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Necare (Verlangen) (German Edition)

Necare (Verlangen) (German Edition)

Titel: Necare (Verlangen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Meine
Freundinnen waren mir auch weiterhin wichtig, dennoch ließ sich nicht
verbergen, dass sich etwas verändert hatte. Ich war gerne mit ihnen zusammen,
allerdings brauchte ich ab und zu ein wenig Zeit für mich. Ich ging darum ab
und an im Schulpark umher, setzte mich auf eine Bank in der Lichtung und genoss
die letzten warmen Sonnenstrahlen des Herbstes. Ich begegnete normalerweise
niemandem unterwegs. Schon gar nicht auf der Lichtung selbst. An diesem Tag war
ich allerdings nicht allein...
    Night saß auf
einer der Bänke; um sich herum Schulbücher und Papier verteilt. Endlich bot
sich eine Gelegenheit, mit ihm alleine zu sein. So lange hatte ich mich nach
seiner Stimme gesehnt, seinem Lächeln… Ich ging langsam zu ihm, während mein
Puls stetig heißer und heftiger pochte. Night hob den Kopf und da war es wieder,
dieses Lächeln, das ich so sehr liebte.
    „Störe ich?“,
fragte ich.
    „Nein, setz
dich.“ Er schob seine Sachen beiseite, so dass ich mich neben ihm niederlassen
konnte. Mein Blick flog über seine Schulsachen. Mir graute es jetzt schon
davor, wenn ich mir vorstellte, das alles auch mal lernen zu müssen. Es sah
äußerst kompliziert aus…
    „Ihr habt
momentan wohl viel zu tun“, murmelte ich.
    Er nickte.
„Ja, man kommt kaum hinterher.“ Er betrachtete mich kurz mit diesem unglaublichen
Blick.
    „Du hattest
Geburtstag.“ Seine Augen hingen nicht mehr an mir, sondern sahen in die Ferne.
„Tut mir leid, dass ich nicht daran gedacht habe. Du bist eine wirklich gute
Freundin und bedeutest mir viel als solche. Wir haben eine tolle Beziehung und können
über alles reden, was mit anderen Mädchen nicht immer einfach ist. Sie wollen
oft nicht akzeptieren, dass es eben bloß eine Freundschaft ist.“
    Als hätte man
einen Kübel mit eisigem Wasser über mir ausgekippt, war plötzlich jedes warme
Gefühl hinfort gespült. Ich spürte eisige Spitzen, die sich in mein Herz
bohrten und es zu zerfetzen drohten. Ich betrachtete meine Hände, die ich
ineinander gekrallt hielt, um mich irgendwo festhalten zu können. Ich lächelte
tapfer, doch in mir rauschte der Schmerz.
    Ich nickte
stumm; sah ihn an und meinte: „Das macht nichts. Wirklich. Es ist ja auch
einiges passiert und dann müsst ihr auch so viel lernen.“
    „Dennoch tut
es mir leid.“
    „In letzter
Zeit ist vieles anders geworden“, sagte ich mit verblüffend fester Stimme.
    „Ja, seit der
Nachricht traut keiner dem anderen mehr über den Weg. Sie haben alle Angst.
Wahrscheinlich hatten wir diese Gefahr einfach zu weit von uns geschoben.“
    „Glaubst du,
dass es stimmt?“
    Er wusste
sofort, von was ich sprach. Er lehnte sich in der Bank zurück und blickte in
den Himmel. „Ganz ehrlich: Nein. Der Direktor hat gerade letztes Jahr einige
Fehler gemacht und viele Dinge nicht ernst genug genommen. Doch diese Botschaft
hat sowohl ihm als auch den Radrym zugesetzt. Sie haben alles untersucht und
sind sich sicher, dass uns keine Gefahr droht. Ich glaube ihnen in diesem
Punkt. Wären sie von etwas anderem überzeugt, hätten sie bereits Vorkehrungen
getroffen. Ich denke, die Dämonen wollten uns einfach an einer wunden Stelle
treffen und das haben sie ja auch geschafft. Dafür muss man nur mal in die
Schule gehen. Man spürt, wie sehr die Angst uns alle beherrscht.“
    Ich nickte
stumm und wir schwiegen beide.
    „Ich geh dann
mal zurück. Kommst du mit?“
    Ich
schüttelte verneinend den Kopf. Ich brauchte Zeit für mich.
    „Gut, dann
bis bald.“ Er lächelte und es war dieses wundervolle Lächeln, das mich sonst
immer so glücklich machte. Dieses Mal schnitt es mir jedoch schmerzhaft in die
Brust. Er nahm seine Sachen, ging und war bald nicht mehr zu sehen.
    Ich saß
weiterhin da. Nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Fühlte er
tatsächlich nicht dasselbe wie ich? War ich ihm nur eine gute Freundin, nicht
mehr? Waren all die Momente bedeutungslos? Im Grunde hatte er es ja angedeutet…
Er wollte keine Beziehung mit mir. Wir waren eben bloß… Freunde.
    Das Schlimme
war, dass ich trotzdem nicht von ihm lassen konnte. Ich liebte ihn und wollte
bei ihm sein. Ich wusste, dass es mir in seiner Nähe weiterhin gut gehen würde.
Auch wenn nie die Chance auf mehr bestehen sollte…
    Es war
verrückt! Und das machte mir auch so sehr zu schaffen. Mein Verhalten war
idiotisch und dennoch änderte es nichts.  

 
    Ich weiß
nicht, wie lange ich auf der Bank gesessen hatte. Irgendwann, als mein Körper
taub war und ich nichts

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