Necare (Verlangen) (German Edition)
Sekundenschnelle. Er bekam einfach nicht
genügend Luft. Er fühlte, wie sein Körper zu brennen begann. Schweiß tropfte
ihm vor lauter Anstrengung und Schmerz von der Stirn. Sein Blick verklärte sich
immer weiter. Er spürte, wie er die Kontrolle verlor, alles drehte sich. Er
hielt sich krampfhaft an seinem Bewusstsein fest, während über ihn die nächste
Schmerzenswelle hinweg raste. Sein gesamter Körper glühte, war so heiß, dass
die Schweißperlen augenblicklich verdampften. Seine Augen verdrehten sich, als
er auseinanderbrach. Ein Schrei der puren Qual und des Entsetzens drang aus seiner
Kehle, während ein wirbelnder Nebel aufkam und ihn einhüllte. Sein Verstand
wurde in die Tiefe gezogen und er verwandelte sich.
Als der Rauch sich verzogen hatte,
erhob sich die Gestalt und betrachtete die Hände. Er war erwacht; zu lange
eingeschlossen und darum von seinem eigentlichen Selbst abgespalten. Er erhob
sich und spürte die unermessliche Kraft in sich. Ein unbändiger Drang, diese
auszukosten, zu gebrauchen, zu zerstören und zu vernichten, übermannte ihn. Auf
seinen Lippen lag ein kaltes Lächeln.
Plötzlich zuckte er zusammen. Sein
Gesicht verzog sich. Er spürte, wie etwas versuchte, wieder an die Oberfläche
zu gelangen. Seine schwarzen Augen verdrehten sich, als er erneut vom
wirbelnden Nebel ergriffen wurde und ohnmächtig auf den Boden prallte. Er hatte
sich zurückverwandelt, war wieder er selbst. Die Kreatur zurück gedrängt, doch
wie lange würde sie dort bleiben?
Lauernde
Gefahr
Ich war auf
meinem Zimmer und versuchte mich auf ein Buch zu konzentrieren. Ich las den
Satz aber nun bestimmt zum fünften Mal, ohne dass der Sinn zu mir
durchgedrungen war. Ich seufzte und schlug es wieder zu. Nights Worte nagten
seit den letzten Tagen an mir.
„Verflucht,
sag endlich, was mit dir los ist“, forderte Shadow mich auf. Meine Freundinnen
hatten längst bemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmte.
„Ist
irgendetwas passiert? Du bist schon seit einiger Zeit so seltsam“, meinte
Céleste. Es hatte wohl keinen Sinn es länger mit mir alleine herum zu tragen.
Ich seufzte und begann zu erzählen.
„Das heißt
doch nicht, dass alles verloren ist“, meinte Céleste, nachdem ich ihnen alles
erzählt hatte. „Wenn er dich als Freundin sieht, bedeutest du ihm auf alle
Fälle etwas. Vielleicht entsteht daraus eben doch noch Liebe.“
„Ich habe mir
die ganze Zeit was vorgemacht“, sagte ich, ohne auf ihre Worte einzugehen.
„Mann, jetzt
reiß dich zusammen“, mischte sich Thunder ein. „Du kommst doch ohnehin nicht
von ihm los. Ich kann ja verstehen, dass es dich fertig macht, aber Céleste hat
Recht. Das heißt noch gar nichts. Du hast immer wieder gesagt, dass du nicht
aufgibst. Dann tu das jetzt auch nicht. Es ist vielleicht ein kleiner
Rückschlag, mehr aber auch nicht.“
Seine Worte
hatten mir einen Schlag versetzt, dennoch hatten meine Freundinnen sicherlich
Recht: Ich konnte ohnehin nicht aufgeben. Ich würde Zeit brauchen, um mich
davon zu erholen, aber dann… ja, was dann? Ich sollte wirklich nicht ständig
darüber nachdenken…
Nach
Mathematischer Magie war ich auf dem Weg, mich mit meinen Freundinnen
wiederzutreffen. Ich ertappte mich bereits nach wenigen Minuten dabei, wie ich
in Gedanken wieder bei ihm war. Ich war offenbar so vertieft, dass ich nicht
hörte, wie jemand meinen Namen rief. Erst als sich eine Hand auf meine Schulter
legte, schreckte ich auf.
„Entschuldige“,
lachte Faith mit ihrer wunderschönen Stimme. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Ja, sorry,
dass ich dich nicht gehört habe.“
„Macht
nichts“, meinte sie. „Wie geht es dir?“
Ich seufzte
und suchte nach einer Antwort. „Geht so. Es gab schon bessere Zeiten.“
„Liegt es an
der Botschaft? Hier drehen ja fast alle durch deswegen.“
Ich
schüttelte verneinend den Kopf. Da ertönte die Schulklingel. Ich musste langsam
los, wenn ich nicht zu spät zur nächsten Stunde kommen wollte.
„Wo musst du als
nächstes hin?“, fragte sie.
„Pflanzenkunde
im Raum 700.“
„In die
Richtung muss ich auch. Ist es okay, wenn ich dich ein Stück begleite?“
„Klar“,
stimmte ich zu.
Wir nahmen
eine Abkürzung, die uns durch einige etwas abgelegenere Korridore führte, wo
man sich dafür aber besser unterhalten konnte.
„Sag schon?
Ist irgendwas mit Night?“, fragte sie mich nach einer Weile.
Ich sog die
Luft ein und nickte langsam. „Er hat mir erklärt, dass er in
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