil Abbadon
Samael Diabolos Velmont. Ich bin der Sohn des Kaisers von Incendium und bin
der, den ihr so fürchtet. Der Occasus.“
Erst jetzt
schienen auch all die anderen aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Die ersten
begannen entsetzt aufzuschreien, einige andere machten sich auf den Weg, Hilfe
zu holen, doch die meisten waren weiterhin unfähig, sich in Bewegung zu setzen.
„Das… das
kann nicht sein“, murmelte Sky fassungslos. Für ihn schien gerade eine Welt in
Scherben zu zerbrechen und alles, was der Dämon tat, war kalt vor sich hin zu
grinsen.
„Endlich!“,
schrie Faith und sprang mit einer eleganten Bewegung von der Brüstung. Ich
starrte ihr ungläubig hinterher, während sich ihre Gestalt veränderte. Kaum war
sie auf dem Boden aufgekommen, stand eine vollkommen andere Person vor uns. Sie
wirkte drahtiger, war etwas kleiner als Faith und hatte schneeweißes, kurzes
Haar. Sie war unbeschreiblich schön und trat mit eleganten Bewegungen vor
Devil. Sie kniete nieder und legte sich zum Gruß die Faust aufs Herz.
„Eure Hoheit.
Ich bin so froh, dass Ihr endlich erwacht seid. Wir haben solange nach Euch
gesucht.“
„Du warst das
also, die dieses Gift hergestellt und mich freigesetzt hat“, stellte der Dämon
fest.
„So ist es!
Euer Vater hat mir diesen Auftrag erteilt. Zusammen mit einem Mytha habe ich an
etlichen Schulen nach Euch gesucht, bis ich Euch hier endlich gefunden habe.“
Darum war das
alles geschehen… In meinem Kopf drehten sich die Gedanken. Die silbernen Fäden…
Das war der eigentliche Grund für die Angriffe gewesen. Der Mytha hatte in
unsere Seelen geblickt, um den Occasus ausfindig zu machen. Währenddessen hatte
sich Faith in die Schulen geschlichen, sich als Schülerin ausgegeben, um besser
nachforschen zu können und zu überprüfen, wer womöglich in Frage kam.Alles
war bloße Tarnung gewesen. Ihre Freundlichkeit, ihre Worte, ihr Lächeln und die
angebliche
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